Frieden ist, wenn wir uns selber vertrauen und fühlen, dass es auch die anderen tun. Wenn wir von den anderen etwas Gutes erwarten und wenn wir nicht daran zweifeln, und zwar deshalb, weil wir selber auch etwas Gutes im Sinn haben. Und weil wir wissen, dass es dann real ist.

Frieden ist, wenn wir frei von Angst sind. Wenn wir mit jeder Faser fühlen, dass wir vertrauen können, und wenn dieses Vertrauen so groß ist, dass es sich überträgt. Frieden ist, wenn wir wissen, dass niemand an etwas Schuld ist. Dass Schuld eine Erfindung ist, eine Vereinfachung, ein recht grobes Vehikel, dem wir entwachsen sind. Wenn wir nicht in Gut und Böse unterteilen, wenn wir gar nicht mehr unterteilen, weil wir wissen, dass alles ein fließender Prozess ist, in dem alle Protagonisten ihren Anteil haben.

In Momenten, in denen wir so sehr mit der physischen Realität zu tun haben, in der uns diese so stark in unserem Leben beeinflusst, ist es schwer, diesen Frieden zu empfinden. Aber wir treiben das Rad nur weiter in diese Richtung an, wenn wir unser Vertrauen aufgeben. Wenn wir uns aber entscheiden, die reale Situation als nur eine von vielen Ebenen unseres Wirkens zu verstehen, dann können wir in unseren Gedanken und Emotionen schon jetzt weit darüber hinaus gehen.

Wir können die Zukunft erschaffen, die wir uns wünschen, und müssen nicht mehr nur aus der Vergangenheit unsere Lehren ziehen. Denn die Geschichte verläuft immer in Zyklen von Werden und Vergehen, von Frieden und Krieg, und wir brauchen den Blick aus der Zukunft, um den Ausgang zu finden. Wenn wir Frieden als eine Realität begreifen, die bereits jetzt schon statt findet, dann können wir diese Vision in unsere Gegenwart holen, in diesen Tag, in diese Stunde, in die nächste Handlung, die wir ausführen.

Das nächste, was wir tun, kann friedlich sein, egal was es ist. Ob wir mit der U-Bahn fahren, eine Mahlzeit zubereiten oder ein Auto reparieren, es kann ein Akt des Friedens sein. Wenn wir keine Angst mehr vor den Reaktionen der anderen Menschen haben, wenn wir keine Angst vor ihrem Urteil haben oder ihren Launen. Denn wir wissen, dass alle diese Dinge existieren, aber sie stellen nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit dar. Frieden existiert parallel und immer. Frieden ist jetzt schon da.

Frieden zieht mit den Wolken über den Himmel und mit den Walen durch die Meere. Frieden ist ein belebender Lufthauch oder ein inneres Lächeln. Frieden ist die Absicht, mit der wir unsere Wege gehen. Frieden ist das höhere Ziel, das uns leitet, und das unserem Handeln Sinn gibt.

Frieden ist der Gradmesser für alles was wir tun – stets können wir uns fragen: Führt es zu größerem Frieden? Wenn ich diesen Weg gehe, vergrößere ich damit den Frieden? Dieser Gedanke ist der Samen des Friedens, und wir sind der Boden, in dem er wächst und reift. In dem er sich weiter verbreitet, bis er eines Tages über alle Ozeane und Kontinente reicht, als die große Verbindung zwischen uns allen und allem, so verschieden es äußerlich auch sei.

Folgen wir also dem Strom des Friedens, der aus der Zukunft zu uns herüber weht, und verankern ihn fest in unserer Gegenwart, in genau diesem Moment. Dort, wo Du gerade bist, sei Frieden, Frieden.

Theresa Große