„Die Vergangenheit ist Vergangenheit, nichts kann sie ändern. Aber die Zukunft hängt von der Gegenwart ab; wir haben noch die Möglichkeit, sie zu gestalten. Es geht nicht darum, Technologien einzusetzen oder mehr Geld auszugeben, sondern darum, ein Gefühl für das Wohlergehen anderer zu entwickeln.

Wir müssen einander Zuneigung entgegenbringen, sensible, warmherzige und mitfühlendere Menschen sein. Das 21. Jahrhundert sollte ein Zeitalter des Friedens sein, aber das erreichen wir nicht, indem wir ein paar Tauben fliegenlassen, sondern dadurch, dass wir inneren Frieden in uns selbst entwickeln. Wir brauchen gewaltfreie Aktionen, um diese Zeit zu einer Ära des Friedens zu machen“.

Am 6. Juli 2022 wurde der 87. Geburtstag Seiner Heiligkeit des 14. Dalai Lama gefeiert. An diesem Tag fanden weltweit zahlreiche Veranstaltungen, Feiern und Gebete zum Gedenken an das lange Leben Seiner Heiligkeit statt. Ganz Tibet wurde gebeten, sich die Gebete an diesen Tagen zu Herzen zu nehmen, und der Dalai Lama selbst sagte zwei Tage zuvor während einer Feier mit einigen Anhängern in Taiwan:

„In diesem Leben wurde ich als Tibeter in einem kleinen Dorf in der Provinz Amdo geboren. Ich werde mich dafür entscheiden, an einem Ort zu reinkarnieren, an dem mein Dienst am meisten gebraucht wird. Daran gibt es keinen Zweifel. Ich bin ziemlich sicher, dass ich noch mindestens 20-30 Jahre leben werde, um dem tibetischen Volk zu dienen und es spirituell zu führen. Als meine spirituellen Freunde bitte ich Sie, Mitgefühl in die Tat umzusetzen“.

Tenzin Gyatso wurde am 6. Juli 1935 in einer Bauernfamilie in dem kleinen Dorf Taktser im Nordosten Tibets geboren, wo er im Alter von zwei Jahren als Reinkarnation seines Vorgängers, des Dreizehnten Dalai Lama, anerkannt wurde. Die Dalai Lamas sind die Manifestationen des Buddha des Mitgefühls, der sich entschieden hat, wiedergeboren zu werden, um der Menschheit zu dienen; das Wort ‚Dalai Lama‘ bedeutet Ozean der Weisheit. Weisheit und Güte sind sicherlich die Eigenschaften, die einem spontan in den Sinn kommen, wenn man das Leben dieses Mannes betrachtet, der das tibetische Volk von klein auf geführt hat und der seit 1959 im Exil lebt. Er lebt an den Himalaya-Hängen in Dharamsala, Indien, auch Klein-Lhasa genannt, das als „Exilhauptstadt“ für 130.000 tibetische Flüchtlinge bekannt ist und in dem es Kultur- und Bildungseinrichtungen gibt. Viele weitere befinden sich in Nepal, in der Schweiz, im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in anderen Ländern.

Der Dalai Lama ist um die ganze Welt gereist, hat Ehrungen, Ehrentitel und Auszeichnungen erhalten und seine Ideale der Güte und des Mitgefühls, der Achtung der Umwelt und des interreligiösen Dialogs, der Gewaltlosigkeit und des Weltfriedens überall verbreitet. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass er einer der außergewöhnlichsten Männer des Friedens unseres Jahrhunderts ist. Als er 1989 den Friedensnobelpreis für seinen gewaltlosen Kampf für die Befreiung Tibets erhielt, erklärte er, dass er den Preis im Namen der sechs Millionen Tibeter*innen, seiner mutigen Landsleute, entgegennehme, die so sehr unter einer Strategie zur Zerstörung ihrer kulturellen Identität leiden. Ein Mann, der sein Leben mit der festen Überzeugung gelebt hat und sich weiterhin dafür einsetzt, dass „Tibet mit den Waffen der Wahrheit, des Mutes und der Entschlossenheit befreit werden wird. Egal, woher wir auf der Welt kommen, wir sind alle Menschen. Wir alle streben nach Glück und wollen Leiden vermeiden. Wir haben alle die gleichen menschlichen Bedürfnisse und Interessen. Alle Menschen streben nach Freiheit und dem Recht, ihr eigenes Schicksal als Individuen und als Völker zu bestimmen. Das ist die menschliche Natur“.

Lang lebe Seine Heiligkeit!

Übersetzung aus dem Italienischen von Chiara Pohl vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!