Autor: Thomas Häntsch

Keita ist 19 Jahre alt, kommt aus Guinea und lebt seit gut einem Jahr als Asylbewerber im Niederrheinischen Kevelaer. Ich hatte und habe die Gelegenheit diesen Asylbewerber auf seinem schwierigen Weg zu begleiten. Ich stellte ihm viele Fragen und hatte auf einige seiner Fragen zunächst keine schlüssigen Antworten.

Weltweit sind Millionen Menschen irgendwie, irgendwohin auf der Flucht vor Krieg, Vertreibung, Hunger und unhaltbaren Zuständen in ihren Heimatländern. Einige dieser Menschen kommen nach Europa und nach Deutschland und ein Teil der Öffentlichkeit glaubt (oder schließt sich Stimmungsmachern an), dass wir von Asylsuchenden überschwemmt werden, die es ausschließlich auf unser soziales Netz abgesehen haben. Dass es auch unter den Asylbewerbern Leute gibt, die sich fallen lassen und hoffen, dass es in Deutschland ganz von alleine geht, kann nicht von der Hand gewiesen werden.

Vergessen oder unter den Tisch gekehrt wird häufig, dass wir lange nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen wie Länder, die selbst von wirtschaftlich – sozialen Schwierigkeiten gezeichnet sind. Nach Deutschland, einem Land mit ca. 80 Millionen Einwohnern, kamen 2014 rund 200.000 Menschen , die um Asyl ersucht haben. Die angebliche Flut von Asylbewerbern macht also 0,25% der Bevölkerung aus.

Hinter diesen nackten statistischen Angaben stehen 200.000 Einzelschicksale, die der Mehrheit der Bevölkerung weitgehend unbekannt bleiben, weil Asylanten nicht selten weit weg vom so genannten bürgerlichen Leben untergebracht werden.

Keita, der junge Mann aus Guinea, der vor der Perspektivlosigkeit in seiner Heimat nach Europa geflohen ist, hatte nie die Absicht, die sozialen Netze auszunutzen. Keita hat ein Ziel, wie er selbst in Deutsch mit starkem französischen Akzent sagt: “Ich will arbeiten, eine Ausbildung machen und irgendwann in einer eigenen Wohnung leben.”

Ziele, die wahrscheinlich viele Asylbewerber haben, aber nicht jeder hat die Kraft gegen alle Widrigkeiten hart an diesem Ziel zu arbeiten. In seinem kleinen Zimmer, in dem nur vier Betten und ein verbeulter Blechspind stehen, büffelt er tagtäglich für die Schule, die er seit knapp einem Jahr besucht. Seine Deutschkenntnisse sind so gut, dass man problemlos ein Gespräch mit ihm führen kann. Er ärgert sich immer, wenn es in der Klasse Schüler gibt, die besser sind als er, auch wenn es oft nur um ein/ zwei Punkte bei Leistungstests geht.

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