Ständig ist von „Kriegstüchtigkeit“ und „Verteidigungslücken“ die Rede, wenig von diplomatischen Wegen, um Kriege zu beenden und militärisch abzurüsten. Am 1. September jährt sich der Überfall der Hitler-Faschisten auf Polen. Seit Jahrzehnten wird dieser Tag als „Antikriegstag“ begangen. Mit einer Kundgebung und Demonstration wollen wir am diesjährigen Antikriegstag Politik und Regierung auffordern, das Friedensgebot des Grundgesetzes zu achten und sich für eine Welt ohne Kriege einzusetzen.

Bundeskanzler Merz möchte die Bundeswehr zur „konventionell stärksten Armee“ Europas ausbauen. Dazu soll fast der halbe Bundeshaushalt in Aufrüstung und den Ausbau militärisch wichtiger Infrastruktur investiert werden und nicht in dringend benötigte Zukunftsinvestitionen, zum Beispiel in unser Bildungs- oder Gesundheitssystem und den Klimaschutz.

Seit diesem Schuljahr müssen die Schulen mit den Jugendoffizieren der Bundeswehr im Rahmen der politischen Bildung zusammenarbeiten. Die CSUStaatsregierung will die Wehrpflicht wieder einführen, um mehr Soldatinnen und Soldaten für den Dienst an der Waffe zu finden. Jeder zehnte Rekrut ist mittlerweile jünger als 18 Jahre alt. Damit verstößt Deutschland gegen die unterzeichneten Regelungen zum Verbot von Kindersoldaten. Die Militarisierung im Rahmen der sogenannten „Zeitenwende“ umfasst in Bayern mittlerweile ein Verbot von Zivilklauseln an Universitäten zugunsten von Militärforschung. Bundesweit werden Werbeveranstaltungen und -materialien der Bundeswehr angeboten, auf denen auch Kleinkinder mit Kriegswaffen spielen.

Zeitgleich schlagen Regierungsmitglieder die Einschränkung demokratischer Grundrechte wie das Recht auf Streik vor. Erst kürzlich wurde die Ausweitung des Streikrechts auf Beamte abgelehnt. Im Zuge der Vorbereitungen für den kriegerischen „Ernstfall“ werden Arbeitsschutzrechte, z.B. zur Arbeitszeit, verschlechtert. Kliniken werden auf die Versorgung von Kriegsversehrten vorbereitet, während für die Gesundheitsversorgung der Zivilbevölkerung schon lange ausreichende Mittel fehlen. Kritik an der aktuellen Kriegspolitik wird sanktioniert: Palästina-solidarische Studierende aus Berlin sollten abgeschoben werden. Deutschen mit zwei Staatsangehörigkeiten wird sogar mit dem Entzug des deutschen Passes und der Staatsbürgerschaft gedroht. Geld für polizeiliche Grenzkontrollen gegen AsylSuchende ist da, nicht aber für humanitäre Seenotrettung. Statt die grassierende Kinderarmut zu bekämpfen, wird die Grundsicherung gekürzt.

Die Bundesregierung treibt den Aufbau einer großen Waffenindustrie und einer Kriegswirtschaft voran, in dem alle gesellschaftlichen Bereiche dem Militär untergeordnet werden. Obwohl allein die europäischen NATO-Staaten ohne die USA im Vergleich zu Russland militärisch überlegen sind. Obwohl sich unser Land mit dem Ende des zweiten Weltkriegs für ein Leben in Frieden und Völkerfreundschaft verpflichtet hat, wird heute wieder vom Feind im Osten gewarnt und von „Kanonen statt Butter“ und „Kriegsfähigkeit“ gesprochen.

Doch um die Menschheitsprobleme wie Armut, Hunger, Klima zu lösen und Menschenrechte durchzusetzen braucht es internationale Kooperation statt Feindbilder und Abschottung. Ein Ende der Kriege ist nur mit diplomatischen Verhandlungen zu erreichen. Und ein drohender großer Krieg nur mit Sicherheitsabkommen statt mit Militarisierung und Wettrüsten. Die Bundesregierung steht in einer besonderen Verantwortung, damit von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgeht. Wir fordern von ihr, gemäß dem Sozialstaats- und Friedensgebot des Grundgesetzes zu handeln – statt völkerrechtswidrige Angriffe, wie auf den Iran, auch noch zu rechtfertigen.

Wir fordern deshalb:

  • Verhandeln statt Schießen!
  • Soziales rauf! Rüstung runter!
  • Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Aufruf zum Antikriegstag am 1. September „Kriege stoppen! Geld für’s Leben, nicht für’s Sterben!“

Programm

Montag, 1. September ab 17 Uhr am Karlsplatz/Stachus

Kundgebung

Es wird Musik von Tamara Banez geben und Reden, u.a. von Jürgen Grässlin (DFG-VK-Sprecher), Heidi Meinzolt (Friedensbündnis, IFFF), Ingrid Greif (ver.di-Vertrauensfrau MünchenKlinik), Simon Ellmann (ver.di-Betriebsgruppe TUM), Martin Matscheko (Münchner Gewerkschaftslinke, VKG) und internationale Grußworte.

Demonstration

Die Demonstration führt ab ca. 18:15 Uhr vom Stachus zum EineWeltHaus (Schwanthalerstr. 80). Dort lädt der DGB München ab 19 Uhr zur Saal-Veranstaltung mit Jürgen Grässlin ein. Der Autor, Gewerkschafter und Friedensaktivist referiert zum Thema „Für eine Zeitenwende zum Frieden – Mit Mut gegen Hochrüstung und Umweltzerstörung“. Weitere Informationen bei ver.di München.

Unterstützer

Der Antikriegstag 2025 wird veranstaltet vom gewerkschaftlichen Aktiventreffen „Soziales rauf, Rüstung runter“ und vom Münchner Friedensbündnis. Unterstützt wird die Aktion durch die GEW München und die junge NGG München. Zur Teilnahme rufen außerdem der Münchner Kreisverband von DIE LINKE und die DKP München auf.

 

Weiterer Veranstaltungtipp: „Wie Lichter in der Nacht“ mit Jürgen Grässlin

Am Dienstag, dem 2. September um 10 Uhr findet ebenfalls im Eine-Welt-Haus (Schwanthalerstr. 80 in München) eine Lesung von Jürgen Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Friedensaktivist und Autor zahlreicher Bücher aus seinem aktuellen Werk „Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern. Ein Mutmachbuch“ statt.

Das Buch porträtiert 19 Mutmachmenschen, die durch ihr außergewöhnliches Engagement und ihre Vision positive Veränderungen in der Welt bewirken. Bei der Lesung werden Yurii Sheliazhenko (Widerstand ohne Waffen im Kriegsland Ukraine) und Innocent Opwonya (vom Kindersoldaten zum Friedensbotschafter) sowie der Aufbau des neuen multimedialen Projekts „VISION BESSERE WELT– MUTMACHMENSCHEN“ vorgestellt. Anschließend findet eine Gesprächsrunde statt.

Link zur Veranstaltung