Luis Ammann ist Journalist, hat ein Studium der modernen Sprachen abgeschlossen und sich auf Linguistik spezialisiert. Seit 1969 ist er Mitglied der Humanistischen Bewegung, in der er 37 Jahre lang mit Freiwilligen in 11 Ländern gearbeitet und sie geleitet hat. Er hat verschiedene theoretische Beiträge zur, von Mario Luis Rodríguez Cobos, auch bekannt als Silo, gegründeten, Denkströmung des Neuen Humanismus, geleistet. Er ist Autor des Buchs Selbstbefreiung, das erstmals 1980 in Barcelona veröffentlicht wurde und in mehr als 10 Sprachen erschienen ist.

REHUNO sprach mit Luis im Rahmen des 40. Jahrestages der Veröffentlichung der ersten Ausgabe des Buches „Selbst-Befreiung“. Es schlägt persönliche Übungen vor, die von Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt praktiziert werden.

Die Methode der Selbstbefreiung ist als Antwort auf das tiefste Bedürfnis des Menschen, das Leiden zu überwinden, gedacht. Aus dieser Perspektive ist die Selbstbefreiung ein Werkzeug, das zu diesem Ziel führt, indem es Verhaltensweisen verändern kann, wie der Autor erklärt.

REHUNO: Wie ist dieses Buch entstanden? In welcher Beziehung steht das Buch zu Silo, dem Gründer der Humanistischen Bewegung?

LA: Dieses Buch wurde 1980 zum ersten Mal veröffentlicht, aber es war bereits im Februar 1979 fertig. Das Grundmaterial besteht aus den Aufzeichnungen einiger Gruppen, die in sogenannten „Basisseminaren“ erarbeitet wurden. Das waren sechsmonatige Retreats, in denen es um Selbsterkenntnis und Forschen ging. Die Retreats begannen 1966 an einem Ort namens El Arenal (Jujuy, Argentinien) und wurden an verschiedenen Orten in Argentinien fortgesetzt. 1972 wurde in Yala (Jujuy, Argentinien) eine erste Zusammenstellung dieser Beiträge unter dem Titel Siloismus erstellt.

Silo gab in direkten Gesprächen einige Hinweise, es wurden Notizen gemacht und in Gruppen gearbeitet, und viele haben damit bis in die 70er Jahre gearbeitet. Die zentralen Ideen kamen immer von Silo; wir haben dem Text nie eigene Ideen hinzugefügt, sondern nur Vorschläge zur Umsetzung. Nach ’72 gab es neue Themen, die in inoffiziellen Notizen gesammelt wurden, und wir haben eigene Forschungen hinzugefügt, wie zum Beispiel was die Übertragungen angeht.

Mit anderen Worten, der intellektuelle Autor ist Silo und der Rest ist das Werk vieler Menschen. So war es. Ich versuche es immer so zu erklären, eine Teamarbeit, von vielen Menschen, aber letzten Endes ist die ganze intellektuelle Konzeption von Silo.

REHUNO: Das Buch Selbstbefreiung ist in zwei Teile gegliedert; der erste Teil umfasst Entspannungsübungen, psychophysische Übungen und Übungen zur Selbsterkenntnis. Der zweite Teil wird Operative genannt, schlägt die Katharsis, die Übertragung und die Selbstübertragung vor. Was ist der Ursprung davon, stammt das von ihnen?

LA: Die Arbeit mit den Antwortzentren, die im Teil der Psychophysis steht, zum Beispiel, kommt ursprünglich von Gurdjieff (George Ivanovich Gurdjieff, russischer Meister, Lehrer des Vierten Wegs) Zum ersten Mal wurde dies im Westen von Peter Demianovich Ouspensky in seinem Buch Psychologie der möglichen Evolution des Menschen dargelegt, aber diese Themen wurden nicht weiterentwickelt. Sie erklären nur die Zentren, die Teile und Unterteile, aber sie haben keine Übungen definiert, wie man die Teile und Unterteilungen feststellen kann oder aber es wurde nicht veröffentlicht. Das haben wir in den „Basisseminaren“ gemacht, bevor ich im Januar 1969 dazugestossen bin.

Gurdjieff ist auch derjenige, der entdeckt, dass es von grundlegender Bedeutung ist, das Gesicht und den Kopf zu entspannen, um eine gute Entspannung erreichen zu können. Von oben anzufangen ist wichtig beim Thema Entspannung, aber er hat keine schriftlichen Anleitungen hinterlassen, um eine Entspannung zu praktizieren; das ist es, was wir entwickelt haben.

Was die Übertragungen und Selbstübertragungen angeht, hat Silo die Theorie erklärt, hat uns angeleitet und viele von uns haben damit gearbeitet und Beobachtungen angestellt. Das war 1975 bei einem Treffen mit Silo auf Korfu, einer griechischen Insel. Von dort aus haben wir Argentinien zwei Forschungsgruppen gebildet. Eine wurde von Juan José Pescio koordiniert, der mit Siloisten aus Buenos Aires im Süden arbeitete, und die andere von mir in der Nähe von Cordoba. Wir koordinierten mehrere Gruppen, die an der Übertragung arbeiten sollten. Es gab nichts Schriftliches darüber wie die Übertragungen gemacht wurden, wir hatten nichts weiter als die mit Silo diskutierte zentrale Idee, einen allgemeinen Leitfaden. Und wir begannen, auf der Grundlage dieser zentralen Ideen zu üben, neue Situationen zu entdecken, Lösungen für diese Situationen zu finden, zu verstehen, welche Wege man nicht gehen sollte, waren und welche schon.

REHUNO: In der Ausgabe von 1990 erklärten Sie, das System der Selbstbefreiung sei weder eine Therapie noch ein Medikament, sondern ein Werkzeug für die persönliche Entwicklung. Heute bestätigt die moderne Wissenschaft zunehmend, was die alten Heilmethoden wie Ayurveda oder die Traditionelle Chinesische Medizin sagten, die ja aus philosophischen Systemen abgeleitet wurden. Sie wussten, richtiges Atmen, den Körper entspannen und Meditieren, sind grundlegende Praktiken für eine gute Gesundheit.

LA: Die Selbstbefreiung basiert auf einem zentralen Gedanken von Silo, nämlich dem das menschliche Leiden zu überwinden, ein Gedanke mit klaren buddhistischen Wurzeln. Buddha schlägt im Grunde das vor und gründet eine Schule in der Psychologie, nicht eine Religion, obwohl einige das später in eine Religion umwandeln. Heute könnte man sagen, Buddha war ein Atheist, denn das Thema Gott taucht nirgendwo auf; sein Beitrag bezieht sich eher auf das Thema des Leidens, auf die Möglichkeiten, aus dem Zyklus der verschiedenen Inkarnationen herauszukommen. Silo befasst sich im Grunde im Inneren Blick, in seinen Büchern mit dem Thema des Sinns des Lebens und der Transzendenz, d.h. der Überwindung des Todes. Silos Werk ist eher mystisch, Die Selbstbefreiung ist eine Übersetzung, sie ist für das westliche Denken gedacht. Es ist derselbe zentrale Kern der Überwindung des Leidens, aber für eine eher westliche Mentalität; es ist eher wie ein Kochbuch (lacht) mit den verschiedenen Dingen, die auf diesem Weg der Überwindung des Leidens zu tun sind.

Die Überwindung des Leidens hat mit Gesundheit zu tun, mit psychophysischer Gesundheit, mit geistiger Gesundheit, worüber in den letzten 20 Jahren mehr gesprochen wurde und was Silo schon vor 50 Jahren erklärt hat.

REHUNO: Welchen Schlüssel haben sie zu den Themen Entspannung und Atmung gefunden?

L.A.: Nur wenige Menschen beachteten Gurdjieffs Gedanken darüber, wie wichtig die Entspannung des Gesichts ist und wir haben damit angefangen. Der Kopf, das Gesicht, die Augäpfel, die beiden Teile der Nase, die Mundwinkel, all das ist in unserer Entspannung enthalten. Und dann die Atmung als eine konkrete Sache, die im Grunde für vieles dienlich ist, zur Beruhigung vor einem Vorstellungsgespräch zum Beispiel, in einer Konfrontation oder bevor man eine innere Arbeit oder eine Zeremonie beginnt.

Wenn man etwas tiefer in das Thema der allegorischen und symbolischen Aspekte einsteigt, welches in dem Kapitel „Übertragung“ behandelt wird, kommt man zur Fragestellung: was sind das für Verbindungen? Das kann das Bild einer Busreise sein, oder ein anderes Bild, das mit einer Fahrt von einem Ort zu einem anderen zu tun hat. Man nutzt die Gelegenheit, um das, was man bereits getan hat, abzuschließen und sich auf das vorzubereiten, was noch kommen wird. Wenn man diesen Inhalt dann mit der Psychophysis in Verbindung bringt: -Wie kann man eine solche Verbindung nutzen? -Einen Muskel entspannen? Unmöglich, viele Male versucht! Aber man kann sich sehr schnell über die Atmung entspannen. Denn die Atmung ist der Weg, auf dem wir die inneren Organe erreichen. Ich kann die äußeren Muskeln von außen bearbeiten: Ich spanne die Muskeln an und lasse sie los und sie entspannen sich, aber wie entspanne ich die inneren Organe? Im Grunde mit der Luft, durch die Atmung. Die Luft wiederum ist Emotion, also hilft sie nicht nur physisch, sondern neutralisiert auch emotional, sie hinterlässt einem guten Ton, neutral. Es ist also alles sehr verflochten, und diese Übungen sind synthetisch.

REHUNO: Die Struktur, wie eine Übertragung gemacht wird, zum Beispiel die verschiedenen Elemente, die allegorisch analysiert werden, wie die Verbindungen, Attribute, Kontinente, Inhalte… Nichts davon wurde vorher theoretisiert?

L.A.: Zum Beispiel die Idee, dass wir auf drei Ebenen arbeiten müssen (obere, mittlere und untere), wurde von Silo geklärt. Er fragte, was gibt es Bedeutendes auf jeder Ebene? Das war noch nie beantwortet worden, das haben wir gefunden, und Silo hat uns darauf gebracht. Zum Beispiel „Oben die leuchtende Stadt“, ein sich wiederholendes Bild, wir fanden auch unten eine leuchtende Stadt, also dachten wir, wie kann man die unterscheiden, welche oben und welche unten liegt? Kurz gesagt, all diese Erklärungen wurden von Silo gegeben. Wir entdeckten, dass es all das gab, und er half, es in Ordnung zu bringen, ihm einen Sinn zu geben. Mit anderen Worten, es war zu einem großen Teil ein kollektives Werk, es gab eine Beteiligung vieler Menschen. Jeder, der damals in die Bewegung eintrat, ging in diese Seminare. Das haben wir alle mitgemacht, und so ist dieses Handbuch entstanden.

REHUNO: Und damals wurde auch das geschrieben, was später Psychologie 1, 2 und 3 werden sollte, nämlich genau die Notizen aus Korfu und von den Kanarischen Inseln. Ist es richtig zu sagen, dass in diesen Jahren die wichtigste theoretische Grundlage von Silos Arbeit entwickelt wurde?

L.A.: Ja, absolut. Korfu im Jahr 1975 und die Kanarischen Inseln in den Jahren 1976 und 1978. Dann erschien die Selbstbefreiung im Jahr 1980, dem Jahr, in dem die Mission der 80er Jahre begann, und damit schloss sich eine ganze Etappe an, eine Etappe, in der viel geforscht wurde, in der sehr gute Arbeit geleistet wurde, es entstanden Materialien auf verschiedenen Ebenen, aber all das ist die Grundlage für die folgenden Etappen.

REHUNO: Und sind diese Arbeiten eine Synthese der inneren Arbeit der vorhergehenden Etappe?

L.A.: Ja, genau die ersten beiden offiziellen Bücher wurden veröffentlicht: Der Innere Blick und Selbstbefreiung beide in den 1980er Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine offiziellen Bücher, es waren nur Notizen.

REHUNO: Im Allgemeinen gehört es nicht zur westlichen Kultur, zu meditieren, sich selbst erforschen und noch weniger vor 40 Jahren. Wie war die Akzeptanz dieses Buches zu jener Zeit?

L.A.: Silo schlägt vor, über sich selbst zu meditieren, er hat immer darauf bestanden, dass man keine Lehrer braucht, aber dass man nachdenken muss. Natürlich kann das Ergebnis bei jedem Menschen ganz anders ausfallen, vor allem, weil fast niemand meditiert. Und diejenigen, die meditieren, haben bereits eine Menge Mitgegenwärtigkeiten, Erfahrungen und Überzeugungen von anderen Ausbildungen, so dass es etwas schwierig ist, wirklich über die Gegenwart zu meditieren, ohne den Lärm der Vergangenheit und die Erwartungen an die Zukunft.

Silo hatte bereits im Inneren Blick den Schlüssel entdeckt und enthüllt: „Nichts hat im Leben einen Sinn, wenn alles mit dem Tod endet“. Und wie übersetzt jemand aus dem Westen, der etwas aus sich machen will, das, was Silo da entdeckt hatte? Dann begründet Silo auch eine Psychologie, und diese Psychologie schafft Schlüsselelemente, Kernelemente, die im Prolog der ersten Ausgabe dargelegt werden, er erarbeitet eine Reihe von Übungen, die interessante Vorläufer haben. Was Gurdjieff zum Beispiel hinterlassen hat, sind Techniken, die dieser Meister auf die Kunst, die Musik, den Tanz stützte, sehr aufwendige Dinge. Ich habe mit Musikspezialisten gesprochen, die sagen, dass das Werk, das Gurdjieff entwickelt hatte, sehr aufwändig war, es umfasste Metrik und Tonleiter. Das heißt, es gibt viel Wissen, aber es muss auf einfache Art und Weise an die Menschen weitergegeben werden.

REHUNO: War das ihr Anliegen mit dem Buch?

L.A.: Genau! Ja, um es so einfach wie möglich zu machen. Und später macht es Silo in der Botschaft noch einfacher.

REHUNO: Wie soll man mit dem Buch Selbstbefreiung arbeiten? Wie oft sollten Menschen diese Übungen machen?

L.A.: Wenn man nach einer Synthese sucht, könnte die Arbeit in diesem Buch einmal im Leben gemacht werden. Man könnte die Arbeit mit dem ganzen System der Selbstbefreiung nur einmal im Leben machen. Aber dann fragt man sich, was man mit den neuen Situationen machen soll, die passieren, oder angesichts der Dinge, von denen man dachte, man hätte sie überwunden und die man nicht überwunden hat. Zum Beispiel sehr schwierige Situationen, die Elemente der Versöhnung erfordern. Und nicht nur mit anderen! Ich habe entdeckt, dass die größte Schwierigkeit darin besteht, sich mit sich selbst zu versöhnen, mit Bildern, in denen man das Gefühl hat, versagt zu haben, oder das Gefühl hat, etwas getan zu haben, was anderen oder dem eigenen Prozess schadet. Es ist nicht leicht. Dafür muss man meiner Meinung nach also Selbstübertragungen machen, um sich zu versöhnen, Selbstübertragungen, um bestimmte innere Konflikte zu überwinden, kurz, Selbstübertragungen, um Inhalte auszugleichen. Denn ideal für das Bewusstsein wäre es, keine allzu schillernden Inhalte zu haben, die zu einer Art Nahrung für sekundäre Träume werden. Das Leben und die eigene Mission in Einklang bringen einen Teil davon nach außen tragen zu können, zu den Menschen, die uns am nächsten stehen, oder wo immer man hinkommt. Und auf dem Gebiet der Gesundheit gibt es meines Erachtens ein sehr großes Anwendungsgebiet.

REHUNO: Das aktuelle Grundmodell psychologischer Arbeit, ist im Grunde das eines Patienten und eines Fachmanns, sei es der Therapeut, Psychologe oder Psychiater. Schlägt die Selbstbefreiung etwas vor, das man alleine machen kann?

L.A.: Was wir immer empfehlen, ist die Zusammenarbeit mit anderen. Wenn man so will wollen, gibt es viele Übungen, die man allein durchführen kann, aber die Arbeit ist viel bereichernder, wenn sie in einer Gruppe stattfindet. Alles im Siloismus verweist immer auf die Beziehung untereinander oder mit anderen. Die Grundsätze sprechen zum Beispiel von gültigem Handeln, von Handlungen, die in anderen enden, die man wiederholen würde, die einen innerlich wachsen lassen. Immer in einem paritätischen Verhältnis, wir sehen in unseren Arbeiten nicht den Therapeuten und den Patienten, sondern immer eine Beziehung auf einer Ebene.

REHUNO: Ein Teil der Studien, die sie durchgeführt haben, fand während der Diktatur in Argentinien statt. Wie war das?

L.A.: Wir haben zwei Diktaturen miterlebt und haben unter dem Mangel an Freiheit und noch größeren Konsequenzen gelitten, weil wir sehr stark von den Geheimdiensten infiltriert wurden. Sie wussten, dass wir mit der Gewalt nichts zu schaffen hatten, sie hatten unsere Materialien, sie wussten, was wir taten, weil sie gegen uns ermittelten. Wir mussten Gefängnisstrafen hinnehmen, und viele von uns wurden inhaftiert, einige unter sehr harten Bedingungen, und es gab sogar Freunde, die in La Plata getötet wurden, aber dies geschah hauptsächlich während des Aufstiegs einer Parapolizei-Bande namens Triple A (Argentinische Antikommunistische Allianz). Im Jahr 1975 wurden einige Freunde aus Córdoba, darunter mein Partner und ich, unter sehr harten Bedingungen im Geheimgefängnis „D2“ festgehalten. Aber glücklicherweise sind wir jetzt hier.

REHUNO: Würdest du etwas in einer zukünftigen Ausgabe des Buchs verändern?

L.A.: Im Kapitel über Psychophysis gibt es eine Erläuterung zur Reaktionszeit der Zentren (intellektuell, emotional, motorisch, vegetativ), und wir haben beschlossen, nur die Beispiele des intellektuellen Zentrums mit Teilen und Unterteilen darzustellen, von den anderen gibt es keine Beispiele, es gibt nur die Details für das intellektuelle Zentrum. Ich habe vor kurzem eine sehr gute Arbeit von María Angélica Soler entdeckt, und in einer nächsten Ausgabe von der Selbstbefreiung sollten wir diese Arbeit zitieren für diejenigen, die tiefer gehen wollen, denn sie hat das weiter und besser entwickelt.

Eine weitere Frage, die wir in einer nächsten Ausgabe verbessern sollten, ist das Thema der Bibliographie. Da Silos Werk sehr originell ist fällt es uns schwer eine Bibliographie zusammenzustellen und da wir keine haben, wird das Buch nicht von den Universitäten angenommen. Das müsste man ändern, auch wenn wir nicht alles im Detail aufführen können, da es sich um eine Arbeit handelt, die aus der Erfahrung entstanden ist, müssten wir doch diese früheren Referenzen anfügen.

REHUNO: Was sind deine Projekte für die Zukunft?

LA: Ich arbeite an zwei Projekten. Ich möchte das Kapitel über Selbstübertragung weiterentwickeln, das ein Teil des Buches ist, das viele Leute am Ende nicht benutzen, weil es zu komplex erscheint, und ich schreibe eine Arbeit zum Thema Konfliktlösungen. Aus dem Gesichtspunkt der Entspannung heraus konzentrieren wir uns auf die Konflikte. Ein Konflikt hat drei Schlüsselpunkte, da ist das visuelle Bild eines Problems, dann die Muskelspannung, die dieses Bild erzeugt, und der dritte Punkt ist die entsprechende Emotion. Ein Beispiel: Eine Person wird von ihrem Chef vor den Augen ihrer Kollegen schikaniert. Das ist das Bild des Chefs, der irgendetwas sagt, und dann lachen die Kollegen um sie herum, andere bedauern sie, usw. Und die Person fühlt eine schreckliche Muskelverspannung, die nicht immer bei allen Menschen an der gleichen Stelle auftritt, das hängt von der Person ab. Wenn man nur die muskuläre, körperliche Anspannung bearbeitet, kann man eine weitgehende Entspannung erreichen, aber man kann auch eine Entspannung erreichen, indem man das Bild der Situation, die diese Anspannung verursacht hat, verändert. Wenn man anfängt, das Bild zu bearbeiten, indem man Elemente einführt, die nicht da waren, z.B. Vorhänge, das lustige Bild eines Mannes mit Schnurrbart, oder man stellt sich vor wie dem Chef während er schimpft seine Hose herunterfällt. Das verändert die Szene, es ist nicht mehr dieselbe Szene, dann löst sich die körperliche Spannung und die mit diesem Bild verbundene Emotion auf. Das hilft sehr bei der Lösung von Konflikten, sei es in der Kindheit, in der Jugend oder in der Gegenwart. Die Idee ist, neue Werkzeuge zu schaffen.

REHUNO: Luis, vielen Dank für das Interview und herzlichen Glückwunsch zur Feier des 40-jährigen Buchjubiläums

L.A.: Gern geschehen, Vielen Dank an Euch.

Interview von Flavia Estevan und Cloty Rubi, Übersetzung aus dem Spanischen von Marita Simon.

Das Buch „Selbstbefreiung“ ist hier erhältlich.


Mehr lesen: http://www.luisammann.com.ar/

Los Centros de Respuesta: Una perspectiva educativa de la psicofísica. Maria Angélica Soler.