Der Löschschaum der Feuerwehren des US-Militärs hinterlässt vergiftetes Grundwasser — auch in Deutschland.

Das Grundwasser unter US-Militärbasen und in deren Umgebung ist weltweit mit hochgiftigen, krebserregenden Chemikalien kontaminiert und macht die Anwohner aller US-Basen rund um die Welt krank. Die US-Behörden denken bisher überhaupt nicht daran, hier Abhilfe zu schaffen.

Perfluoroctansulfonsäure oder PFOS und Perfluoroctansäure oder PFOA sind in den Löschschäumen enthalten, die US-Soldaten benutzen, wenn sie auf US-Militärbasen rund um die Welt das Löschen von Flugzeugbränden üben. Wenn zugelassen wird, dass diese giftigen Chemikalien im Boden versickern, vergiften sie das Grundwasser und verursachen eine der schlimmsten Grundwasserverseuchungen in der Geschichte der Menschheit.

Wenn Sie das bezweifeln, sollten Sie zuerst „PFOS, PFAO, Military Bases“ googeln, bevor Sie diesen Artikel weiterlesen, und machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie Schlimmes erfahren werden.

Die Überprüfung des Wassers in Tausenden von Brunnen auf und rund um US-Militärbasen auf der ganzen Welt hat ergeben, dass sie gesundheitsschädliche Mengen von PFOS und PFOA enthalten. Mit diesen Chemikalien verseuchtes Trinkwasser verursacht Unfruchtbarkeit, schwere Schwangerschaftsprobleme und Fehlgeburten. Sie verderben die Muttermilch und rufen bei damit gestillten Babys Übelkeit hervor. PFOS und PFOA sind die Ursache für Leberschäden, Nierenkrebs und die Erhöhung des Cholesterinspiegels; sie vermindern die Wirkung von Impfstoffen, erhöhen die Gefahr von Schilddrüsenerkrankungen und rufen bei Männern Hodenkrebs, verringertes Peniswachstum und verminderte Spermienproduktion hervor.

Obwohl das Pentagon die katastrophalen Auswirkungen von PFOS und PFOA auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt seit 1974 kennt, werden bis heute Löschschäume verwendet, die beide Schadstoffe enthalten.

Schon 2001 war den US-Streitkräften das bedrohliche Ausmaß des Problems bekannt. Man wusste, dass der weltweit auf US-Militärbasen verwendete Löschschaum Bäche und die aus dem Grundwasser gespeisten Brunnen der Anwohner vergiftet. Weil man aber auch wusste, dass durch die Verbreitung der vorliegenden Erkenntnisse sehr hohe Entschädigungskosten entstehen würden, beschloss man, zu schweigen und den Schaum einfach weiter zu verwenden – ohne sich darum zu kümmern, ob Soldaten auf den Basen oder Anwohner dadurch erkrankten.

Jetzt muss der Preis dafür bezahlt werden, weil die Verseuchung des Grundwassers den Fortbestand der US-Militärbasen im In- und Ausland gefährdet.

Wenn Sie glauben, dass ich übertreibe, haben Sie wahrscheinlich nicht gegoogelt, was ich weiter vorn empfohlen habe.

Die einschlägigen Informationen sind in den letzten Monaten geradezu explodiert.

Lesen Sie zum Beispiel auch den brillanten Report von Tara Copp in der Military Times, die bei Gannet News erscheint. In ihrer Serie berichtet sie über das verschwiegene Leid junger Frauen, das auf das auf den US-Basen geförderte Trinkwasser zurückzuführen ist. In ihren Artikeln, zu denen auch „Why women were told ,Don’t get pregnant at George Air Force Base‘“ [„Warum Frauen gesagt wurde: ,Werdet auf der George Air Force Base nicht schwanger‘“; Anmerkung des Übersetzers] gehört, berichtet sie, wie viel menschliches Leid und wie viele Tote durch PFOS und PFAO im Trinkwasser verursacht wurden. Viele Frauen hatten mehrere Fehl- oder Totgeburten. Das Militär weigert sich aber immer noch, die medizinischen Befunde der in den ganzen USA betroffenen Frauen freizu-geben.

Und was ist mit den Frauen, Babys und Vätern in der Umgebung der US-Basen in den USA und im Ausland – zum Beispiel rund um die Air Base Spangdahlem in Deutschland oder in der Umgebung der Kadena Air Base auf der japanischen Insel Okinawa? Auch dort wurden PFOS und PFOA in hohen Konzentrationen in Bächen und Teichen rund um die Basen festgestellt. Die Anwohner wurden aber nicht gewarnt. Die US-Streitkräfte sahen auch keine Veranlassung, das Wasser in den Bächen und Teichen, den Boden darunter oder die darin lebenden Tiere zu testen.

Lokalen Behörden, die auf Okinawa nach den Ursachen für die Vergiftung des Wassers suchen wollten, wurde der Zugang zu zwei US-Basen verwehrt. Die Verweigerung des Zugangs ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie das Status of Forces Agreement SOFA zwischen den USA und Japan die einheimischen Behörden daran hindert, die Gründe für die gesundheitlichen Probleme der Anwohner von US-Basen zu erforschen.

Dieses SOFA ist ein Musterbeispiel für das imperiale Verhalten der US-Streitkräfte: Darin wurde einfach festgelegt: „Innerhalb der US-Basen und auf deren gesamten Gelände sind allein die USA für alle Maßnahmen zuständig, die zur Errichtung, zum Betrieb, zum Schutz und zur Kontrolle notwendig sind.“

Für die USA ist das Problem damit gelöst.

Auch in Belgien wurden Verunreinigungen festgestellt. Die US-Streitkräfte sind für die Verseuchung des Grundwassers in der Umgebung der Caserne Daumerie im belgischen Chièvres verantwortlich, das zur Garnison Benelux der U.S. Army gehört. Die Bewohner angrenzender Gemeinden wurden vor der Verwendung ihres Leitungswassers gewarnt und werden mit Trinkwasser in Flaschen versorgt. Die Army äußert sich nicht dazu und versteckt sich hinter dem SOFA, das sie als Blankoscheck zur Zerstörung der Erde und ihrer Bewohner betrachtet.

Während die EU und die Vereinten Nationen Schritte unternommen haben, um den Umgang mit den gefährlichen Chemikalien PFOS und PFOA zu reglementieren, werden von den US-Streitkräften in Europa und rund um die Welt weiterhin Löschschäume verwendet, die diese Stoffe enthalten, weil ein Erlass aus der Mitte der 60er Jahre das vorschreibt. Inzwischen haben US-Chemiker einen ungefährlichen Löschschaum entwickelt, der ebenso wirksam ist, ohne die Umwelt zu vergiften und die Gesundheit zu gefährden; das US-Militär weigert sich aber, ihn zu benutzen. Stattdessen werden immer noch Millionen Dollar ausgegeben, um giftige Lösch-schäume durch andere giftige Löschschäume zu ersetzen.

Auch in Gegenden, in denen die einst mächtige Environmental Protection Agency EPA und kompetente Prüfer von Wasserwerken noch aktiv sind, weigert sich das US-Militär, die von ihm verursachte Verseuchung des Grundwassers zuzugeben oder etwas zu tun, um das Problem zu beheben.

Es folgen einige Beispiele dafür, dass die Air Force immer noch nicht auf das Verseuchungsproblem reagiert:

  • Im Juni 2018 hat der Direktor des Wasserwerks von Dayton in Ohio die Einwohner der Stadt vor der PFOS-Verseuchung gewarnt, die von der Wright Patterson Air Base ausgeht: „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Air Force immer noch nichts dagegen unternommen hat.“
  • Die Air Force hat sich geweigert, drei Gemeinden in Colorado das Geld zu erstatten, das diese ausgeben mussten, weil ihr Grundwasser mit PFOS und PFAO aus dem Löschschaum der Peterson Air Base verseucht war. Die armen Städte haben jetzt 11 Millionen Dollar Schulden. Das Wasser im El Paso County, Texas, ist nicht mehr trinkbar. Die Air Force macht andere Verursacher dafür verantwortlich.
  • Die Air Force hat sich zunächst geweigert, eine Studie zur Untersuchung des verseuchten Trinkwassers von Portsmouth in New Hampshire zu finanzieren, weil sie dafür kein Geld habe. Nach heftigen Protesten der Betroffenen war die Air Force dann sogar bereit, eine Filteranlage zur Entfernung von PFOS und PFOA aus den Trinkwasserbrunnen der Stadt zu bezahlen. Daran sollten sich auch andere betroffene Kommunen ein Beispiel nehmen.
  • Die Air Force missachtet auch eine Anordnung des US-Bundesstaates Michigan, das Grundwasser in der Region Oscoda-Wurtsmith zu entseuchen. Der dort befindliche B-52-Flugplatz war 1993 geschlossen worden, gegen die Grundwasserbelastung wurde aber nichts getan. Letzten Monat hat die Gesundheitsbehörde von Michigan vor dem Verzehr von Wild gewarnt, das innerhalb einer 5-Meilen-Zone rund um den aufgelassenen Flugplatz erlegt wird. Auch 25 Jahre nach der Flugplatzschließung sind die Gewässer, aus denen das Wild trinkt, immer noch vergiftet.

Nach Angaben der EPA sind PFOS and PFOA „Emerging Contaminants“, neu erkannte Schadstoffe, bei denen erst jetzt entdeckt worden sei, „dass sie bei fahrlässigem Umgang eine potenzielle oder reale Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen“. Warum hat sie dann den Umgang mit PFOS und PFOA noch nicht reglementiert? Angeblich werden sie erst gefährlich ab einer Konzentration von 70 ppt (70 ppt = 70 Teile pro 1 Billion Teile, also 70 Billionstel Gramm pro Gramm oder 70 Milliardstel Gramm pro Kilogramm bzw. Liter Wasser, siehe dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Parts_per_million ).“

1978 hat die EPA erstmals unverbindliche Richtlinien zu Schadstoffgrenzwerten im Trinkwasser herausgegeben. Die zulässige Schadstoffbelastung ist aber nicht gesetzlich geregelt. In einer Schadstoffliste sind mehr als 200 gefährliche Stoffe aufgeführt, darunter auch PFOS und PFOA. Die Grenzwerte für Schadstoffe sind in vielen Staaten der Welt sehr viel niedriger als in den USA angesetzt, während US-Bürgern – wegen offiziell zu hoch angesetzter Grenzwerte – immer noch vergiftetes Trinkwasser zugemutet wird.

Weil die US-Regierung die Grenzwerte sehr großzügig festsetzt, haben einige Bundesstaaten, darunter auch New Jersey, begonnen, eigene Schadstoffgrenzwerte zu bestimmen. Die Umweltschutzbehörde New Jerseys hat für die Joint Base McGuire-Dix-Lakehurst eine PFOS-Belastung von 264,3 Milliardstel Gramm pro Liter Trinkwasser festgestellt, und selbst das scheint die EPA nicht zu stören.

Trotz der weit verbreiteten Verseuchung des Grundwassers durch PFOS, und PFOA, hat die EPA neue Chemikalien in Löschschäumen genehmigt, die ebenso giftig sind. US-Behörden verhalten sich zunehmend wie kriminelle Unternehmen.


Pat Elder ist US-amerikanischer Friedensaktivist und Autor von „Military Recruiting in the United States“. Er ist Direktor der „National Coalition to Protect Student Privacy“, eine Organisation, die der Militarisierung von US-Highschools entgegenwirkt. Er schreibt für Truth Out, Common Dreams, Alternet, L.A. Progressive, Sojourner’s Magazine, and U.S. Catholic Magazine.

Nachtrag des Übersetzers Wolfgang Jung:

Der Trierer Volksfreund hat wiederholt berichtet, dass auch Oberflächengewässer und das Grundwasser in der Umgebung der aufgegebenen US-Flugplätze Bitburg, Hahn, Sembach und Zweibrücken und rund um die noch aktiven US-Flugplätze Spangdahlem und Ramstein sowie um den Bundeswehrflugplatz Büchel mit krebserregenden Perfluorierten Tensiden / PFT verseucht sind:

https://www.volksfreund.de/nachrichten/rheinland-pfalz/bitburg-buechel-spangdahlem-krebserregendes-pft-von-flughaefen-ins-grundwasser-gespuelt_aid-6317035

https://www.volksfreund.de/nachrichten/rheinland-pfalz/und-die-chemikalien-versickern-_aid-24204715

https://www.volksfreund.de/nachrichten/politk/neue-funde-dickes-problem-gift-im-grundwasser-der-region_aid-24202197

Auch DIE RHEINPFALZ hat wiederholt über PFT-Belastungen berichtet, zum Beispiel unter https://www.rheinpfalz.de/lokal/artikel/giftstoffe-auf-flughaefen-ramstein-und-zweibruecken/ . Da ist zu lesen, dass es nach Auskunft des Umweltstaatssekretärs Thomas Griese (Grüne) „auf allen betroffenen Flugplätzen noch keine Sanierungen“ gibt. Wegen der großen Gesundheitsgefährdung, die von den PFT ausgeht, sollten sie schleunigst beginnen.

Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „An Empire of Bases Poisons Water Threatening its own Collapse„. Er wurde von Rubikon übernommen, von Wolfgang Jung übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.