Wir alle kennen das: Menschen, die sich zu sehr in ein Thema verstricken, wirken auf ihre Umwelt immer absonderlicher und irgendwann, ab einem bestimmten Stadium sind sie und ihre Umwelt kaum noch kommunikationsfähig. Wer ehrlich ist, hat es auch schon an sich selbst beobachtet.

Im Positiven kann das eine Arbeit über oder in einem Spezialgebiet gewesen sein, wo man für einen bestimmten Zeitraum so in der Materie steckt, dass der Aufwand, es einem Außenstehenden zu erklären, kaum noch der Mühe wert erscheint. Auf der anderen Seite reagiert die Umwelt dann zunehmend mit Unverständnis.

Oder man fühlt sich ungerecht behandelt, sammelt alles zur Verfügung stehende Material und beginnt mit einer Dokumentation, die immer komplexer wird und die kaum noch jemand hören will. Die eine Verwerfung, auf die es ankäme, geht unter in zu viel Wissen um die Details, die Fokussierung bleibt aus.

Fokussierung auf Details

Doch solange eine solche Entwicklung für einen zeitlich begrenzten Raum anhält, ist das zu handhaben. Schwierig wird es, wenn kein Ende abzusehen ist. Dann beginnen sich massive Schäden herauszubilden im Gefüge derer, die intern wie extern davon betroffen sind; diejenigen, die sich nur noch in der Welt eines Details bewegen und diejenigen, die die Komplexität des Daseins noch genießen oder auch zu bewältigen haben.

Vor allem die innerhalb des Details laufen Gefahr, den Anschluss an die Gesellschaft insgesamt zu verlieren. In einem solchen Stadium kann man von einer nachhaltigen Verwerfung sprechen, und in einem solchen Stadium scheinen wir uns momentan zu befinden.

Das beschriebene Phänomen sei hier einmal die monothematische Fokussierung genannt. Hier und jetzt betrifft sie Corona.

Böse Zungen behaupten, die erlebte monothematische Fokussierung auf das Phänomen diene nur dazu, abzulenken von einem Prozess der kollektiven Entrechtung. Lassen wir das hier einmal außer acht, denn es könnte noch schlimmer kommen. Denn es ist sehr einfach, sich ein Bild von der noch immer existierenden Komplexität der Welt zu machen. Nur hier und jetzt, in der medialen Kommunikation dieses Landes, scheint es außerhalb des in vielerlei Hinsicht missratenen Managements einer pandemischen Krise nichts mehr zu geben.

Jedes Detail, ob wichtig oder nicht, wird von einer Meute selbst ernannter Kommunikatoren, Fachleute, Kommentatoren und Politikern kommentiert und reflektiert. Es soll der Profilierung dienen, bewirkt jedoch das Gegenteil oder präziser, es dient zur Erstellung eines negativen Profils: das des monothematischen Nerds, der sich erbricht in der eigenen Bedeutung.

Aus, tot und vorbei!

Jenseits aller Virus-Phänomene, ob sie uns nun für einen langen Zeitraum erhalten bleiben oder nicht, wird es ein Sein nach dieser Episode geben. Und es wird eine Rolle spielen, was für Strategien die einzelnen Menschen und Organisationen für diese Zeit nebst den nötigen Kompetenzen haben.

Bleibt es bei der ritterlichen Rückschau nach einem versauten Turnier, wenn das ganze Elend vorbei ist, und danach sieht es aus, dann sind all die bedeutungsträchtigen Kommentatoren des medialen Hypes längst in der Versenkung verschwunden. Aus, tot und vorbei!

Denn dann geht es wieder um Hegemonialkriege, um Rohstoffe, um Märkte, um sinkende Städte und brennende Wälder. Oder es geht um etwas ganz Neues. In beiden Fällen geht es nicht um die Lorbeeren für eine überstrapazierte, monothematische Ausrichtung. Und diejenigen, die heute diesem schalen Drama mit großer Erregung folgen, werden sehr schnell begreifen, wie nichtig das alles war. Das Leben wird weitergehen. Egal wie.

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