Großbritannien will 15.000 Flüchtlinge aufnehmen, Österreich und Deutschland öffnen für die Flüchtlinge, die aus Ungarn kommen, die Grenzen, Spanien und Frankreich machen es den Briten nach und sind auch bereit, mehr Menschen in Not aufzunehmen.

Was passiert in diesen Tagen?

Der öffentliche Druck wird immer stärker und die EU-Abschottungspolitik hat keine Chance. Es scheint, als ob die Bürger in Deutschland, Österreich, Spanien, England, Frankreich und in vielen anderen Ländern aufgewacht sind. Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft geht wie ein Aphrodisiakum durch die Bevölkerung. Vielleicht haben wir begriffen, dass  eine „Nur der Stärkere gewinnt“,  „Nur an sich selbst zu denken“, oder „Was hab ich denn davon?“- Mentalität uns schnurstracks in die Sinnlosigkeit und Perspektivlosigkeit gebracht hat.

Neid, Missgunst, Verlustängste und Misstrauen sind die Werte, die sich langsam in unseren Herzen breit gemacht haben. Und jetzt brauchen so viele Menschen die Hilfe Europas und wir begreifen, dass es nicht nur unsere Pflicht ist zu helfen, sondern vielleicht auch eine Chance, damit sich mehr Wärme, Mitgefühl und Güte ihren Weg bahnen können.

Ich empfinde diese Menschen als ein Geschenk. Durch sie habe ich mich wieder erinnert, was wirklich wichtig im Leben ist. Materielle Dinge, Egoismus und die Ängste, all das, was wir angehäuft haben, wieder zu verlieren, all das sind keine Werte, die mich glücklich machen, sondern Gesundheit, Liebe, Mitgefühl, Güte und Solidarität lassen mich glücklich sein.

Wenn ich jemanden in den Arm nehme oder helfe, tue ich mir gleichzeitig auch etwas Gutes. Davon könnte ich süchtig werden, von diesem Gefühl, das mein Herz überschäumen lässt. In einer solchen Welt möchte ich ohne Kompromisse leben.

Von Karin Geissler, Köln, die schon seit vielen Monaten Flüchtlingen in Köln hilfreich zur Seite steht. Außerdem hat sie einen Chor gegründet, in dem Menschen vieler Nationen gemeinsam die Lieder ihrer unterschiedlichsten Kulturen singen.