Bei der momentan durch Berlin tobenden Berlinale mit Bären, Glamour und Prominenz, gibt es auch alternative Filmpreise, wie den mittlerweile sehr begehrten Friedensfilmpreis. Er wurde in den Hoch-Zeiten der Friedensbewegung in den 80er Jahren ins Leben gerufen und wird von verschiedenen Friedensinitiativen und der Heinrich Böll Stiftung getragen. Berlinale Direktor Kosslick sagt dazu: „Gut, dass es den Friedensfilmpreis gibt. Er ist wichtiger denn je: die Welt ist voller Kriege, Ungerechtigkeit, Folter und Ausbeutung. Da ist die Auszeichnung durch diesen renommierten Preis nicht nur eine Ermutigung für die engagierten Filmemacher/innen, sondern generiert auch Öffentlichkeit für die Opfer.“

Wir haben uns mit Martin Zint vom Weltfriedensdienst unterhalten, der als Jurymitglied die ausgewählten Filme ansieht und den Gewinner mit ermitteln wird.

Der Friedensfilmpreis hat schon eine lange Tradition bei der Berlinale. Was war der ursprüngliche Gedanke? Was kann Film für den Frieden tun?

Die 68er Bewegung hatte schon zuvor die politische Wirkung des Films erkannt und genutzt. 1986 war die Friedensbewegung eine bedeutende gesellschaftliche Kraft. Die ganze Republik schien in Bewegung: Das hatte auch Auswirkungen auf das Kino und Festivals wie die Berlinale blieben davon nicht unberührt. Berliner Friedensgruppen schlugen die Gründung eines Friedensfilmpreises vor. Aus dieser zunächst belächelten Vision wurde ein zuverlässiger Bestandteil der Berlinale. Sie ist bis heute das einzige A-Festival der Welt mit einem Friedensfilmpreis.

Was für eine Rolle spielt der Friedensfilmpreis bei der Berlinale. Geht dieses ernste Anliegen nicht in Glanz und Glamour unter?

Die Berlinale verleiht nicht nur die Bären, es gibt über 30 unabhängige, aber assoziierte Jurys. Eine davon ist die Friedensfilmpreisjury. Sie spürt abseits von Glanz und Glamour den Themen der Zeit nach. Sie schaut nach Filmen, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und zum konstruktiven Umgang mit Konflikten einladen. Film ist als ein fiktionales Medium besonders geeignet, Visionen anschaulich zu machen: Er kann Verhaltensweisen zeigen, die ungewöhnlich aber vielversprechend sind. Besonders was das friedliche Zusammenleben der Menschen betrifft.

Die Friedensfilmpreisjury möchte eine breite Öffentlichkeit auf Filme aufmerksam machen, die sonst im Trubel so eines Festivals untergehen würden.

Welche Art Filme wurde in der Vergangenheit am liebsten ausgezeichnet? Eher solche, die abschreckend den Krieg zeigen, oder solche, die Hoffnung machen und Alternativen aufweisen?

Die ausgezeichneten Filme sind so unterschiedlich wie die Jury zusammengesetzt ist. Filmemacher, Produzenten, Journalisten, Friedenbewegte Künstler. Klar ist die Linie der gesellschaftlichen Relevanz, die sich ja im Laufe der Jahre ändert.

Was für Filme sind dieses Jahr im Angebot? Worauf freust Du Dich besonders?

Vor zwei Jahren löste der Film „The act of killing“ heftige Reaktionen aus. Der Dokumentarfilmemacher Josuah Oppenheimer befragte indonesische Geheimdienstmitarbeiter zu von ihnen begangenen Gräueltaten. Sie berichteten freimütig darüber und spielten die Ermordung ihrer Opfer vor der Kamera nach. Aus der Konfrontation mit ihren Taten sollte bei ihnen ein Bewusstsein für das begangene Unrecht entstehen, war die Hoffnung. In diesem Jahr kommt eine Art Fortsetzung. In „the look of silence“ sucht der Sohn eines Opfers das Gespräch mit den Tätern. Ein Highlight verspricht auch der Film „Ixcanul“ zu werden. Er befasst sich mit dem Leben guatemaltekischer Kaffeebauern in den Bergen in einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion.

Wir wünschen noch viele bewegte Momente.