Joseph Ki-Zerbo, Historiker und Politiker aus Burkina Faso erzählt in einem Interview, dass der Pharao Pépi während sehr interessiert und glücklich war, als ihn eine seiner Expeditionen zu den Baka (Pygmäen) mit ihrer Musik und ihren Ritualen führte. Seither begeben sich in den anderen Königreichen von Kama (Afrika) die Herrscher (Mwene genannt) in den Wald, um Rituale auszuführen.

Die ersten Bewohner von Kama waren Gruppen von Familien, und nicht Ethnien oder Stämme, so wie die Baka, Koya, Twa, Aka, Bongo, Efe und zahlreiche andere Gruppen, die mit diesen Hauptfamilien verwandt waren. Dabei handelte es sich nicht um Wilde, wie sie der Westen in Filmen und Büchern darstellt, sondern um Zivilisationen, die sich auf einen starken gemeinschaftlichen Geist in jeglicher Hinsicht gründeten.

Die Musik spielte eine sehr wichtige Rolle und kam mit vielfältigen Instrumenten und herrlichen polyphonen Chören bei Jagdzeremonien, bei der Beschneidung von Männern und bei Ritualen mit Masken zur Anwendung. Bei einigen dieser polyphonen Chöre singt eine Frau eine Melodie, die von den anderen in verschiedenen Stimmlagen aufgenommen wird und wo sich zahlreiche Musikwissenschaftler fragen, wie eine nicht schriftlich festgehaltene Musik so harmonisch und präzise sein kann.

Die Mvet

Hierbei handelt es sich um ein altes Saiteninstrument aus zwei oder vier Kalebassen, das aus in der Nähe von Seen wachsenden Bambus hergestellt wird. Es ist sehr verbreitet bei den Fang und den Ekani – Völkern, die im Großteil des Benin, Kamerun, Äquatorialguinea, des Kongo und der Zentralafrikanischen Republik beheimatet sind. Es ist faszinierend zu sehen, wie das Instrument für Lieder verwendet wird, die vom Beginn der Schöpfung erzählen – mit Anlehnungen an die Urknall-Theorie und Einsteins Relativitätstheorie sowie an Details über den Makro- und Mikrokosmos. Die Fang und die Baka haben sich über ihre Rituale und ihre Musik ausgetauscht und so das bedeutende Band verdeutlicht, das sie verbindet.

Die Bwiti

Die Bwiti ist eine der ältesten Religionsgemeinschaften des Kontinents, deren Zentrum die Natur, der Animismus und der Kult um die Vorfahren ist und die vom Christentum entlehnte Elemente des Synkretismus enthält. Mit ihren Ritualen und ihrer Musik, wird diese Religion in Kamerun, Gabun, Äquatorialguinea und im Kongo praktiziert. Dabei kommen unterschiedliche Arten von Harfen und traditionelle Instrumente aus Kalebassen und aus Stäben zum Einsatz. Um die Musik der Bwiti spielen zu können, muss man eine Kopfbedeckung aus Federn von roten Papageien tragen, da es so möglich ist, die Botschaft der Geister zu hören und zu sehen. Außerdem wird die magische Pflanze Iboga benötigt, eine halluzinogene Wurzel, die seit tausenden von Jahren verwendet wird, um Visionen, spirituelle Erleuchtung und Offenbarungen zu gewinnen, die sowohl für den Initiierten als auch für seine Gemeinschaft von großer Bedeutung sind. Glücklicherweise hat all dieses Wissen Bestand, auch wenn es durch den Modernismus bedroht ist.

Weitere Artikel in der Reihe „Afrika, eine Geschichte zum Wiederentdecken“ sind hier zu finden.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!