Es ist absurd anzunehmen, dass wir Milliardäre brauchen, um für die Schaffung von Arbeit und Wohlstand einen Anreiz zu schaffen. Eine Milliarde Pfund ist eine nahezu unfassbar große Menge Geld.

Einer der erfolgreichsten Tricks, mit dem die Reichen und Mächtigen den Rest von uns zum Narren hält, besteht nicht allein nur darin, einen übermäßig großen Anteil des globalen Wohlstandes auf sich zu vereinen, sondern Beträge zu horten, die dermaßen groß sind, dass es faktisch unmöglich ist, sie in irgendeiner Weise zu ermessen und man sie daher auch nicht in Frage stellen kann.

Hätte man Dir jeden Tag seit dem Tod von Jesus einen Betrag von 1000 Pfund gegeben und Du hättest ihn unter Deine Matratze gestopft, so wärst Du doch immer noch kein Milliardär.

Es gibt an die 15 Länder, deren gesamtes Vermögen nicht an das eines einzelnen britischen Milliardärs heranreicht.

Würde man 5 Millionen Pfund mit Augenmaß investieren, könnte man 50% Steuern auf die Erträge zahlen und hätte immer noch genug für ein Leben mit schnellen Autos, Luxusurlauben und verschiedenen Besitztümern und das alles, ohne die ursprünglichen 5 Millionen Pfund antasten zu müssen. Eine Milliarde ist 200 Mal so viel.

Milliardäre sind also wirklich sehr reich, selbst im Vergleich zu anderen Leuten, die auch wirklich sehr reich sind, ganz zu schweigen vom Rest der Bevölkerung. Wenn auch manche Milliardäre smarte und hart arbeitende Geschäftsleute sind, so ist doch die Vorstellung, dass ihr Wohlstand proportional dazu ist, wie smart sie sind oder wie hart sie arbeiten, offensichtlich absurd.

Ebenso ist es angesichts der Opulenz des Lebenswandels, dessen man sich schon bei einem winzigen Anteil dieses Wohlstandes erfreuen kann, absolut lächerlich anzunehmen, dass wir Milliardäre brauchen, um die Schaffung von Arbeit und Wohlstand voranzubringen.

Daher sollte doch Jeremy Corbyns kürzliche Bemerkung unstrittig sein, dass wir in diesem Land wirklich weder Milliardäre noch Armut haben sollten. Und beides hat miteinander zu tun.

Der Wohlstand, der Milliardären zufließt, könnte besser dafür verwendet werden, die Preise für die Produkte und Dienstleistungen der Firmen zu senken, die sich in ihrem Besitz befinden oder den Arbeitern in diesen Unternehmen einen besseren Lohn zu zahlen. Er könnte angemessen besteuert werden, um damit Schulen, Krankenhäuser, Wohnraum, nachhaltige Energie und einen besseren öffentlichen Verkehr zu fördern.

In ihrer Reichenliste rechnet die Sunday Times vor, dass die 1000 reichsten Briten, darunter 151 Milliardäre, insgesamt 771 Milliarden Pfund wert sind. Das entspricht dem Sechsfachen des Gesamtbudgets des staatlichen Gesundheitsdienstes, etwa dem Achtfachen, was die Regierung für Bildung ausgibt und übersteigt bei weitem das Gesamtvermögen der ärmsten 40% der Bevölkerung.

Man kann kaum damit argumentieren, dass das ein ungemein sinnvoller oder effizienter Weg der Ressourcenverteilung ist. Es sind genügend Regelungen in Kraft, die uns helfen würden, es ein wenig besser zu machen.

So könnten zum Beispiel durch Reformen der Unternehmensführung Arbeiter einen Sitz in den Gesellschaftergremien erhalten und ein Anteil am Firmenbesitz würde dafür sorgen, dass ein größerer Anteil dieser Firmeneinkommen den Arbeitern und Angestellten zu Gute käme, anstatt in die Taschen der Milliardeneigentümer und Investoren zu fließen.

Auch würden Änderungen am Steuersystem einschließlich der Einführung einer Reichensteuer, Aktualisierung der Vermögenssteuer und die Besteuerung von Kapitaleinkommen im gleichen Maße wie Einkommen durch Arbeit vornehmlich diejenigen betreffen, die es sich leisten könnten, ein wenig mehr zu bezahlen, um öffentliche Leistungen zu bezahlen, die jedem nützen.

Umfragen dazu zeigen immer wieder, dass das sehr populär wäre. So befürworten zum Beispiel 59% der Umfrageteilnehmer die Vertretung von Arbeitern in den Gesellschaftergremien. Und 60% befürworten eine Reichensteuer.

Die Gegenargumente zu diesen Maßnahmen, die häufig von den von der Milliardärslobby bezahlten Unterstützern und Lobbyisten hervorgebracht werden, ist, dass die sehr Reichen es sich leisten können, woanders hinzuziehen oder jemanden zu bezahlen, der ihnen helfen kann, diese Regeln zu umgehen.

Doch erstens geht diese Argumentation davon aus, dass die Debatte über Ungleichheit in Großbritannien isoliert stattfindet. Es gibt jedoch in der Tat eine weltweite Besorgnis über extreme Anhäufungen von Wohlstand und eine wenigstens ansatzweise internationale Koordinierung über die Regelungen sollte wohl doch den Verstand der verschiedenen Regierungen nicht überfordern.

Zweitens sind die Folgerungen aus diesem Argument erschreckend für die Demokratie. Es bringt nichts Anderes zum Ausdruck, als was auch immer der Wunsch der Menschen ist, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der die Superreichen ein wenig mehr beitragen und der Wohlstand gleichmäßiger verteilt ist, dass diejenigen mit genügend Geld und Einfluss sich nicht daran halten müssen.

Das ist nicht akzeptabel. Wenn in der Tat diejenigen an der Spitze vorbereitet sind, solch drastischen Schritte zu unternehmen, nur um einen fairen Beitrag zum Allgemeinwohl zu umgehen, unterstreicht dies nur das soziopathische Verhalten, was eine solche exzessive Anhäufung von Wohlstand mit sich bringt und demonstriert die Notwendigkeit seitens der Politik, Milliardäre davon abzuhalten, in der ersten Reihe zu stehen.

Der Artikel von Luke Hildyard erschien unter dem Titel „Jeremy Corbyn is right: billionaires and poverty should not coexist“ bei openDemocracy und wurde aus dem Englischen von Silvia Sander aus dem ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam übersetzt. Wir suchen Freiwillige!