Der „Fonds des Nationalen Wohlstands Russlands“ (Sondervermögen bzw. Staatsfonds der Regierung der Russischen Föderation, ehemals „Stabilisierungsfonds“ – Anm.) wird keine Rücklagen mehr in US-Dollar führen: Innerhalb eines Monats werden bestehende Vermögenswerte zwischen dem Euro, dem Yuan und Gold aufgeteilt. In den USA bezeichnete man dies bereits als eine „politische“ Entscheidung“.

Alle Spitzenprofite aus dem Öl-Verkauf werden in den Nationalen Wohlstandsfonds gesteckt und sind Teil der internationalen Reserven Russlands. Im Mai hatte der Anteil der Dollar-Aktiva des Wohlstandsfonds ein historisches Hoch von 600,9 Milliarden US-Dollar erreicht. Die Entscheidung, die US-Währung aus dem Fond auszuschließen, kündigte Finanzminister Anton Siluanov am 3. Juni an.

Derzeit machen Dollar-Vermögenswerte 35 Prozent (40 Milliarden US-Dollar) des Nationalen Wohlstandsfonds aus, werden in einem Monat jedoch auf Null reduziert. Darüber hinaus senkt man den Anteil des britischen Pfund von 10 auf fünf Prozent. Erhöht werden hingegen die Anteile des Euro auf 40 Prozent und des Yuan auf 30 Prozent. Gold wird zum ersten Mal in den Fonds aufgenommen und sein Anteil soll 20 Prozent betragen.

„In der heutigen Struktur haben wir Investitionen aus dem Fonds des Nationalen Wohlstands Russlands, die zu etwa 35 Prozent in Dollar und zu 35 Prozent in Euro abgewickelt werden. Jetzt müssen wir das Dollarvermögen vollständig loswerden“, sagte der russische Finanzminister.

Die Nachricht, dass Russland den Dollar aus dem Wohlstandsfonds streichen würde, hat im Westen eine heftige Reaktion ausgelöst. Das in London ansässige BlueBay Asset Management etwa bezeichnete den Schritt als „sehr politisch“.

„Die Botschaft lautet: Wir brauchen die Vereinigten Staaten nicht, wir müssen nicht in Dollar handeln, und wir sind unverwundbar für weitere US-Sanktionen“, sagte Timothy Ash, ein leitender Stratege für Schwellenländer bei BlueBay Asset Management. Er fügte hinzu, dass dies als Zeichen dafür interpretiert werden könnte, dass Moskau weitere Sanktionen der USA erwartet.

Im April hatte die Biden-Regierung vor weiteren Sanktionen gewarnt. Die Entscheidung, den US-Dollar aus dem Wohlstandsfonds rauszunehmen, wurde vor dem bevorstehenden Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem amerikanischen Amtskollegen Joe Biden, das am 16. Juni stattfinden soll, getroffen. Analysten weisen darauf hin, dass ein Dollar-Ausverkauf eine logische Folge zunehmender geopolitischer Spannungen sei und auf diese Weise dazu beitrage, die Abhängigkeit der Wirtschaft von der US-Währung zu verringern. In Moskau wolle man damit die Verluste minimieren, die aufgrund der gegen den Bankensektor gerichteten US-Sanktionen entstanden wären, und schränke daher die Dollargeschäfte ein.

Zudem verliert die US-Währung ihren Wert und damit ihre Attraktivität für Investoren. Im Jahr 2020 beispielsweise wurde der Dollar gegenüber dem Euro von 0,8934 auf 0,8149 abgewertet, d.h. um fast neun Prozent. 2021 ist ebenfalls ein Rückgang möglich, von weiteren fünf bis sieben Prozent. Grund dafür ist, dass mehr US-Dollar gedruckt wurden, was die Inflation beschleunigt und den Wert des Dollars verringert hat.

Darüber hinaus halten Analysten auch die Investitionen des Wohlstandsfonds in Edelmetalle für wirtschaftlich sinnvoll. Zum ersten Mal wird Gold -mit einem Anteil von 20 Prozent – in die Struktur des Fonds einbezogen.

Ein föderales Gesetz, das eine ähnliche Mittelzuweisung zulässt, wurde im Dezember von Putin unterzeichnet. Das Ziel dabei lautet, Investitionen zu diversifizieren, ihre Integrität zu gewährleisten und die Rentabilität zu steigern. Gold ist ein universelles monetäres Äquivalent, das nicht an Wert verliert und gegen Sanktionsrisiken versichert ist. Falls sich die Beziehungen zwischen Washington und Moskau weiter verschlechtern, könnten Russlands Dollarkonten gesperrt werden – eine ähnliche Bedrohung für Gold besteht nicht.

Die Investition in Gold schützt den globalen Geldmarkt vor inflationären Prozessen, die für die Stimulierung der Geld- und Kreditpolitik erforderlich sind, insbesondere in Zeiten von Pandemien. Zudem wird die Diversifizierung und Renditen von Vermögenswerten erhöht und das Kreditrisiko verringert.

Russlands Nationaler Wohlstandsfonds hat auch den Vorteil, dass er im globalen Finanzsystem noch relativ unbekannt ist, obwohl der Fonds über ein Vermögen von 185 Milliarden US-Dollar verfügt. Sein Eintritt in den Edelmetallmarkt wird ein bedeutendes Ereignis sein. Russlands Manöver in Bezug auf den Goldkauf könnten erhebliche Folgen für den Westen haben.

Die Zentralbank hat in den letzten zehn Jahren energisch Edelmetall angekauft, was Russland heute zu einem der größten Goldbesitzer der Welt macht. Praktisch das gesamte von russischen Unternehmen abgebaute Gold ging an die Regulierungsbehörde. Im April des vergangenen Jahres hatte die Zentralbank jedoch die Käufe ausgesetzt und Exporte ins Ausland erlaubt.

Seitdem haben die Goldlieferungen ins Ausland erheblich zugenommen, wobei ein Großteil davon von westlichen Ländern, insbesondere von Großbritannien, gekauft wurde. Mit diesem strategischen Schritt des Wohlstandsfonds ist Moskau nicht nur besser gegen verschärfte Sanktionen des Westens geschützt, sondern etabliert sich nun als großer Edelmetallhändler – und sichert so die Geldhoheit Russlands weiter, indem es seine Wirtschaft vor zukünftigen Angriffen schützt.

Dieser Artikel Paul Antonopoulos erschien zuvor im englischen Original auf InfoBrics.org und wurde von EuroBRICS übersetzt.

Der Originalartikel kann hier besucht werden