Am Red Hand Day, dem Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten, wendet sich die Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) an die Öffentlichkeit. Seit der Umstrukturierung der Bundeswehr in eine Berufsarmee wird eine intensive Werbung für den Beruf des Soldaten an Arbeitsämtern, Jobbörsen und auch an Schulen von der Bundeswehr durchgeführt. Die UNO Kinderrechtscharta sagt deutlich, dass Jugendliche nicht rekrutiert werden dürfen und nach dem Empfinden vieler sollte genauso die Werbung für das Militär an Schulen nicht erlaubt sein.

Im vergangenen Jahr teilte das Bundesverteidigungsministerium auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Deutschen Bundestag mit, dass 2013 1032 17-Jährige für den Dienst in der Bundeswehr rekrutiert worden, 2012 waren es 1216, 2011 insgesamt 833 Jugendliche. Auch würden bereits 16-jährige Mädchen und Jungen von der Bundeswehr angeschrieben, ebenso auch Bewerbungen von 16- und 17-Jährigen entgegengenommen. „Das zeigt, dass es sich hier nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass vor dem Gesetz Minderjährige offenbar gezielt von der Bundeswehr für den Militärdienst angesprochen werden“, meint der EAK-Bundesvorsitzende Münchow.

Die EAK fordert daher die Bundeswehr auf, auf die Rekrutierung Minderjähriger zu verzichten. „Es muss Schluss damit sein, dass Jugendliche in Deutschland an der Waffe ausgebildet werden“, unterstrich Dr. Christoph Münchow, der EAK-Bundesvorsitzende am heutigen Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten.

Heute wird an das Schicksal von Kindern, die zum Kampf in Kriegen oder bewaffneten Konflikten angeworben oder gezwungen werden, erinnert. „Wenn wir von Kindersoldaten in anderen Ländern sprechen, dürfen wir nicht vergessen, dass sich selbst Deutschland noch immer nicht an die UN-Kinderrechtskonvention hält“, kritisiert Münchow.

Nach Ansicht der EAK ist der freiwillige Wehrdienst mittlerweile ein wichtiges Rekrutierungsinstrument der Bundeswehr für Zeit- und Berufssoldaten. Dies zeige sich auch an der wachsenden Präsenz der Bundeswehr auf Arbeitsmessen oder in Schulen sowie im Internet. Zudem würden offenbar viele junge Menschen sich für einen solchen Dienst entscheiden, weil sie keinen Ausbildungsplatz bekamen oder auf einen Studienplatz warten müssen. „Unseres Erachtens ist der freiwillige Wehrdienst aber keine Möglichkeit zur Zeitüberbrückung. Wir sind vielmehr der Überzeugung, dass der Schritt in den Dienst bei der Bundeswehr nur sehr bewusst getan werden sollte und dabei auch die tatsächlichen Einsatzaufgaben im Blick sein müssten“, betont Maria Schiffels, die EAK-Geschäftsführerin.

Angesichts eines wachsenden Werbeetats bei der Bundeswehr befürchtet die EAK eine weitere Zunahme der Werbung unter Jugendlichen. Die Bundeswehr versendet unter anderem Informationspost an Jugendliche, die 16 oder 17 Jahre alt sind, um sie so für einen freiwilligen Wehrdienst zu gewinnen, erläutert Maria Schiffels. Die Adressdaten erhalte das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr von den jeweiligen Einwohnermeldeämtern. „Hier ist es wichtig, dass die Jugendlichen frühzeitig wissen, dass sie einer solchen Adressweitergabe widersprechen oder die Löschung von bereits übermittelten Daten fordern können“, sagt die EAK-Geschäftsführerin. Dazu gehöre, dass die Jugendlichen schon in Schulen davon informiert würden, fordert die EAK.

Genauso wichtig sei aber auch der Hinweis auf die vielfältigen Inlands- und internationalen Jugendfreiwilligendienste, bei denen Jugendliche sich für einen zivilen Freiwilligendienst oder einen freiwilligen Friedensdienst entscheiden könnten.

„Der heutige Red Hand Day ist eine gute Gelegenheit, auch darauf aufmerksam zu machen“, ist Christoph Münchow, der EAK-Bundesvorsitzende, überzeugt.