Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag an die deutsche Bundesregierung appelliert, der türkischen Regierung bei der Nato-Sondersitzung am Dienstag keinen „Freibrief“ für einen Kriegseinsatz gegen die Kurden zu erteilen.

„Die türkische Luftwaffe und die Artillerie behaupten dreist, sie würden gegen den „Islamischen Staat“ (IS) vorgehen. Doch de facto unterstützen sie diese Extremisten noch, indem sie deren Gegner bombardieren“, kritisierte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch in Göttingen. „Die Angriffe der türkischen Armee gegen kurdische Stellungen im Nordirak und in Syrien demaskieren die doppelbödige Politik der türkischen Regierung nun endgültig: Erdogan geht ausgerechnet gegen die Kräfte vor, die Angehörige der Yeziden, Christen, Armenier, Kurden und anderer ethnischer und religiöser Minderheiten vor den Jihadisten aus der ganzen Welt geschützt haben. Das ist eine Ungeheuerlichkeit!“

Zülch erneuerte die schweren Vorwürfe der GfbV gegen die türkische Behörden. Sie hätten es sehenden Auges zugelassen, dass radikale Islamisten vor allem über die Türkei nach Syrien und in den Irak zogen, um dort unschuldige Menschen zu massakrieren, Frauen zu vergewaltigen und ganze Volksgruppen zu vertreiben wie die Yeziden aus dem Sinjar, die christlichen Assyrer/Aramäer/Chaldäer sowie die Shabak aus der Niniveebene und Mossul im Nordirak oder die überwiegend sunnitische kurdische Bevölkerung aus Kobani im Norden Syriens.

Die GfbV erreichen seit Freitag Berichte, dass die türkische Armee Stellungen der syrisch-kurdischen „Volksschutzeinheiten“ (YPG) westlich und östlich von Kobani angegreift. Es habe mehrere Verletzte gegeben. Im Grenzgebiet zu Irakisch-Kurdistan und Iran sollen türkische Kampfjets und Artillerie auch zivile Ziele unter Beschuss genommen haben. Zahlreiche Ortschaften von Zakho im Westen bis zum Qandil-Gebirge im Osten, wie Mergasor, Khakurk, Piran, Keshan, Mizdor, Kato, Swel, Kesta, Balok und Sidekan, sollen bombardiert worden sein. Genaue Angaben über Opfer lägen bisher nicht vor, die Angriffe dauerten unvermindert an. Zahlreiche Felder kurdischer und christliche Bauern seien in Brand geraten.

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