Klimaschutzanwälte und Wildlife-Aktivisten hatten am Montag allen Grund zum Feiern, nachdem der 9. Circuit Court of Appeals (Berufungsgericht) die Genehmigung der Trump-Administration zurückgewiesen hatte, nach der in zu den USA gehörenden Gewässern der Arktis nach Öl gebohrt werden sollte. Gegner hatten davor gewarnt, dass dieses Projekt örtliche Siedlungen, Tiere und die Umwelt gefährden würde.

„Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sollte die US-Regierung keine verantwortungslose Förderung von Öl in den Gewässern der Arktis genehmigen.“
— Jeremy Lieb, Earthjustice

„Das ist ein Riesenerfolg für die Eisbären und für unser Klima“, erklärte Kristen Monsell, juristische Leiterin für die Belange der Ozeane am Center for Biological Diversity (Zentrum für Biodiversität) in einem Statement. „Dieses Projekt hätte ein Desaster ausgelöst, es hätte niemals genehmigt werden dürfen. Ich freue mich sehr, dass das Gericht den Versuch der Trump-Administration durchschaut hat, dieses Projekt ohne gründliche Abwägung seiner Risiken durchzusetzen“.

Marcie Keever, juristische Leiterin bei Friends of the Earth, freute sich gleichermaßen über das Urteil und sagte, dass „dankenswerterweise das Gericht die Gesundheit unserer Kinder und unseres Planeten über die Profite der Ölgesellschaften gestellt hat“.

Beide Gruppen hatten sich mit gleichgesinnten Organisationen wie Defenders of Wildlife, Greenpeace und Pacific Environment zusammengeschlossen, um Klage gegen das Hilcorp Alaska Projekt einzureichen, das 2018 genehmigt worden war. Das Energieunternehmen plante, eine künstliche Insel, Brunnen sowie eine Pipeline entlang der Küste Alaskas in der Beaufort Sea zu errichten.

Jeremy Lieb, Anwalt bei der gemeinnützigen Umweltrechtsorganisation Earthjustice, die die Interessengruppen vertrat, lobte das Gericht für die Zurückweisung der „ungenauen und irreführenden Analyse“ der Trump-Administration „zu den Auswirkungen, die dieses Projekt auf das Klima hat.“ Das Gericht stellte fest, dass die Regierung die Auswirkungen des Liberty-Projekts auf das Klima nicht wie vom National Environmental Policy Act vorgegeben berücksichtigt hat. Es widersprach dabei insbesondere einem Wirtschaftsmodell das davon ausging, dass das Projekt dem Klima nützen würde.

„Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sollte die US-Regierung keine verantwortungslose Förderung von Öl in den Gewässern der Arktis genehmigen“, sagte Lieb. „Die Welt kann sich nirgendwo die Erschließung neuer Ölquellen leisten, und schon gar nicht in der Arktis, wo die Klimaerwärmung bereits einen erheblichen Tribut fordert.“

„Wenn wir eine gerechte, grüne und friedliche Zukunft schaffen wollen, müssen wir damit beginnen, zerstörerische Projekte wie Liberty zu unterbinden.“
— Tim Donaghy, Greenpeace

Forschungen haben gezeigt, dass sich die Arktis schneller erwärmt als der Rest der Welt, was verheerende Auswirkungen nicht nur auf die dort lebenden Menschen und Tiere hat – darunter Karibus, Eisbären, Rentiere und Walrosse – sondern auf den gesamten Planeten im weiteren Sinne. So wie es ein Experte im vergangenen Jahr formulierte: „Was in der Arktis passiert, bleibt nicht in der Arktis.“

Tim Donaghy, leitender Forschungsspezialist bei Greenpeace, der den Gerichtsentscheid als „einen Sieg für den Planeten und seine Menschen“ bezeichnete, stellte fest, dass der Entscheid „bekräftigt, dass die USA Maßnahmen ergreifen müssen, die weg von Öl und Gas führen, wenn wir noch Hoffnungen haben wollen, die Klimakrise einzudämmen.“

„Wenn wir eine gerechte, grüne und friedliche Zukunft schaffen wollen, müssen wir damit beginnen, zerstörerische Projekte wie Liberty zu unterbinden.“, erklärte er mit Blick auf den Wahlsieg Joe Bidens über Präsident Donald Trump. Vor den Wahlen im November hatten sich Klimaaktivisten hinter Biden gestellt und ihn dabei gedrängt, eine durchgreifendere Politik zu verwirklichen.

„Im Hinblick auf das Klima muss jetzt gehandelt werden und Biden-Administration muss ihre Versprechen halten und jegliche neue Öl- und Gasprojekte auf staatlichem Land und Gewässern stoppen“, so Donaghy.

Zusätzlich zum Klimabeschluss stellte das Gericht außerdem fest, dass der US Fish and Wildlife Service es versäumt hat, die Auswirkungen des Liberty-Projekts auf die Eisbären ausreichend zu analysieren, was eine Verletzung des Endangered Species Act (Gesetz über gefährdete Tierarten) darstellt. Dieser Entscheid wurde von Nicole Whittington-Evans, Programmdirektorin bei Defenders of Wildlife Alaska begrüßt.

„Die heutigen Nachrichten sind ein Sieg für Alaskas gefährdete Eisbären, die durch die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen de facto in ihrem gesamten Lebensraum an Land bedroht sind – im National Wildlife Refuge, im National Petroleum Reserve-Alaska sowie auch in den ufernahen Gewässern.“, sagte sie und bekräftigte, „unseren Kampf gegen zerstörerische Öl- und Gasbohrungen und für das Überleben der Eisbären in der Arktis fortzusetzen.“

Trotz des Gewinns für die Eisbären in dieser Region hinsichtlich der Offshorebohrungen sind die Tiere noch immer durch die anhaltenden Bestrebungen der Trump-Administration bedroht, das Arctic National Wildlife Refuge für die Gewinnung von Öl und Gas zu öffnen, trotz des Widerstands der örtlichen indigenen Bevölkerung und von Umweltaktivisten.

Am Montag brachte die Regierung eine „Genehmigung für zufällige Belästigung“ ein, die es Energieunternehmen erlaubt, bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen Eisbären zu stören.

Laut Reuters gab The Fish and Wildlife Service an, dass es nicht zu erwarten ist, dass Eisbären während der seismischen Aktivitäten, die für den kommenden Monat geplant sind, verletzt oder getötet werden. Auch würden nur wenige Bären gestört werden.

Verschiedene erfahrene Wissenschaftler und Umweltaktivisten der Arktis haben jedoch vor seismischen Aktivitäten gewarnt. Diese können Sprengungen mit einschließen, um Klangbilder unterirdischer Formationen zu erzeugen. Sie argumentieren, dass die Tests die Tierwelt verschrecken werden und dass die schweren Maschinen und die Aktivitäten in diesem Zusammenhang die Tundra beschädigen und das Auftauen des Permafrostbodens beschleunigen werden.

Abschließend bemerkte Kristen Monsell: “Die Trump-Administration scheint entschlossen, die Eisbären weiter in Richtung Aussterben zu treiben, ehe sie das Weiße Haus verlässt.“

Von Jessica Corbett, die Übersetzung aus dem Englischen von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!