Die Welt ist ein schlechter Ort. Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man sie durch das mediale Brennglas betrachtet. Katastrophen, Kriege, Lügen, Heuchelei und Zerstörung bestimmen die vermittelte Realität. Obwohl jedem bekannt sein dürfte, dass diese nur ein stark vergrößerter Ausschnitt der Wirklichkeit ist, übernehmen sie viele allzu häufig als einzig mögliches Weltbild.

Daher hat sich die Mutmach-Redaktion entschlossen, in regelmäßigen Abständen gute Nachrichten in die Weltuntergangsszenarien einzustreuen. Denn: Es geschehen auch Wunder, Erfolge und erfreuliche Ereignisse, diese verkaufen sich nur nicht so gut, wie die unter einem reißerischen Titel vorgetragene Katastrophe. Gute Nachrichten erfordern keine tiefgehende Analyse, deshalb halten wir sie kurz und knackig. Sie dienen als kurze Verschnaufpause, um das einseitig verzerrte Weltbild wieder ein Stück ins Lot zu rücken.

Weniger Selbstmorde durch Ehe für alle

Als vor einigen Jahren die Ehe für alle in Deutschland eingeführt wurde, war diese Entscheidung sehr umstritten. Doch war sie nicht nur ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Eine Studie aus Dänemark hat nun gezeigt, dass seit der dortigen Einführung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft 1989 und der Ehe für alle im Jahre 2012 die Suizidrate unter Homosexuellen schneller gesunken ist als unter Heterosexuellen. Zurückgeführt wird dieser Trend auf die reduzierte Stigmatisierung sexueller Minderheiten. So sei die Suizidrate unter Homosexuellen um 46 Prozent gesunken, die unter Heterosexuellen hingegen nur um 26 Prozent. Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2017 legt sogar nahe, dass die Öffnung der Ehe für alle auch einen Rückgang der Suizidrate unter Heterosexuellen begünstigt, da sie generelle Stigmata abbaue.

Erste Psychiatrie ohne Medikamente

Das Wort Psychiatrie weckt normalerweise unheimliche Bilder von schwer gestörten und mit Medikamenten vollgepumpten Patienten, die vollkommen entmündigt durch chemische Mittel ruhig gestellt werden. Nun gibt es jedoch Hoffnung, dass dieses Bild irgendwann der Vergangenheit angehören könnte. So hat in Norwegen die erste Psychiatrie eröffnet, die vollkommen ohne Medikamente auskommt.

Das Åsgård psychiatric hospital in Tromsø ist für Patienten bestimmt, die nicht medikamentös behandelt, oder von einer solchen Behandlung entwöhnt werden wollen. Solche Einrichtungen zu schaffen, ging direkt auf ein Mandat des norwegischen Gesundheitsministeriums zurück. Die Patienten sollen so in die Lage versetzt werden, selbstständig zu wählen, wie sie behandelt werden wollen, anstatt vorgeschrieben zu bekommen, was „das Beste“ für sie sei. Auf diese Weise erhalten sie ein Stück ihrer Freiheit und Selbstbestimmung zurück. Das Mandat des Gesundheitsministeriums beinhaltet auch die Verpflichtung zu einer Revision der üblichen, medikamentösen Behandlung.

Empathie als Schulfach

Die Schulzeit ist für alle Kinder prägend. Doch wird dort in der Regel nur materialistische Wissenschaft gelehrt. Die Schüler lernen auf diese Weise zwar, ihren Verstand zu verwenden, doch die Emotionen werden dabei vollkommen vernachlässigt. In Dänemark jedoch wird Wert darauf gelegt, Menschen als Personen und als Teil einer Gesellschaft zu betrachten. So hat das kleine Land sein Bildungssystem drastisch verändert, um soziale Krisen gar nicht erst entstehen zu lassen. Ein bemerkenswerter Teil dieser Veränderung ist wohl die Einführung des Faches Empathie.

Eine Stunde in der Woche haben Kinder zwischen 6 und 16 Jahren die Möglichkeit zu fühlen, und dabei geleitet zu werden. Auf diese Weise wird die Fähigkeit ausgebildet, sich um andere Menschen zu sorgen. Der Unterricht baut darauf auf, Kinder gezielt in Situationen zu bringen, in denen sie Empathie entwickeln. So wird jedes Kind darum gebeten, über seine Probleme zu sprechen, während die Klassenkameraden zuhören. Gemeinsam entwickeln die Schüler dann Lösungen für jedes einzelne Kind. Dies fördert zugleich die Fähigkeiten der Kinder, kreativ schwierige Situationen zu meistern. Die Kinder sollen dabei merken, dass sie unter Problemen leiden, die jedoch zugleich alle betreffen. Daher wird ihnen vermittelt, ihre Angst abzulegen, sich verletzlich oder unfähig zu zeigen, schwierige Situationen zu meistern. Ein wichtiges Ziel ist es, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Unterstützung der Gemeinschaft zu entwickeln.

Dieser Beitrag von Felix Feistel erschien erstmalig bei Rubikon – Magazin für die kritische Masse unter CC BY 4.0.

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Felix Feistel, Jahrgang 1992, schreibt in vielfältiger Weise über die Idiotie dieser Welt und auch gegen diese an. In einer auf Zahlen und Daten reduzierten Welt, die ihm schon immer fremd war, sucht er nach Menschlichkeit und der Bedeutung des Lebens. Er versucht, seine Kräfte und Talente für die Gestaltung einer lebenswerten Welt einzusetzen, indem er sich gegen Ungerechtigkeit und Zerstörung wendet. Trotz des überall grassierenden Wahnsinns ist er nicht bereit, den Glauben an das Gute im Menschen und sein Potenzial, den Planeten in ein Paradies zu verwandeln, aufzugeben. Er ist Mitglied der Rubikon-Jugendredaktion und schreibt für die Kolumne „Junge Federn“.