John Connally, US-Finanzminister unter Präsident Richard Nixon, hatte einst erklärt: „Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem“. Es war zu Beginn der Siebziger, als das Umtauschen von Gold in den US-Dollar nicht mehr begründet war, nachdem die Vereinigten Staaten wegen des kostspieligen Vietnamkrieges Maßnahmen einleiteten, um ihre Währung abzuwerten und das System der festen Wechselkurse damit zu verwerfen. Doch seit die Wechselkurse freigegeben sind, hat die Geldpolitik der USA globale Auswirkungen, weil der Dollar weltweit als Reservewährung fungiert – bis heute.

Von Alexander Männer

Unter anderem darin sieht die von der Triade China, Indien und Russland angeführte Vereinigung BRICS ein Hindernis, um als Gegenpol zur westlich dominierten Weltordnung eine neue und gerechtere Zukunft im Zeichen der Mulitpolarität für die globale Staatengemeinschaft zu verwirklichen.

Sie wollen vor allem die Transformation der gesamten internationalen Wirtschafts- und Finanzarchitektur herbeiführen, die unter der Vorrangstellung der USA und des „kollektiven Westens“ nicht im Interesse von anderen Staaten genutzt werden könne, heißt es grundsätzlich. Ein Instrument, um die US-Dominanz im Weltfinanzsystem und die damit verbundene geopolitische Macht Washingtons zu überwinden, ist die sogenannte De-Dollarisierung – eine Abkehr von dem US-Dollar, der als die mit Abstand wichtigste Leitwährung der Welt die finanziellen Geschäfte dominiert.

Indien und Russland planen Rupien-Rubel-Zahlungssysten

Eine der Herausforderungen bei der „De-Dollarisierung“ ist der hauptsächlich in Dollar abgewickelte weltweite Rohstoffhandel. In diesem Jahr soll die Summe aller Banktransaktionen beim Kauf und Verkauf von Erdgas, die in Dollar durchgeführt werden, etwa 80 Prozent ausmachen. Um also die größtmögliche Unabhängigkeit vom Dollar gewährleisten zu können, sollten sowohl die Rohstoffexporteure als auch die Abnehmer ihre bilateralen Zahlungen auf nationale Währungen umstellen. 

Genau für diesen Weg entschieden sich Russland und Indien angesichts der enormen Zunahme ihrer Handelsgeschäfte, die laut indischen Angaben allein im Erdölsektor im Verlauf dieses Jahres von zwei auf 23 Prozent angewachsen sind und am Jahresende mehr als 20 Milliarden Dollar ausmachen können. Beim Handel mit Öl und anderen Rohstoffen sollen darum direkte Rupien-Rubel-Zahlungen werden. Zugleich soll dieser Schritt Indien dazu verhelfen, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem von Sanktionen betroffenen Russland zu fördern.

In dieser Angelegenheit prüfen die Regierungen beider Länder bereits seit Jahren Vorschläge, um die Zahlungen in ihre nationalen Währungen zu ermöglichen. In diesem Jahr ist Medien zufolge ein Weg gefunden worden, um die Rupie und den Rubel bei der Abwicklung der indisch-russischen Handelsgeschäfte zu verwenden. Die indische Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) hat ein entsprechendes System eingeführt, das den staatlichen indischen Banken ermöglichen soll, sich an dem Rupien-Rubel-Handelsmechanismus zu beteiligen. Durch die direkten Zahlungen in Rupien oder Rubel können indische Exporteure ungeachtet der Sanktionen weiterhin Geschäfte mit den in Russland ansässigen Unternehmen tätigen. Wie das Portal Deutsche Wirtschaftsnachrichten im September berichtete, plant die State Bank of India (SBI), den neuen Mechanismus zu nutzen und entsprechende Konten zur Abwicklung von Handelsgeschäften mit Russland zu eröffnen.

Die SBI sei eine große Bank, die den Bedarf der Exporteure decken könne und zudem einen ähnlichen Mechanismus zuvor für die Verrechnung von Zahlungen mit dem ebenfalls sanktionierten Iran verwendet habe, heißt es. Darum würden die indischen Unternehmen bereits Dollar und Euro gegen asiatische Währungen tauschen, um die westlichen Sanktionen gegen Russland zu umgehen.

Das Ungleichgewicht auf dem Devisenmarkt

Allerdings konstatieren Experten, dass der russisch-indische Plan zur Rupien-Rubel-Zahlungen nicht einfach zu realisieren ist. Wie russische Medien unter Verweis auf die indische Zeitung „The Economic Times“ schreiben, soll es gegenwärtig vor allem Indien sein, das die wirtschaftliche Machbarkeit eines solchen Vorhabens bezweifelt. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens befürchten die Inder, dass sie wegen solcher Initiativen mit Sanktionen seitens des Westens belegt werden könnten.

Zweitens wird angenommen, dass der Übergang zum alternativen Zahlungsweg nicht zugunsten der indischen Wirtschaft ausfallen könnte, da Russland derzeit einen klaren Handelsüberschuss in den beiderseitigen Handelsbeziehungen verzeichnet. Die russischen Ausfuhren nach Indien könnten sich 2022 auf mehr als 30 Milliarden Dollar belaufen, während die Importe aus Indien nach Russland nur etwa fünf Milliarden Dollar betragen sollen.

So behaupten etwa russische Analysten, es gebe aufgrund des Ungleichgewichts bei dem Warenumsatz zwischen den beiden Ländern das Problem, eine ausgeglichene Nachfrage nach Rubel und Rupie auf dem Devisenmarkt sicherzustellen. Unter den aktuellen Bedingungen aber soll der Wechselkurs der indischen Währung zum Rubel unvermeidlich schwächer werden und dadurch würden die Vorteile, die Indien durch Preisnachlässe auf russisches Öl erhält, ausgeglichen.

Um also ein Gleichgewichts auf dem Devisenmarkt herzustellen, ist es notwendig, die Exporte von indischen Waren nach Russland anzukurbeln. Diesbezüglich plant die regierung Neu-Delhi unter anderem die Exportanreize für indische Unternehmen bei dem in Rupien abgewickelten Russland-Geschäft auszuweiten. Zugleich sollen die Logistik und die Transportwege ausgebaut werden. So wurde bereits im vergangenen Juli die Möglichkeit geschaffen, Waren aus Russland nach Indien über Land zu liefern. Der neue Handelsweg über Zentralasien und Iran löst dabei das Problem, dass Schiffe aufgrund von Sanktionen gestoppt oder im wegen des Problems der Überlastung des Suez-Kanals aufgehalten werden könnten. Geplant ist auch eine Direktverbindung für den Seehandel zwischen Wladiwostok in Russlands Fernem Osten und Chennai an der Ostküste Indiens.

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