Reykjavik / Bern: Wie“The Telegraph“ meldet, erwägt die isländische Regierung derzeit die Einführung eines Vollgeld-Systems. Der Vorschlag entstammt einem Bericht mit dem Titel „Ein besseres Geldsystem für Island“ des Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses des isländischen Parlaments, Frosti Sigurjonsson.

In der Schweiz sind bereits über 50’000 Unterschriften für die Volksinitiative “Für ein krisensicheres Geld: Geldschöpfung alleine durch die Nationalbank” gesammelt, welche ebenfalls ein Vollgeld-System fordert. Wie in der Schweiz kontrolliert auch die Nationalbank in Island bislang zwar die Produktion von Banknoten und Münzen, doch das elektronische Geld auf unseren Bankkonten (Giral- oder Buchgeld genannt) wird von privaten Geschäftsbanken hergestellt. Nun soll den Isländischen Geschäftsbanken das Privileg der Geldherstellung entzogen werden. Damit würde eine geldpolitische Gewaltentrennung Realität, die auch in der Schweiz immer prominenter diskutiert wird: Die Nationalbank stellt sämtliches Geld her, private Banken vermitteln das Geld der Wirtschaft.

Wichtiger Beitrag zum Thema Geldpolitik

Islands Ministerpräsident Sigmundur Davíð Gunnlaugsson kommentierte Sigurjónssons Bericht wie folgt: „Die Ergebnisse werden hier und anderswo einen wichtigen Beitrag zu den bevorstehenden Gesprächen zum Thema Geldschöpfung und Geldpolitik leisten“. Weitere Abklärungen seien nun nötig, um das Vollgeld-System umzusetzen.

Island ist von Finanzkrisen geprägt

Der vom Ministerpräsidenten selbst in Auftrag gegebene Bericht befasst sich mit dem Ziel, ein Geldsystem zu beenden, das zahlreiche Finanzkrisen ermöglichte, einschliesslich derjenigen im Jahr 2008. Laut einer Studie von vier Zentralbankern erlebte Island seit 1875 „mehr als 20 Fälle von Finanzkrisen verschiedener Art“. Das Vorwort des parlamentarischen Berichts hat Lord Adair Turner geschrieben, der ehemalige Chef der britischen Finanzaufsicht.

Zentralbank kann Geldmenge nur ungenügend steuern

Vorsitzender Sigurjónssoneinen erklärt, die Zentralbank habe derzeit keine Möglichkeit, den Kreditboom zu kontrollieren, wodurch steigende Inflation sowie übertriebene Risikobereitschaft und Spekulation begünstigt werden, was wiederum die Gefahr von Bankenzusammenbrüchen und kostspieligen staatlichen Interventionen erhöht.

Schweiz: Unterschriftensammlung für Vollgeld-Initiative läuft erfolgversprechend

In der Schweiz läuft momentan die Unterschriftensammlung der Vollgeld-Initiative “Für ein krisensicheres Geld: Geldschöpfung alleine durch die Nationalbank”. Bereits wurden 50’000 Unterschriften gesammelt, bis spätestens am 3. Dezember 2015 müssen 100’000 gültige Unterschriften zusammenkommen.

Weitere Informationen:

Prime Ministers Office, Island: Erläuterung und Bericht
Ttelegraph: Iceland looks at ending boom and bust with radical money plan
France24: Fed up of crises, Iceland mulls a monetary revolution

Der Originalartikel kann hier besucht werden