Im Grunde fordern wir vom US-Imperium nicht mehr als eine Ethik, wie man sie schon im Kindergarten lernt – ist das etwa übertrieben? Das lehrt uns die Klimabewegung über unsere Beziehung zur Erde: Wir dürfen nicht einfach nehmen und ausbeuten – denn wir stehen in einer wechselseitigen Beziehung zu ihr. Die USA haben das die meiste Zeit ihrer Geschichte ignoriert. Das ist auch heute noch der Fall, wenn man sich die Vorwürfe gegen den aktuellen Präsidenten von Burkina Faso, Ibrahim Traoré, ansieht. Wenn wir alle – die Klimabewegung, friedliebende und mitfühlende Menschen – den Planeten retten wollen, müssen wir uns gegen die Versuche der USA und der NATO/westlichen Mächte wehren, in den Souveränitätsprozess der Sahelzone einzugreifen.
Von Aaron Kirshenbaum und Jasmine Butler
Vor einigen Wochen sagte Michael Langley, der Leiter des US-Afrika-Kommandos (AFRICOM), vor dem Senatsausschuss für Streitkräfte aus, dass Ibrahim Traoré, der derzeitige Präsident von Burkina Faso, „die Goldreserven des Landes für seinen persönlichen Schutz und nicht zum Wohle seines Volkes verwendet“. Eine absurde Behauptung, wenn man bedenkt, dass das US-Verteidigungsministerium, für das Langley arbeitet, allein im diesjährigen Haushalt eine Billion Dollar von den US-Steuerzahlern entwendet hat. Darüber hinaus hat AFRICOM selbst eine tödliche, gut dokumentierte Geschichte der Plünderung des afrikanischen Kontinents, oft in Abstimmung mit der NATO.
Warum wohl möchte Langley die Regierungsführung von Traoré und das umfassendere Projekt der Allianz der Sahelstaaten (AES, bestehend aus Burkina Faso, Mali und Niger, die sich alle kürzlich nach Machtübernahmen zu einer Konföderation zusammengeschlossen haben) delegitimieren? Hat jemand eine Idee? Kleiner Hinweis: Es geht – wie so oft – um natürliche Ressourcen und strategische Militärpräsenz. Traoré hat die Goldminen Burkina Fasos, die sich in ausländischem Besitz befanden, verstaatlicht, um die Ressourcen des Landes zum Wohle der Bevölkerung zu nutzen. Ebenso hat der derzeitige Präsident Abdourahamane Tchiani nach seiner Machtübernahme im Niger Uran verstaatlicht und den Export ins Ausland verboten. Bemerkenswert ist, dass ein Viertel des für die Energieversorgung Europas wichtigen Urans aus Niger stammt. Angesichts der entscheidenden Rolle Traorés bei der Entwicklung der Identität der AES als einer der lautstärksten und charismatischsten Führer ist die gezielte Bekämpfung Traorés Teil eines größeren Vorhabens der USA, der EU und der NATO, das sich gegen das gesamte AES-Projekt richtet. Vor kurzem hat die neue Führung der AES neue Initiativen für grüne Energie und Bildung ins Leben gerufen. Unterdessen haben sich die USA aus den Sahelstaaten zurückgezogen, da die AES trotz jahrzehntelanger, vom Westen unterstützter Instabilität ihre Souveränität behauptet.
Traorés Burkina Faso ist nicht das erste panafrikanische Projekt, das von der Machtallianz USA/EU/NATO angegriffen wird. So wie die vagen Behauptungen aus Langley Zweifel an Traorés Fähigkeit, eine Nation zu führen, säen, sind auch frühere panafrikanische Führer, die es wagten, den Imperialismus herauszufordern und ihre Bürger in den Vordergrund zu stellen, in die Kritik geraten. So wurde beispielsweise der ehemalige Präsident von Burkina Faso, Thomas Sankara, 1987 ermordet, nachdem er die Bedürfnisse des burkinischen Volkes an erste Stelle gesetzt hatte, indem er Kredite und Forderungen des IWF ablehnte, landesweite Alphabetisierungs- und Impfkampagnen durchführte und eine Wohnungs- und Agrarreform vorantrieb. Immer wieder sind Frankreich und die USA entschlossen gegen Staatschefs vorgegangen, die den Panafrikanismus und die ökologische Stabilität über die Interessen der westlichen Mächte gestellt haben. Wir erleben dies derzeit live und haben die Verantwortung, uns für Traoré und die AES einzusetzen, bevor es zu spät ist.
Wenn ein Land sich nicht Washington unterwirft, ist das übliche Vorgehen der USA die Zerstörung der Umwelt, entweder durch hybride oder klassische Kriegsführung. Venezuela hat US-Unternehmen den uneingeschränkten Zugang zu seinen Ölreserven – den größten der Welt – verweigert und ist daher gezwungen, diese als Lebensader zu nutzen. Einseitige US-Sanktionen haben in Venezuela die Instandhaltung von Ölpipelines erschwert – mit schwerwiegenden Folgen für Mensch und Umwelt. Im Kongo – einer der Lungen der Erde – hat das jahrzehntelange Streben des Westens nach Uran und anderen seltenen Mineralien zu massiver Entwaldung, zur Zerstörung der Wasserqualität und zum Einsatz von Streitkräften geführt, die Millionen Menschen getötet haben. Und natürlich unterstützen die USA den Ökozid und Völkermord in Palästina, um die Existenz eines Marionettenstaates in einer ölreichen Region aufrechtzuerhalten.
Wenn das US-Militär – der weltweit größte institutionelle Umweltverschmutzer – „interveniert“, ist das einzige Ergebnis für die Umwelt der Klimakollaps. Selbst wenn Länder sich an die Regeln Washingtons halten, werden die USA weiterhin militarisieren, giftige Militärstützpunkte errichten, die Ausbeutung von Ressourcen fortsetzen und Massenarmut verursachen. Für das Überleben der Menschen und des Planeten müssen wir uns dieser imperialen Expansion widersetzen.
Jede Bewegung, die sich für den Übergang von einer ausbeuterischen zu einer regenerativen Wirtschaft einsetzt, muss sich gegen die Intervention der USA und des Westens in der Sahelzone und für panafrikanische Projekte und eine multilaterale Weltordnung aussprechen. Die Entstehung einer multipolaren Welt bedeutet, dass Projekte wie AES Partner außerhalb der Region haben: Bei seinem letzten Besuch in Moskau traf Traoré mit den Staatschefs Russlands, Chinas und Venezuelas zusammen. Die USA, die sich natürlich durch den Verlust ihrer Vorherrschaft bedroht fühlen, bestehen darauf, einen gefährlichen Kalten Krieg gegen China zu führen, um dessen Einfluss einzudämmen, verweigern die Zusammenarbeit im Bereich der grünen Technologien und drängen sich in jede Region, die sie als Schlachtfeld betrachten, sei es im asiatisch-pazifischen Raum oder in der Sahelzone. Und dies stets auf Kosten des Lebens in all seinen Formen.
Wir sind also in einem lebenslangen Projekt engagiert, warum stoßen wir dann in Klimabereichen oft auf Zögern, sich gegen diese imperialistische Ausbeutung zu stellen? Es gilt, einige Fragen zu reflektieren. Wessen Leben opfern wir für „strategische Gründe“? Über welche ökologischen Opferzonen schweigen wir wegen des „größeren Ganzen“? Welche Ausbeutung und welchen militaristischen Aufbau lassen wir zu, um theoretisch den Tod des Planeten zu verhindern, der durch unsere eigene Regierung bereits in Gang gesetzt wurde? Vermeiden wir es, Verbindungen zu Volksbewegungen aufzubauen, weil Geldgeber nur Sackgassen finanzieren? Wir haben die Wahl: Wir können die Weltuntergangsuhr, die den Klimawandel und die totale Katastrophe anzeigt, weiterlaufen lassen oder den Kurs umkehren und etwas Neues ins Leben rufen.
Das historische Treffen von Traorè mit China, Russland und Venezuela gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns bevorsteht. Während sich die Menschen weltweit gegen Imperialismus und Neokolonialismus erheben, ist es an uns in der US-Klimabewegung, uns unmissverständlich hinter Projekte der Selbstbestimmung zu stellen.
Auch wenn unser Lebensstil sicherlich anders aussehen wird, wenn wir nicht mehr ungehinderten Zugang zu Gold, Kobalt, Uran und anderen Ressourcen haben, die regelmäßig auf Kosten des afrikanischen Kontinents und seiner Bevölkerung ausgebeutet werden, müssen wir den Aufbau einer gerechteren, gesünderen Beziehung zum Planeten und allen seinen Bewohnern priorisieren. Wenn Führer wie Traoré es schaffen, die Landwirtschaft und die Rohstoffgewinnung in einem nachhaltigen Tempo zu revolutionieren, das den Arbeitern zugutekommt, was könnte das für eine neue Weltordnung bedeuten, in der ausgebeutete Afrikaner und ihr Land nicht die billige materielle Basis für die Welt bilden? Was könnten wir anstelle von Rohstoffökonomien aufbauen, um eine grüne Zukunft für alle einzuläuten?
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Angela Becker vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!
Aaron Kirshenbaum ist Aktivist der Kampagne „War is Not Green“ (Krieg ist nicht grün) von CODEPINK und Regionalorganisator für die Ostküste. Aaron (sie oder er) lebt in Brooklyn, New York, kommt ursprünglich aus Brooklyn und hat einen Master in Gemeindeentwicklung und -planung von der Clark University. Außerdem hat Aaron einen Bachelor-Abschluss in Human- und Umweltgeographie sowie Stadt- und Wirtschaftsgeographie von der Clark University. Während der Studienzeit arbeitete Aaron in der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung, in der Entwicklung von Bildungsprogrammen und in der Organisation von Palästina-, Mandanten- und Abolitionistenbewegungen.
Jasmine Butler ist Mitglied und Jugendkoordinatorin bei CODEPINK. Jasmine (sie oder ihr) wurde in Memphis geboren und wuchs dort auf, hat aber tiefe Wurzeln in Mississippi. Jasmine ist schwarze queere AutorIn, KulturarbeiterIn und AfrofuturistIn-AbolitionistIn und setzt sich intensiv für kollektive Befreiung durch gegenseitige Fürsorge und Bildung ein. Jasmine entwickelte sich als prinzipientreue und erfahrene NetzwerkerIn, Lehrkraft, HistorikerIn und ArchivarIn. Jasmine hat 2021 einen B.A. in Geografie vom Dartmouth College erworben.