In Peru gibt es keine klar festgelegte politische Linie gegen Morde an Frauen. Die Zahlen sind alarmierend. Im Jahre 2020 wurden 138 Fälle registriert, wo Frauen von ihren eigenen Ehemännern, Lebensgefährten oder Lebenspartnern getötet wurden.

In 2021 wurden bislang 47 Fälle von Frauenmorden angezeigt: 15 Morde im Januar, 9 im Februar, 10 im März und im April bisher 13 Morde. Obwohl vom ersten zum zweiten Monat ein Rückgang der Fälle verzeichnet wurde, nahm daraufhin diese Problematik ständig zu.

Im Jahre 1993 wurde vom peruanischen Staat das Gesetz Nr. 26260 erlassen, ein Gesetz zum Schutz gegen häusliche Gewalt, als Folge der Unterzeichnung des interamerikanischen Abkommens zur Verhütung, Bestrafung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Dieses Gesetz wurde mehrfach geändert, um von häuslicher Gewalt betroffene Frauen zu schützen. In der Praxis jedoch hatte es anscheinend nicht den erwarteten Effekt.

Die Verbrechen wurden zusehends blutiger: Zerstückelungen, tödliche Verbrennungen, sogar das Verschwinden von Leichen unter der Erde oder in Betonzylindern. Das ist ein Anzeichen einer kranken Gesellschaft, in der familiäre Gewalt zur Tagesordnung gehört.

Gesetzesinitiativen zur Bekämpfung und Ausrottung dieses Verbrechens sind nicht ausreichend. Von Juni 2016 bis heute hat der Kongress der Republik Peru drei von 29 Gesetzen verabschiedet, die sich auf Gewalt gegen Frauen beziehen.

Eines davon beseitigt die Gefängnisvorteile für diejenigen, die für Verbrechen wie Mord oder schwere Körperverletzung mit dem erschwerenden Umstand verurteilt werden, dass Frauen aufgrund ihres Status als solche die Opfer sind.

Andererseits befinden sich unter den fünfundzwanzig Ländern der Welt mit den höchsten Frauenmordraten vierzehn in Lateinamerika, gemäß einem von UN Women zitierter Small Arms Survey-Bericht von 2016. Aber sie mahnen, „dass weltweit noch immer viele Todesfälle von Frauen ungeklärt bleiben“.

In Mexiko werden täglich 10 Frauenmorde begangen. Im Jahr 2020 wurden in Argentinien insgesamt 295 Morde an Frauen verübt: eine Anzahl von mehr als fünf Frauenmorde pro Woche und ein Mord alle 29 Stunden, laut Oberservatorio de Femicidios de la Defensoria del Pueblo de la Nacion (Observatorium für Frauenmorde der Nationalen Schiedsstelle (OFDPN). In den ersten vier Monaten von 2021 wurden in Argentinien insgesamt 74 Frauen ermordet.

Eine neue Studie der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und der Karibik (ECLAC) stellte fest, dass im Jahre 2019 mindestens 4.640 Frauen in Lateinamerika Opfer von Gewalttaten wurden. Und die UN Women warnt: „Wir haben keine vergleichbaren Daten zu Feminiziden auf weltweiter Ebene“.

Das interamerikanische Abkommen zur Verhütung, Bestrafung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, ebenso bekannt als das Abkommen von Bélem do Pará, ruft die Vertragsstaaten dazu auf, gesetzgebende Maßnahmen strafrechtlicher Art (u.a.) zu ergreifen, die „erforderlich sind zur Verhütung, Bestrafung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ (Artikel 7.c des Abkommens).

In der Studie „ Auswertung der Gesetze bei Frauenmorden in Lateinamerika und der Karibik und Beiträge für ein Modellgesetz“ (2018)(https://tinyurl.com/yfkackv7), unterbreiten sowohl der Nachfolgemechanismus des Abkommens für Gewalt gegen Frauen (MESECVI) als auch die UN Women unserer Region ein Modellgesetz, das sich mit den schwersten Menschenrechtsverletzungen von Frauen befasst, nicht ohne zuerst bestehende Gesetze zu prüfen, um in den Fällen, in denen es erforderlich ist, Debatten und Verbesserungen auszulösen.

Im April warnte die Vertreterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) in Peru, Maria del Carmen Sacasa davor, dass die Folgen der Pandemie nicht geschlechtsneutral seien. Eine von der UNDP und von UN Women durchgeführte Messung in Lateinamerika wies darauf hin, dass 50% der von Regierungen ergriffenen Maßnahmen, sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 auseinanderzusetzen, geschlechtsspezifisch wären, und es handelt sich um die Verhütung von und die Reaktion auf Gewalt gegen Frauen, was den größten Teil der Maßnahmen ausmacht.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!