Bei strahlendem Pfingstwetter haben viele Hunderttausend Menschen am Wochenende beim Karneval der Kulturen in Berlin- Kreuzberg gefeiert. An vier Festivaltagen erlebten Berliner und Touristen die Hauptstadt von ihrer bekannten Seite: weltoffen, international, dynamisch, lebensfroh, vielfältig, farbenprächtig, tolerant und nicht unpolitisch.

Doch nicht nur der Umzug selbst ist einen Besuch wert, auch das Straßenfest rund um den Blücherplatz haben dazu eingeladen, die Vielfalt der Kulturen und die Weltoffenheit Berlins zu entdecken. Von einer bunteren Seite konnten sich die Menschen kaum zeigen. Über 750.000 Menschen in zahlreichen Gruppen unterschiedlichster Nationalitäten haben auf fahrenden Karnevalswagen in bunten Kleidern mit ihre Musik, Tanz, Performance, bildende Künste und Akrobatik dargestellt. Auf mehreren Bühnen wurde beim „Global Village Kreuzberg“ ein buntes Programm geboten. Viele Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern feiern seit 1995 jedes Jahr zu Pfingsten die bunte Mischung in unserer Stadt und das Straßenfest rund um den Blücherplatz. Es war für jeden etwas interessantes dabei, von Informationsstände über nachhaltige Wirtschaftsunternehmen und Bürgerinitiativen, Öko- oder Solarbastelstation, Bio-Crêpes und internationale kulinarische Leckereien. Insgesamt ließen über 350 Stände mit Kunsthandwerk, Kulinarischem und Informationen die Zeit auf dem Fest nicht langweilig werden. Musikalisch präsentieren sich zudem über 100 Bands und mehrere DJs aus verschiedenen Ländern.

Es wurde auch nicht unpolitisch in Berlin. „Paris verkörpert die Vergangenheit, Berlin ist die Zukunft“, sagte die US-amerikanische Menschenrechtsaktivisten Angela Davis in Berlin, als sie versuchte die Flüchtlinge in der besetzten Gerhard-Hauptmann-Schule zu besuchen. Die Aktivistin setzte sich in friedlichen Kämpfen gegen Rassismus und Unterdrückung ein. Der Flüchtlingsprotest sei nicht zu Ende und die Solidarität könne den Flüchtlingen bei ihrem Kampf für mehr Akzeptanz helfen.

Viele Menschen diskutieren auch während des Karnevalumzuges über die umstrittenen und menschverachtenden Pläne der EU, eventuell Militäreinsätze gegen „Flüchtlingsbote“ aus Libyen und dem Mittelmeerraum einzusetzen, anstatt die eigentliche Ursache zu beheben und die Flüchtlinge zu unterstützen.

„Das Fest hat Spaß gemacht“, sagt Monika Herrmann, Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Es sei trotz vieler Besucher entspannter gewesen als auf dem Maifest. Neben der bunten und musikalischen Wagen „gab es auch politische Wagen wie die Lampedusa-Gruppe“, die erneut auf die Flüchtlinge in Berlin und ihren Kampf um ein Bleiberecht aufmerksam gemacht haben.

Beim Straßenfest am Blücherplatz in Kreuzberg wurde noch bis Montagabend der Karneval der Kulturen weitergefeiert.