Die Online-Enzyklopädie Wikipedia ist ein integraler Bestandteil des transatlantischen Medien- und Informationssystems. In der folgenden Analyse werden zentrale Aspekte ihrer Organisationsstruktur, Funktionsweise und Manipulation dargestellt.

Bedeutung der Wikipedia

Die deutschsprachige Wikipedia verfügt derzeit über rund 2.2 Millionen Artikel, die pro Monat von rund 100 Millionen Geräten knapp 1 Milliarde mal aufgerufen werden. Im deutschsprachigen Raum zählt die Wikipedia damit zu den sieben meistbesuchten Websites und ist bei vielen Internetrecherchen eines der ersten Suchergebnisse und mithin eine der ersten Anlaufstellen.

Im Bereich der Online-Lexika kommt der Wikipedia damit eine zentrale, monopolartige Stellung zu.

Organisation der Wikipedia

Die Wikipedia gilt gemeinhin als ein freies und offenes Lexikon, an dem jeder mitwirken kann. Der Großteil der deutschsprachigen Inhalte wird indes von nur rund 800 Hauptautoren mit über 100 Edits pro Monat verfasst; insgesamt erreichen wenige Tausend Autoren mehr als fünf Edits pro Monat.

Zudem existiert innerhalb der Wikipedia eine strenge Hierarchie, an deren Spitze die derzeit noch etwa 180 Administratoren stehen. Diese entscheiden Konfliktfälle, können Artikel löschen sowie Benutzer sperren. Administratoren werden von den ca. 3000 stimmberechtigten Wikipedianern auf Lebenszeit gewählt, wobei die Stimmbeteiligung meist bei weniger als 10% liegt (ca. 300 Stimmen); die Wikipedia-Elite ernennt und bestätigt sich mithin größtenteils selbst. Trotz ihrer Machtfülle agieren ca. 90% der Administratoren pseudonym, in der Öffentlichkeit ist meist nur wenig über sie bekannt.

Vergrößern (Grafik: © 2018 V1.0 swprs.org)

Den Administratoren unterstehen bis zu 5000 (aktive) Sichter, die Bearbeitungen von Neu-Autoren überprüfen, freigeben oder rückgängig machen können. Hinzu kommen einige einflussreiche Sonderfunktionen: In der deutschsprachigen Wikipedia sind dies ca. 10 Schiedsrichter, je ca. 5 Bürokraten, Aufseher und Check­user, sowie ca. fünf deutschsprachige (weltweit agierende) Stewards.

Manipulation der Wikipedia

Das Problem der Manipulation der Wikipedia besteht seit deren Gründung. Der Fokus liegt dabei meist auf dem sogenannten »Vandalismus« (Verunstaltung von Artikeln) sowie auf kommerziell motivierter Manipulation durch Konzerne, PR-Agenturen und bezahlte Autoren.

Hinzu kommt die politische und geopolitische Manipulation durch Aktivisten, Regierungen und Geheimdienste: So wurde bereits 2007 durch den sogenannten WikiScanner nachgewiesen, dass Mitarbeiter der US-Geheimdienste CIA und FBI Wikipedia-Einträge beispielsweise zum Irak-Krieg und dem US-Militärgefängnis in Guantanamo editierten.

Inzwischen ist indes offenkundig, dass die Manipulation der Wikipedia insbesondere bei geopolitischen und einigen gesellschaftspolitischen Themen nicht mehr nur vereinzelt und »von außen« geschieht, sondern systematisch und »von innen«: Verschiedene Einflussgruppen haben ihre Akteure in der Hierarchie der Wikipedia als Sichter und Administratoren platziert und können dadurch relevante Artikel gezielt bearbeiten, unerwünschte Bearbeitungen entfernen und unerwünschte Autoren sperren.

Zahlreiche Wikipedianer beklagen denn auch ein aggressives und frustrierendes Klima innerhalb der Wikipedia; die Anzahl der aktiven Autoren ist seit Jahren rückläufig, wodurch sich politisch oder ideologisch motivierte Akteure zunehmend etablieren und die »freie Enzyklopädie« übernehmen konnten.

Manipulative Netzwerke

Das Netzwerk der manipulativ agierenden Wikipedianer beschränkt sich im Kern auf wenige Dutzend höchst aktive und einflussreiche Benutzer (oder Benutzergruppen), die größtenteils anonym bzw. pseudonym auftreten. Aufgrund von Rercherchen unabhängiger Investigativjournalisten konnten die Mitglieder dieser Netzwerke inzwischen teilweise eruiert werden. Siehe hierzu insbesondere:

Mithilfe der weiter unten vorgestellten Analyse-Werkzeuge lassen sich die umfangreichen Aktivitäten dieser Netzwerke nachvollziehen und grafisch darstellen. Betroffen sind dabei insbesondere Artikel zu geopolitischen, gesellschaftspolitischen und zeithistorischen Themen, aber auch zu NATO- oder Israel-kritischen Persönlichkeiten und Medien (zu Themen mit Israel-Bezug siehe insbesondere hier).

Die systematische Manipulation der Wikipedia ist ein weltweites Phänomen. Ähnliche Operationen wurden bspw. auch in der englischsprachigen Wikipedia aufgedeckt, inklusive Hinweisen auf eine nachrichtendienstliche Koordination, die auch im deutschsprachigen Raum nicht auszuschließen ist.

Die Rolle der Wikimedia Foundation

Die amerikanische Wikimedia Foundation ist die Trägerstiftung der Wikipedia (sowie weiterer Wiki-Projekte). Sie verfügt inzwischen über jährliche Spenden-Einnahmen von rund 90 Millionen Dollar und ein Vermögen von rund 120 Millionen Dollar. Zu den größten Spendern zählen dabei diverse US-Konzerne sowie einflussreiche Stiftungen, wodurch es wiederholt zu Interessenskonflikten kam. Wiki­media-Gründer Jimmy Wales war ein Young Global Leader des World Economic Forum (WEF) Davos und ist ein privater und geschäftlicher Partner des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair.

Auch die Unterorganisation Wikimedia Deutschland ist einschlägig vernetzt: So war der ehemalige Geschäftsführer der Wikimedia Deutschland zuvor Vizepräsident für Unter­nehmens­kommunikation bei der Bertelsmann-Stiftung und wechselte danach als Staats­sekretär in die Berliner Landes­regierung. Der im Besitz der Bertelsmann-Stiftung befindliche Bertelsmann-Medien­konzern ist Unternehmenspartner der Atlantik-Brücke und betreibt über den Dienstleister Arvato die sogenannte »Inhaltsmoderation« für das deutschsprachige Facebook.

Seitens der Wikimedia Foundation ist insofern kaum mit Kritik an der (geo-)politischen Ausrichtung und Manipulation der Wikipedia zu rechnen. Liegen jedoch gerichtliche Verfügungen beispielsweise aufgrund von Verleumdungen vor, kann bzw. muss Wikimedia die fraglichen Passagen entfernen.

Die Rolle der traditionellen Medien

Traditionelle Medien sind einerseits häufig verwendete Quellen für Wikipedia-Artikel, andererseits greifen Journalisten bei Recherchen oft selbst auf Wikipedia-Artikel zurück. Hierdurch können geschlossene Informationskreisläufe entstehen, bei denen sich traditionelle Medien selbst bestätigen und alternative Sichtweisen ausgeblendet bleiben, zumal etwa leserfinanzierte Online-Medien von den maßgebenden Wikipedia-Administratoren oftmals nicht als »relevante Quellen« zugelassen werden.

Traditionelle Medien berichteten verschiedentlich über die Manipulation der Wikipedia durch einzelne Konzerne, Parteien oder Agenturen, nicht jedoch über die systematische geopolitische Manipulation. Dies könnte daran liegen, dass traditionelle Medien im deutschsprachigen Raum ihrerseits in trans­atlantische Eliten-Netzwerke eingebunden sind und deshalb im Allgemeinen dieselben geopolitischen Positionen vertreten, die auch in der Wikipedia dominieren.

Analyse-Werkzeuge

Verschiedene Online-Werkzeuge ermöglichen eine professionelle Analyse von Wikipedia-Beiträgen und ihren Autoren. Zu den wichtigsten Werkzeugen zählen hierbei:

  • WikiWho/WhoColor: Diese am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS) entwickelte Browser-Erweiterung ermöglicht es, Artikel-Autoren sowie kürzlich hinzugefügte und besonders umstrittene Textstellen farblich hervorzuheben.
  • X-Tools: Die X-Tools sind eine von professionellen Wikipedianern erstellte Sammlung an Analyse- und Statistikwerkzeugen, mit denen sich Benutzer-Bearbeitungen, Seiten-Historien und zahlreiche weitere Aspekte untersuchen und grafisch darstellen lassen.
  • Wikibu: Wikibu ist ein an der Pädagogischen Hochschule Bern entwickeltes Werkzeug, das die Qualität von Wikipedia-Artikeln anhand formaler Kriterien wie der Anzahl Autoren, Verweise und Quellen bewertet und zusätzlich auf mögliche Qualitätsrisiken hinweist.

Für den professionellen Umgang mit Wikipedia empfiehlt sich zudem das Studium der öffentlich einsehbaren Diskussionsseiten und Versionsverläufe der fraglichen Artikel.

Perspektiven

Wikipedia hat sich, wie dargestellt, zu einem integralen Bestandteil des transatlantischen Medien- und Informationssystems entwickelt. Insbesondere bei geopolitischen und einigen gesellschaftspolitischen Themen kann die Wikipedia im Allgemeinen keine objektive Darstellung bieten.

Die Erfolgsaussichten für eine interne Reform der Wikipedia erscheinen bislang gering, da manipulative Gruppierungen ihre Stellung in der Wikipedia-Hierarchie durch mehrjährige, koordinierte, verdeckte und mindestens teilweise extern finanzierte Aktivitäten weitgehend abgesichert haben.

In Bezug auf Wikipedia stehen derzeit somit primär die Aufklärung der Manipulationsstrukturen, die Schulung der persönlichen Medienkompetenz, die Nutzung alternativer Onlineressourcen, der Fokus auf Primärquellen, sowie Maßnahmen im Falle von Verleumdungen im Vordergrund.

»Was mit der Wikipedia geschieht ist ein Skandal. Ich habe früher mitgeschrieben und kann die Diktatur der Admins bestätigen. Es geht nicht um Argumente, sondern um Macht.«
— Ein ehemaliger Wikipedianer

Weiterführende Literatur

Weiterführende Literatur zur Manipulation der Wikipedia (sortiert nach Publikationsdatum).

Der Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von Swiss Propaganda Research übernommen.