Wie China Daily berichtete, wird auf der vierten Plenarsitzung der 19. Sitzung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Chinas auch über die Ökologischen Fragen Chinas intensiv diskutiert werden.

Schon 2012 hatte der damals gerade neu ins Amt gewählte und heute mit großer Machtfülle ausgestattete Generalsekretär der kommunistischen Partei Xi Jinping den Aufbau einer ökologischen Zivilisation ausgerufen. Damit ist mehr gemeint, als klassischer Umweltschutz. Gemeint ist vielmehr, dass sich die gesamte Gesellschaft im Einklang mit der Natur verhalten soll, auch kulturell, nicht nur technologisch. Ökologie im Einklang mit der Natur soll nach den Vorstellungen von Xi Jinping das gesamte gesellschaftliche Leben durchdringen.

Natürlich ist China noch weit davon entfernt. Doch die Anstrengungen, dieses hohe Ziel zu erreichen sind ungleich intensiver als In Europa und den USA. Erste Erfolge sind seitdem zu verzeichnen, die Luftverschmutzung geht in vielen Städten signifikant zurück, Gewässer werden allmählich wieder sauberer, Begrünungen und Aufforstungen durchziehen Städte, ländliche Regionen bis hinein in die Wüsten. Die Umwelttechnologien wie Solar, Windkraft, E-Mobile befinden sich nirgends sonst auf der Welt auf einem solch hohen industriellen Fertigungsniveau.

China ist nach wie vor einer der größten Emittenten von Treibhausgasen und besonders die im ganzen Land geplante Errichtung weiterer Kohlekraftwerke muss dringendst verhindert werden, um durch den technologischen Fortschritt weltweit führend im Klimaschutz zu werden. Trotz dieser angeführten enormen Fortschritte besteht in China nicht nur in klima- und umweltpolitischer Hinsicht weiterer Handlungsbedarf insbesondere in den Bereichen bürgerliche Freiheiten, Demokratie und Menschenrechte.

Die straff geführte kommunistische Partei unter Xi Jinping hielt vom 28. bis 31. Oktober ihre 19. Zentralkomitee-Sitzung in Peking ab. Parallel dazu fand in der Provinzhauptstadt Jinan, immerhin ca. 10 Mio. Einwohner, in der industriell stark ausgebauten Ostprovinz Shandong am 31. Oktober ein großer Kongress zur ökologischen Zivilisation statt. Mit großem, typisch chinesischem Glanz, viel chinesischer Politprominenz, Wissenschaftler*innen und unter großer Medienaufmerksamkeit wurden ökologische Fragen, insbesondere die rasant fortschreitende Klimaveränderung und deren Lösungsansätze intensiv diskutiert.

In meiner Rede im Eröffnungsteil der Konferenz stellte ich mit viel positiver Resonanz die zwei Säulen eines funktionierenden Klimaschutzes heraus: eine Nullemissionswirtschaft und den Aufbau und Erhalt großflächiger Kohlenstoffsenken & Begrünung. In den Mittelpunkt einer Nullemissionswirtschaft stellte ich die Forderung nach 100% Erneuerbare Energien bis 2030 auch in China, wohl wissend, wie schwer dieser Weg gerade dort mit der gigantischen Kohleabhängigkeit des Landes sein wird. Besonders die globale Simulation der Energy Watch Group zusammen mit der Technischen Universität Lappeenranta zur Vollversorgung der Erde nur mit 100% Erneuerbare Energien stieß auf enormes Interesse.

Zum Aufbau des großen strategischen Regierungsprojektes „Neue Seidenstraße“ schlug ich vor, die bereits bestehende Eisenbahnlinie für den Güterverkehr vom chinesischen Chongking über Kasachastan und Russland bis nach Duisburg als moderne Hochgeschwindigkeitseisenbahn für Passagiere auszubauen. Dies brächte eine starke Reduzierung des eurasischen Flugverkehrs mit sich. Parallel zur Hochgeschwindigkeitsstrecke sollte ein elektrisches Hochspannungsnetz entstehen, um mit den großen Mengen in den Wüsten eingefangenen Wind- und Solarstroms die Züge zu betreiben und auch die großen Zentren entlang der Route mit Ökostrom zu versorgen.

In vielen Gesprächen mit Wissenschaftlern und Politikern konnte ich erkennen, dass der Aufbau einer ökologischen Zivilisation in China keine leere Politikhülse, wie die angebliche Klimaschutzpolitik a la CDU/CSU/SPD-Bundesregierung in Deutschland ist. China sucht ernsthaft nach immer neuen Wegen, zusammen mit der Wissenschaft und dem eigenen wirtschaftlichen Exportinteresse, um das Ziel der Technologieführerschaft im Umweltschutz, bei Erneuerbaren Energien und der Nullemissionsmobilität zu erreichen.

Beeindruckend waren meine Gespräche mit Dr. Chen Cungen, Professor an der North West University Peking. Er hatte als junger Forschervor vor Jahrzehnten zusammen mit der Technischen Universität München ein deutsch-chinesisches Forschungsprojekt zur Eindämmung von Winderosion gestartet. Daraus ist die weltweit größte Begrünungsaktion entstanden, eine Aufforstung in der Wüste Gobi auf einer Fläche so groß wie ganz Deutschland.

Ein unglaublicher ökologischer Erfolg für den zurecht Dr. Cungen als Vater genannt wird. Seine Lebensleistung ist ein hervorragendes Beispiel, wie sich jahrzehntelange Beharrlichkeit und anfangs für unmöglich gehaltene Ziele (Aufforstung in der unwirtlichen Wüste Gobi) am Ende in phänomenalen Ergebnissen niederschlagen können.

Hans-Josef Fell, Hammelburg, 01. November 2019

 

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern zur Untersuchung der Verfügbarkeit und Verknappung fossiler und atomarer Energieressourcen und sowie der Ausbaumöglichkeiten erneuerbarer Energien. Von 1998 bis 2013 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und schon zu dieser Zeit setzte er sich für 100% Erneuerbare Energien ein. Für sein Engagement erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Nuclear-Free Future Award der internationalen Anti-Atom-Bewegung. Mehr Infos gibt es auf seiner Webseite Hans-Josef Fell – 100% Erneuerbare Energien! Auf alle Felle!

 

Titelbild: Screenshot Video „New technology in China turns desert into land rich with crops“ von CGTN America

 

Der Originalartikel kann hier besucht werden