Die letzte große Strukturkrise des Kapitalismus von 2008 ist noch nicht abgearbeitet. Die Commerzbank u.a. stolpern noch mit Resten von Rettungsschirmen versehen im rauhen Gelände des Finanzmarktes.

Da kommt eine Rakete mit enormer Sprengkraft am 18. Juni durch das weltweite Netz. Regierungen und Banken hoffen, dass es ein Blindgänger sei und nicht explodiere.

Die Bauart der Rakete ähnelt der Lehman Brother Konstruktion von 2008. Der in Aschheim bei München sitzende Wirecard A G fehlen plötzlich 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz oder besser für ihre Liquidität. Die Börsenlenker merken das Dilemma und am 21. Juni stürzt die Notierung des Kurses in den Keller. Merkwürdiger Weise hat der Chef von Markus Braun mit seinen Verkäufen von Aktien noch mitgeholfen meldete boerse.ARD.de am 24. Juni.

Das Problem: Wirecard ist als Zahlungsdienstleister mit Banken und mit Visacard und Mastercard um den Globus eng verknüpft. Das Unternehmen arbeitet für die Kartenunternehmen und Banken fordern ausstehende 1,75 Milliarden wohl zurück, um ihre Liquidität und Bilanzen in Ordnung zu halten (Berliner Zeitung 25.6.2020). In der Vernetzung der Finanzbranche über viele Staaten stecken enorme Risiken für Dominoeffekte.

Die Frage ist: Wer gibt Wirecard einen ausreichenden Kredit, zumal der Guru der Ratingbranche Moodys am 22. Juni Wirecard nach einer Skala A-B-C auf C, d.h. auf Ramsch für die Rückzahlungschancen gesetzt hat! Nach der Lesart der Bankenwelt ist die Wirecard AG nicht mehr kreditwürdig.

Die deutsche Kontrollbehörde BAFIN hätte Wirecard als deutsches DAX Unternehmen seit der Registrierung 1999 auf dem Kontrollschirm haben müssen, um rechtzeitig den roten Knopf drücken zu können. Besonders seit 2008. Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Herr Felix Hufeld schätzte am 22. Juni ein:

„Wir befinden uns in der entsetzlichsten Situation, in der ich jemals einen DAX Konzern gesehen habe“ (Berliner Zeitung, 23.6.2020).

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen Herrn Braun erlassen. der sich selbst stellte und angab kooperieren zu wollen. Der Beschuldigte steht nun im Verdacht der unrichtigen Darstellung seiner Bilanz in Tateinheit mit Marktmanipulation. Die herangezogenen Paragrafen 331 des Handelsgesetzbuches 119 des Wertpapierhandelsgesetzes sind mit Geldstrafen aus der Portokasse und 3 Jahren Haft, wie Drohungen aus Watte. Es ist naiv anzunehmen das Herrn Braun und seinen Vorstandskollegen ernsthaft in Regress genommen wird. Die großen Gesetzesverletzer werden in Deutschland, wenn überhaupt, dann auf Bewährung verurteilt. Im Übrigen sind Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder auf Kosten ihrer Unternehmen gegen persönliche Regressansprüche versichert.

Ganz anders in den USA, wie Beispiele von Prozessen gegen die Deutsche Bank nach 2008 oder gegen den Volkswagenkonzern wegen Dieselbetruges oder Bayer/Monsanto in Sachen Glyphosat belegen.

Sei es, wie es in der Strafverfolgung ausgeht. Es bleibt die Hoffnung, dass kein Dominostein unkontrolliert fällt. Die Europäische Union und Deutschland haben genug Probleme mit der CORONA Krise, der unklaren Arbeitssituation, mit der Klimaerwärmung und mit den Forderungen von Präsident Trump.