Aporetik ist die Auseinandersetzung mit schwierigen oder unlösbaren philosophischen Fragen und Problemstellungen. Aporetik ist also eine Kunst, nämlich Probleme ohne Rücksicht auf ihre Lösbarkeit oder Unlösbarkeit zu untersuchen und zu durchdenken.

Man möchte meinen, die Erörterung von unlösbaren Problemen (Aporien) habe keinen Zweck. Dabei scheint als ein selbstverständliches (Vor-)Urteil mitzuschwingen, ein Zweck bestünde in einer Lösung des Problems.

Mit dieser einseitigen Orientierung auf ein Ziel hin ist jedoch der Weg zu einer genauen Erörterung eines Problems versperrt. Sinn scheint nur dogmatisch sich zu erschließen, eine skeptische Auseinandersetzung scheint – ob dieser einseitigen Teleologie[i] – ausgeschlossen.

Dagegen ist zu setzen, dass vielleicht auch schon eine genaue Erörterung eines Problems, ohne eine feste Ziel- oder Lösungsvorstellung, das Abwägen des Für und Widers, für Kommunizierende und Diskutierende Sinn macht: Auch ohne eine Lösung ist dann ein Problem immerhin ausgiebig beschrieben, erörtert und benannt.

Die Kunst der Aporetik

Dies ist – als eine Form der Kunst – philosophisch als Aporetik benannt worden, eine Kunst, die einer Zielvorstellung entsagt, oder: das Ziel der Diskussion von einem (dogmatischen) Lösungsvorschlag in eine adäquate (skeptische) Erörterung eines Problems zu verlagern weiß.

Genau darin ist die Kunst der Aporetik[ii] zu sehen: Ohne feste – oder gar dogmatische – Zielvorstellung eine dem Sujet adäquate Erörterung und Diskussion zu suchen. Aus diesem Grund hier diese kleine Apologie[iii] der Aporetik.


[i] Teleologie ist eine Lehre, die davon ausgeht, dass alle Handlungen oder Entwicklungsprozesse an Zwecken orientiert sind und daher auch durchgängig zweckmäßig ablaufen. Sie sind zweck- oder zielgerichtet und bewegen sich auf ein vorher angelegtes oder bestimmtes Ziel hin. 

[ii] Aporetik bezeichnet die Auseinandersetzung mit schwierigen oder unlösbaren philosophischen Fragen und Problemstellungen. Aporetik ist die Kunst, Probleme als solche ohne Rücksicht auf ihre mögliche Lösbarkeit oder Unlösbarkeit zu untersuchen und zu durchdenken. 

[iii] Apologie (Verteidigungsrede) ist die systematische Verteidigung und Rechtfertigung einer Lehre. Bekannt ist zum Beipsiel die Apologie des Sokrates. Es ist die vom antiken Philosophen Platon literarisch verarbeitete Verteidigungsrede, die Sokrates 399 v. Chr. vor dem athenischen Volksgericht hielt. Dort war er wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend angeklagt. 

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