Kurz vor Sonnenuntergang am Montagabend rettete die Crew eines deutschen Segelbootes 19 Menschen aus einem seeuntüchtigen Holzboot. Die TROTAMAR III war in ihrem 21. Rettungseinsatz auf dem Mittelmeer südlich von Lampedusa unterwegs, als die Crew auf das Boot in Seenot traf, Rettungswesten verteilte und die Menschen dann an Bord nahm.
Seit August 2023 ist das 13 Meter lange Segelboot des CompassCollective auf dem Wasser zwischen Tunesien und Libyen unterwegs, um Menschen in Seenot beizustehen. 21 aktivistische Crews, bestehend aus jeweils 6 unterschiedlichen Crewmitgliedern haben sich seitdem an Such- und Rettungseinsätzen beteiligt. Dabei konnte das CompassCollective 2793 Menschen mit Rettungswesten und Trinkwasser unterstützen und die Italienische Behörden dazu bringen, selber rauszufahren und die Menschen zu retten. 544 Flüchtende mußten direkt an Bord der TROTAMAR III gerettet werden, weil ihnen akute Lebensgefahr drohte.
Am Montagmittag, den 8.12.2025 befand sich die TROTAMAR III 110km östlich der tunesischen Küste als ein Boot am Horizont auftauchte. Das einfache Holzboot war stark überladen. Die Crew konnte Rettungswesten an die Menschen verteilen und entschied sich wegen der hereinbrechenden Dunkelheit und zunehmenden Winden, die Menschen an Bord zu nehmen. An Bord wurden die Menschen mit heißem Tee sowie medizinisch versorgt. Am frühen Morgen des 9.12.25 konnten alle sicher in Lampedusa an Land gebracht werden.
Die TROTAMAR III fährt unter dem Banner der Justice Fleet, einer europäischen Koalition von 11 Organisationen, die sich der konsequenten Verteidigung des internationalen Seerechts und der Menschenrechte auf See verpflichtet und die operative Kommunikation mit der sogenannten Libyschen Seenotleitzentrale beendet hat. Gerade ist das Schiff SOS Humanity der Justice Fleet festgesetzt worden, weil es sich geweigert hatte, mit der Libyschen Rettungsleitstelle zu kommunizieren. Die italienischen Behörden stützen ihr Vorgehen auf den sogenannten Piantedosi-Erlass, der Seenotrettungsorganisationen verpflichtet, mit der libyschen Seenotrettungsleitstelle in Tripolis, Libyen, zu kommunizieren. Unter anderem werden sie gezwungen, den Milizen ihre Einsatzpositionen mitzuteilen.
Die Besatzung der TROTAMAR III verweigert seit Beginn ihrer Einsätze im August 2023 die libyschen und tunesischen Behörden mit in Rettungsmaßnahmen einzubeziehen.
„Wenn libysche oder tunesische Behörden „retten“, zwingen sie mit Gewalt die von ihrem Territorium geflüchteten Menschen zurück in ihren Hoheitsbereich. Gegen den Willen der Betroffenen. Das können wir nicht unterstützen“ Katja Tempel, Sprecherin CompassCollective.
Doch nicht nur die Fahne der Justice Fleet weht auf der TROTAMAR III, auch die Fahne der Freien Republik Wendland. Die Initiative kommt aus dem niedersächischen Wendland, wo über viele Jahrzehnte Widerstand gegen Atomenergienutzung geleistet wurde. Dieser Widerstand war letztlich erfolgreich und gibt den Rückenwind, für die letzte Jahre: „Wir wissen, dass Veränderungen nicht von oben kommen, sondern von unten mit langem Atem erkämpft werden müssen. Noch müssen wir zusammen mit vielen anderen zivilen Seenotrettungssschiffen auf dem Zentralen Mittelmeer Menschenleben retten. Doch die Forderung nach Sicheren Passagen wird sich durchsetzen,“ ist sich Katja Tempel sicher. „Wegschauen und der weitere Ausbau der Festung Europa verletzt nicht nur die Menschenrechte, sondern auch die Würde der Menschen in Europa.“
Die TROTAMAR III beendet in dieser Woche ihren 9. Einsatz in diesem Jahr und geht dann in die Winterwerft. Im März 2026 wird sie wieder auf dem Wasser sein.









