Während ein großer Teil des Lebens, vor allem in Europa, stillsteht und Menschen zum Schutz ihrer älteren oder immungeschwächten Angehörigen zu Hause bleiben, ist es für indigene Gruppen in Südamerika teilweise unmöglich, sich zu schützen. Verkaufen sie ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht, droht ihnen Hunger, ihre Gebiete sind teilweise touristisch erschlossen, womit Covid-19 näher rückt. Ihr Zugang zu medizinischer Versorgung ist oftmals so schlecht wie der Ernährungszustand. Nun fordern sie ein Eingreifen ihrer Regierungen.

Ende März, als bereits Infektionen Indigener bekannt waren, meldete sich sich die „Coordinadora de las Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica“ (Die Koordinierungsstelle der indigenen Organisationen im Amazonasbecken), kurz COICA, zu Wort, um auf die besondere Schutzbedürftigkeit indigener Menschen aufmerksam zu machen. COICA vertritt Indigene aus Bolivien, Brasilien, Ecuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela und fordert, Indigene als ebenso vulnerable Gruppe einzuschätzen wie ältere und immungeschwächte Menschen. Die Regierungen sollen Aufklärungskampagnen zu Schutzmaßnahmen in den jeweiligen Sprachen auflegen und die Gesundheitsversorgung sicherstellen.

Neben diesen Forderungen versuchen Länder und Gruppen unterschiedlich mit dem Virus und dem Schutz umzugehen. Kontakt- und Ausgangssperren sind für fast alle das Mittel der Wahl, so dass COICA auch mittels Videobotschaft versucht, Indigene zum Zuhausebleiben zu bewegen. Neben der schieren Unmöglichkeit, bedingt durch enges Zusammenwohnen, bedeuten die Sperren aber auch, dass kein Handel mehr getrieben werden und nur mehr medizinisches Personal in die Gemeinschaften gelassen wird. Für viele bereits jetzt nicht ausreichend ernährte Menschen eine Katastrophe, wenn nicht rasch Hilfe kommt. In Paraguay wurde, um den bereits einsetzenden Hunger zu bekämpfen, das „Secretaría de Emergencia Nacional“, kurz SEN (Das nationale Notfallsekretariat), angerufen, um Überlebenspaketeeinzukaufen und zu den Gemeinschaften zu bringen. Die Überlebenspakete beinhalten Grundnahrungsmittel wie Reis und Öl.

Neben Lebensmitteln fehlt es oft generell an Zugang zur Gesundheitsversorgung, Schutzkleidung, fließendem Wasser und Immunität gegen Keime, die Handel, Tourismus, aber auch Gemeinschaftsmitglieder, die sich in Großstädten aufgehalten haben, mitbringen können. Viele Gemeinschaften haben darum die Grenzen zu ihren Gebieten geschlossen und fordern auch die Regierung auf, touristische Reisen zu verbieten. Mit Ritualen und Nichtnennung des Virus versuchen die Menschen, Covid-19 aus ihren Orten und Familien fernzuhalten.

Neben den legalen Bewegungen in indigenen Territorien gibt es noch diejenigen, die auf der Suche nach Holz oder anderen Gütern in Schutzgebiete eindringen. Hier sollen die Regierungen Bewachung und Schutz der Gebiete sicherstellen.

Sollten die Regierungen nicht rasch handeln, könnten ganze Gemeinschaften an Covid-19 oder Hunger sterben.

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