Die gefundenen Mengen Lithium sollen zehn Prozent der bisher bekannten weltweiten Lithium-Vorkommen entsprechen.

Juan Cole für die Online-Zeitung INFOsperber

Red. Der Autor ist Professor für Geschichte des Nahen Ostens an der Universitiy of Michigan und schreibt auch für den Blog Informed Comment.

Der Indian Express berichtet über den iranischen Fernsehsender PressTV, dass das Land in der Qahavand-Ebene in der westlichen Provinz Hamedan ein Lithiumvorkommen von 8,5 Millionen Tonnen entdeckt hat. Bisher sind weltweit nur 89 Millionen Tonnen Lithium bekannt, wobei der Grossteil davon in Lateinamerika liegt. Wenn der Bericht zutrifft, verfügt der Iran über etwa zehn Prozent der derzeit bekannten Weltvorräte.

Lithium ist für die grüne Energiewende von entscheidender Bedeutung, da es die Grundlage für die führende Batterietechnologie, die Lithium-Ionen-Batterie, bildet. Lithium treibt Elektroautos an. Und grosse Lithium-Ionen-Batterien dienen in Staaten wie Kalifornien als Reservestrom für das Stromnetz. Angesichts des zu erwartenden raschen Rückgangs von Öl, Gas und Kohle entwickelt sich Lithium zum strategisch wichtigsten Mineral der Welt.

Die Internationale Energieagentur befürchtet, dass der Erde das Lithium ausgeht, wenn alle Autos elektrisch betrieben werden. Eine Schätzung besagt, dass die Welt unter den letztgenannten Bedingungen nur noch über einen Vorrat von 70 Jahren verfügen würde.

Diese Befürchtungen sind zwar berechtigt, aber verfrüht. Wahrscheinlich werden die Geologen noch viel mehr Lithium finden, wenn sie erst einmal ernsthaft nach ihm suchen. Die japanische Metal Mining Agency geht davon aus, dass es in Pakistan enorme Vorkommen gibt. Auch das Recycling von Lithium wird zu einem grossen Geschäft werden. Ausserdem ändert sich die Batterietechnologie schnell, und neue Entdeckungen könnten es ermöglichen, Magnesium – ein gewöhnliches Metall – für die Batterieherstellung zu verwenden.

Der Indian Express schrieb: «Nach Angaben des US Geological Survey sind die weltweit grössten Lithiumvorkommen (ohne den Iran) wie folgt:

Bolivien, 21 Millionen Tonnen; Argentinien, 20 Millionen Tonnen; Chile, 11 Millionen Tonnen; Australien, 7,9 Millionen Tonnen; China, 6,8 Millionen Tonnen. Indien hat vor kurzem abgeleitete Lithiumressourcen von 5,9 Millionen Tonnen im Bezirk Reasi in Jammu und Kaschmir festgestellt.»

Der Iran würde die viertgrösste Lithiummacht der Welt, wenn sich die Meldung bewahrheitet. Aber Ebrahimali Molabeigi, Leiter der Explorationsabteilung im iranischen Ministerium für Industrie, Bergbau und Handel (MIMT), sagt, dass er davon ausgehe, dass im Iran noch mehr Lithiumvorkommen gefunden werden. Die Weltbank gehe davon aus, dass die Produktion von Kobalt, Graphit und Lithium, die alle für grüne Energie nützlich sind, bis Mitte des Jahrhunderts um 500 Prozent steigen werde.

China an Lithium von Iran interessiert

Diego Lasarte von Quartz befasst sich mit den geopolitischen Auswirkungen des Fundes. Er weist darauf hin, dass die Ankündigung eine gute Nachricht für China sei.

Die USA haben eine Wirtschaftsblockade gegen den Iran errichtet mit harten und weitreichenden Sanktionen und Boykotten, die Washington auch gegen Dritte wie Japan und Südkorea verhängt, falls sie mit China handeln. China, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, hat jedoch Wege gefunden, die US-Sanktionen gegen den Iran zu umgehen und importiert laut Reuters täglich etwa 800’000 Barrel Öl aus dem Iran.

China verfügt über den weltweit fortschrittlichsten Sektor für Elektrobatterien und Elektrofahrzeuge, aber es besteht immer die Gefahr, dass die schlechten Beziehungen zu den USA es Peking erschweren könnten, Lithium von den USA und ihren Verbündeten zu beziehen. Die iranischen Vorkommen werde wahrscheinlich von China erschlossen und vom Iran an China verkauft, so Lasarte.

Irans Erdöl wird vielleicht in zwanzig Jahren kommerziell ausgebeutet sein. Wenn das Land tatsächlich über grosse Lithiumvorkommen verfügt, wäre das eine Quelle des zukünftigen mineralischen Reichtums.

Jeder grosse neue Lithiumfund erleichtert zudem den grünen Wandel, da er niedrigere Preise für dieses wichtige Material für Elektrofahrzeuge und andere batteriebetriebene Ersatzprodukte für fossile Brennstoffe bedeutet.