Selbst nachdem Trump erklärt hatte, er wolle den Panamakanal zurückerobern, notfalls Grönland mit Gewalt erwerben und den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenennen, konnte ich mir wie viele andere nicht vorstellen, dass sein Wahnsinn eine neue, unfassbare Höhe erreichen könnte. Auf seiner Pressekonferenz am 4. Februar, bei der ein bösartig grinsender Ministerpräsident Netanjahu neben ihm stand, kündigte Trump an, dass die USA Gaza übernehmen, die Palästinenser wie Schafe nach Jordanien und Ägypten verschiffen, eine ungemein faszinierende Riviera entlang des Mittelmeers errichten und, voilà, der ganzen Region Frieden und Wohlstand bringen würden. „Was für ein wunderbarer und visionärer Plan, den niemand außer ihm hätte erdenken können.“

Von Dr. Alon Ben-Meir

Natürlich entbehrt seine Prahlerei jeglicher inhaltlichen Details. Alles, was er damit zur Schau stellen will, ist eine Darstellung von Draufgängertum und roher Machtausübung, und zum Teufel mit den nur unschwer sich auszumalenden Auswirkungen seines dreisten Plans, der die Region in Brand setzen würde. Obwohl kein vernünftiger Mensch glaubt, dass Trump ein solch gefährliches Vorhaben durchführen kann, allein schon die Erwähnung eines solchen Unterfangens jagte jedem Palästinenser einen Schauer über den Rücken.

Die Botschaft an sie ist einfach: Vergesst die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates. Dieses Land ist das angestammte Land des jüdischen Volkes und muss seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. Oh, ihr Palästinenser, seid jetzt auf die zweite Nakba (Katastrophe) vorbereitet, aber diesmal macht euch keine Sorgen; dieser Exodus wird gut organisiert sein; ihr werdet euch in Jordanien und Ägypten niederlassen und glücklich bis ans Ende eurer Tage leben.

Was Trump nicht begreift, und das überrascht in keiner Weise, ist, dass, obwohl ein Großteil des Gazastreifens in Trümmern liegt und der Wiederaufbau Jahre dauern und Milliarden kosten wird, dies ihr Land ist. Sie können ihre Häuser wieder aufbauen, die Infrastruktur wiederherstellen, sich um ihre Höfe kümmern und ihre Betriebe umstrukturieren, aber was sie nicht können ist, ihr Land durch ein anderes zu ersetzen. Sie hängen an dem Land, das sie nicht aufgeben oder austauschen wollen, oder für das sie entschädigt werden könnten. Hier gehören sie hin, hier haben ihre Vorfahren gelebt und sind gestorben, hier befindet sich ihr kulturelles Erbe und hier träumen sie immer noch von einer besseren und helleren Zukunft und einem Leben in Würde, was ihnen selbst der Präsident der USA nicht ungestraft wegnehmen kann.

Die Auswirkungen von Trumps brutalem und unverfrorenen Plan für Gaza übersteigen jeden für Trump oder Netanjahu auch nur vorstellbaren Albtraum.

Der Exodus der Palästinenser würde die Region sofort und unheilbringend destabilisieren. Insbesondere wäre Jordanien das erste Land, das destabilisiert wird, weil ein Zustrom von Palästinensern das Land in seinen Grundfesten erschüttern würde, da es bereits mit fast einer Million Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak belastet ist. Die innere Instabilität Jordaniens könnte möglicherweise zu einem Konflikt mit Israel führen, mit dem es eine 350 Kilometer lange Grenze teilt, über die Waffen und Terroristen leicht eindringen könnten. Dies würde verheerende Auswirkungen auf Israel haben und den als Stabilitätsanker dienenden Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern gefährden.

Auch Ägypten hält Trumps „geniale Idee“ für absurd. Ungeachtet der amerikanischen Hilfe für Ägypten lehnte Präsident Sisi Trumps Plan vehement ab, weil er verheerende regionale Folgen hätte, die Ägypten nicht verschonen und möglicherweise den israelisch-ägyptischen Frieden zerbrechen würden.

Trumps und Netanjahus Einigkeit in dieser Sache ist äußerst heimtückisch. Anstatt eine neue Struktur für einen Frieden in der Region aufzubauen, wird Trump die Region in sich weiter ausdehnende Gewalt und Kriege stürzen und sowohl Israelis als auch Palästinensern einen Tag des Friedens vorenthalten. Und anstatt das Abraham-Abkommen weiterzuentwickeln, könnte er es möglicherweise dadurch zunichtemachen, indem er die Aussicht auf einen umfassenden arabisch-israelischen Frieden zu einem bloßen Wunschtraum macht und der iranischen Achse des Widerstands neues Leben einhaucht. Ganz klar, Trumps Plan ist strategisch unverständlich und in erschreckender Weise bedrohlich.

Die Auswirkungen, die dies auf die Palästinenser hätte, sollte Trumps Plan verwirklicht werden, kann man sich nicht groß genug vorstellen. Die Vertreibung der Palästinenser wird an vielen Fronten katastrophal sein, und das ist ihm wahrscheinlich noch nicht einmal ins Bewusstsein gekommen. Die Entwurzelung von mehr als 2,2 Millionen Palästinensern aus ihrer Heimat ist grausam und abschreckend und wird eine beispiellose humanitäre Krise auslösen. Es wird die Massenvertreibung der Palästinenser im Jahr 1948 wieder wach werden lassen, die Erinnerung an diese dunklen Tage, die die Palästinenser bis heute verfolgt. Viele der derzeitigen Bewohner von Gaza sind Nachkommen dieser ursprünglichen Flüchtlinge. Darüber hinaus wird es ihre Familienbande zerstören, ihre kulturelle Identität auslöschen und sie dem Schrecken der Umsiedlung aussetzen, in Länder, in denen sie nicht willkommen sind.

Der palästinensische Radikalismus wird sich verschärfen, was den aktuellen gewaltsamen Konflikt wie eine bloße Kostprobe aussehen lassen wird. Trump ignorierte die Hamas, die nach wie vor eine mächtige Kraft in Gaza ist, völlig und wird so ihre Sichtweise bekräftigen, dass die Israelis unauflösbar die Feinde sind, die alle Palästinenser ausrotten wollen, und dass nur ein gewaltsamer Widerstand die Antwort auf Israels unstillbare Gier nach mehr palästinensischem Land sein kann. Eine weitere Generation von Palästinensern wird vergiftet werden, deren Lebensaufgabe dann in nichts anderem bestehen wird, als Rache und Vergeltung zu üben für das, was ihrem Volk widerfahren ist.

Für Netanjahu und seine faschistische Regierung ist Trumps Idee einer ethnischen Säuberung aller Palästinenser in Gaza ein wahr gewordener Traum. Dies, zusammen mit der schleichenden, wenn nicht sogar vollständigen Annexion des Westjordanlandes, würde schließlich seinen Traum von „Groß-Israel“, als ein zu Recht von Gott Gegebenes, verwirklichen; Trump, der Messias, ist gekommen, um zu halten, was Gott den Juden versprochen hatte. In 1. Mose 17,8 heißt es: „Das ganze Land Kanaan [Israel], wo ihr jetzt als Fremdlinge wohnt, will ich euch und euren Nachkommen als ewigen Besitz geben; und ich werde euer Gott sein.“

Jeder, insbesondere Trump und Netanjahu, sollte sich darüber im Klaren sein: Die Vertreibung der Palästinenser aus Gaza wird jede Aussicht auf eine Zwei-Staaten-Lösung zunichtemachen, und ohne das Konzept einer Zwei-Staaten-Lösung hat bisher noch niemand eine neue tragfähige Idee entwickelt, die den israelisch-palästinensischen Konflikt friedlich beenden würde. Die Alternative ist fortwährendes Blutvergießen, was die korrupte Regierung unter Netanjahu zufrieden stellen wird, deren Durst nach palästinensischem Blut unersättlich ist.

Nach 77 Jahren der Existenz Israels scheinen Netanjahu und seine Bande von Rechtsextremisten nichts gelernt zu haben. Israel hat jedes Recht, in Frieden und Sicherheit zu existieren, aber es kann sich selbst nicht auf der Asche der Palästinenser aufbauen. Die Palästinenser werden über Generationen hinweg Widerstand leisten, wenn sie müssen, und werden niemals ihr angeborenes Recht auf Eigenstaatlichkeit aufgeben, das in der Resolution 181 des UN-Sicherheitsrats verankert ist, der gleichen Resolution, die den Juden in Palästina dasselbe Recht einräumte.

Trump glaubt, dass er tun kann, was ihm gefällt. Eine Sache, die er auf die harte Tour lernen wird, ist, dass er nicht der Herrscher der Welt ist; er kann keine Gebiete an sich nehmen oder verteilen, die ihm nicht gehören. Er besitzt keine entsprechende Zuständigkeit; was er tut, verstößt gegen das Völkerrecht, widerspricht der Vernunft und entbehrt jedes moralischen Grundsatzes.

Die Palästinenser haben Besatzung, Blockade, Vertreibung, Ausweisung, Entmenschlichung und jahrzehntelang schrecklichen Schmerz und Leid erlitten, aber sie haben durchgehalten. Sie blieben widerstandsfähig und entschlossen, weil ihr Durst nach Freiheit uneingeschränkt stark ist. Kein amerikanischer Präsident, auch nicht Trump, kann ihren Willen beugen.


Dr. Alon Ben-Meir ist emeritierter Professor für Internationale Beziehungen, zuletzt am Center for Global Affairs an der NYU. Er lehrte zu internationalen Verhandlungen und Nahoststudien.