Die spanische Regierung hat letzte Woche einen Bericht zur Auswertung statistischer Daten zur Gewalt an Frauen in den Jahren 2015 bis 2019 veröffentlicht. In seiner Art ist der Bericht neu und zeichnet ein erschreckendes Bild. In den meisten Fällen geht die Gewalt vom Partner oder Ex-Partner aus und der größte Teil besteht aus Fällen psychischer Gewalt.

Wie auch Deutschland hat Spanien das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, auch Istanbul-Konvention genannt, unterschrieben und ratifiziert. Es trat im Jahr 2014 in Kraft und soll verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und die sogenannte häusliche Gewalt schaffen.

Erstmals nun hat die spanische Regierung einen Bericht vorgelegt, der über fünf Jahre hinweg die Gewalt gegen Frauen in den vier Bereichen der physischen, psychischen, sexuellen und wirtschaftlichen Gewalt auswertet.

Auf 113 Seiten bereitet er insgesamt 601.416 gemeldete Fälle von Gewalt auf. Unterschieden werden Spanierinnen und Nicht-Spanierinnen, das Alter, die Art der Gewalt und die Täter. Eine Aufschlüsselung zum Beispiel nach Transhintergrund fehlt, sodass nicht klar ist, ob diese Personen in den Statistiken erscheinen. Eine solche Aufschlüsselung könnte aber wichtig sein, wenn die Ergebnisse von Gewaltberichten zur Prävention genutzt werden sollen.

Am häufigsten ist die psychische Gewalt vertreten. Sie umfasst 305.271 Fälle, gefolgt von physischer Gewalt mit 233.577 Fällen. Von sexueller Gewalt sind 44.333 betroffen und 18.235 von wirtschaftlicher. Obwohl die Ultrarechte in Spanien gern das Märchen von eingewanderter Gewalt erfindet, die vor allem Ausländerinnen träfe, ist das Bild ein anderes: Etwa 75 Prozent der Betroffenen sind Spanierinnen, nur 25 Prozent Nicht-Spanierinnen.

Erschreckend ist, dass über 77 Prozent der Gewalttaten von den Partnern oder Ex-Partnern verübt wurden und diese Zahl besonders Ende 2015 hoch war, 2016, 2017 und 2018 etwas niedriger und 2019 wieder anstieg. Auffallend ist auch, dass im Sommer die Zahlen höher waren als im Winter.

Während bei etwas über 2.000 Anzeigen das Alter der Frauen unbekannt war, betrafen 48.435 von ihnen Minderjährige. Mit 172.510 gemeldeten Fällen richtete sich die Gewalt am häufigsten gegen Frauen zwischen 18 und 30. Etwas geringer waren die gemeldeten Fallzahlen der 31- bis 40-Jährigen mit 170.648 und die der 41- bis 50-Jährigen mit 125.814. Noch etwas niedriger waren die Zahlen mit 59.651 bei den 51- bis 65-Jährigen. Von den über 65-Jährigen wurden nur 22.322 gemeldet.

Am häufigsten fand sich psychische Gewalt in den Meldungen. Beleidigungen, Kontrolle und Wutausbrüche sind Teil davon. Die zweithäufigste Gewalt war die physische, welche sich unter anderem durch Schläge und Tritte vor allem vom Partner oder Ex-Partner, aber auch in Mutter-Tochter-Beziehungen äußerte. Sieben Prozent der angezeigten Fälle bezogen sich auf sexuelle Gewalt. Bei den Tätern handelt es sich zumeist um Bekannte, Angriffe durch Unbekannte sind weit seltener. In den fünf beobachteten Jahren stiegen die Fallzahlen von 6.692 2015 auf 7.506 im Jahr 2016, 8.239 in 2017, 10.371 im Jahr 2018 und 11.525 2019. Davon betroffen waren besonders Minderjährige.

Die wirtschaftliche Gewalt, bei der finanzielle Abhängigkeit ausgenutzt oder erzeugt wird, betraf besonders 31- bis 40-jährige Frauen.

Das Innenministerium erklärte, dass die Daten dazu dienten, Projekte zu erstellen beziehungsweise weiterlaufen zu lassen, die die immer weiter steigende Zahl an Gewalttaten stoppen sollen.

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