Das WEF in Davos gilt als wichtigstes Polit-Prominenten-Treffen der Welt. Schon bald könnte das EEF ihm Konkurrenz machen.

Gulbaat Rzchiladse für die Online-Zeitung INFOsperber

Am 2. September wird im äussersten Osten Russlands zum sechsten Mal das Ostwirtschaftsforum eröffnet. Da Eastern Economic Forum in Wladiwostok ist eine der wichtigsten internationalen Plattformen zur wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zusammenarbeit zwischen Russland und Staaten aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Am seit 2015 etablierten Forum nehmen hochkarätige Delegationen aus Russland und seinen asiatischen Nachbarländern teil: Staats- und Regierungschefs sowie Spitzenmanager bedeutender Unternehmen. Das Forum findet auf dem Campus der Fernöstlichen Föderalen Universität in Wladiwostok statt.

Schon die letzten Male haben namhafte Spitzenpolitiker wie Russlands Staatspräsident Wladimir Putin, der Staatspräsident der Volksrepublik China Xi Jinping, der ehemalige Staatspräsident der Mongolei Chaltmaagiin Battulga, Japans damaliger Ministerpräsident Shinzō Abe, Südkoreas damaliger Ministerpräsident Lee Nak-yon und andere Polit-Prominente des Fernen Ostens am Forum teilgenommen.

Interessant auch für Europa

Allerdings ist die Veranstaltung in der Hafenstadt Wladiwostok nicht nur für fernöstlich-asiatische Staaten und Geschäftskreise interessant. An der Arbeit des Forums nehmen regelmässig auch Europäer teil – wenn auch nicht auf der Ebene der Spitzenpolitiker und -manager. Die europäische Wirtschaft wird trotzdem ziemlich stark repräsentiert, in diesem Jahr beispielsweise durch die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) sowie die Französisch-Russische Industrie- und Handelskammer (CCI). Der Präsident der CCI Emmanuel Quidet nimmt dieses Jahr schon 15 Teilnehmer aus der französischen Wirtschaft mit, statt nur zwei oder drei Firmenvertreter wie in den vergangenen Jahren.

Das rasante Wachstum des «Eastern Economic Forum» EEF, das wie eingangs erwähnt am 2. September eröffnet wird und bis zum 4. September dauert, ist augenfällig. Die Statistik ist beeindruckend: Wenn das Forum 2017 und 2018 noch knapp 6000 Teilnehmer verzeichnete (Journalisten nicht mitgerechnet), betrug deren Zahl im Jahr 2019 bereits 8500. Dementsprechend stieg auch die Zahl der abgeschlossenen Verträge und die vertraglich festgelegten Summen. 2017 wurden 217 Verträge in Höhe von 2,5 Billionen Rubel abgeschlossen, 2018 bereits 220 Verträge in Höhe von 3,1 Billionen Rubel und 2019 rund 270 Verträge in Höhe von 3,4 Billionen Rubel (1 Billion Rubel sind zurzeit rund 13,5 Millionen US-Dollar). Wobei nur jene Vertragssummen in die Statistik einfliessen, die keiner kommerziellen Geheimhaltung unterliegen (was aus politischen Gründen wohl eine deutlich grössere Zahl sein dürfte. Anm. des Redaktors).

Kontakte in allen Formen

Das Forum ist im vergangenen Jahr aus den weltweiten epidemiologischen Gründen ausgefallen, aber dieses Jahr findet es in gemischter Form – vor Ort sowie auch online – statt. Die dreitätige Veranstaltung besteht aus Konferenzen, Runden Tischen, Fernsehdebatten, Business-Frühstücks-Gesprächen, Business-Dialogen und weiteren Kontakt- und Informationsformen.

Die Themen der internationalen Veranstaltungen im Rahmen des «Eastern Economic Forum» EEF drehen sich um «die Werte der grossen eurasischen Partnerschaft», die Business-Dialoge sind fokussiert auf Russland-Europa, Russland-Indien, Russland-Korea, Russland-Japan usw. Das «Business Programme» und das «Cultural Programme» sind beide von hohem internationalem Interesse. («Business Programme», nicht «Business Program», die englischsprachige Version der EEF-Website ist also in «British English» verfasst, nicht in «American English», Anm. des Redaktors.)

Am Rand des Forums wird auch über die Covid-Impfungen diskutiert werden. Russland hat bekanntlich mehrere eigene Impfstoffe gegen Covid geschaffen. Der bekannteste davon – «Sputnik V» – wird in den westlichen Ländern offensichtlich aus politischen Gründen nicht anerkannt.

Das bevorstehende Wirtschaftsforum EEF ist ein guter Anlass, das Augenmerk auf Kooperationen zu richten und die Konfrontationen zu überwinden.