Schweiz – 34.8 Milliarden Franken ungerechtfertigten Gewinn haben die Schweizer Banken von 2007 bis 2015 erzielt, weil sie selber Geld herstellen können. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der New Economics Foundation und der Business School Kopenhagen. Hätte die Schweizerische Nationalbank dieses Geld erzeugt, wären die Milliardengewinne der Öffentlichkeit zur Verfügung gestanden. Am Dienstag, 23. März berät die Wirtschaftskommission des Ständerats das erste Mal über die Vollgeld-Initiative.

Bisher hatten sich die Initianten der Vollgeld-Initiative immer zurückgehalten, wenn es darum ging, wieviel Geld die privaten Banken mit der Geldschöpfung aus dem Nichts verdienten. Die vor kurzem publizierte Studie über die Profite der Banken durch die Geldherstellung in der Schweiz – und in anderen Ländern – zeigt nun erstmals gesicherte Zahlen. Im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2015 erzielten die Schweizer Banken pro Jahr 2,8 Milliarden Franken ungerechtfertigte Profite, weil sie elektronisches Geld selber herstellen können. Die Nationalbank stellt bekanntlich nur 10 Prozent unseres Geldes her, nämlich die Münzen und Noten.

Keine Kosten aber Gewinne durch Zinsen

Diese Gewinne der Banken entstehen daraus, dass ihnen für das selbst hergestellte Geld fast keine Kosten anfallen, während sie für das Ausleihen dieses Geldes Zinsen verlangen können. Für Dr. oec. Reinhold Harringer, Mit-Initiant der Vollgeld-Initiative, ist dies unhaltbar: “Das Privileg der Banken, Geld zu erzeugen, kommt einer enormen staatlichen Subvention zu Lasten des Steuerzahlers gleich. Denn bei der Schweizerischen Nationalbank fallen entsprechend weniger Zinseinnahmen an, die an Bund und Kantone ausgeschüttet werden könnten.” Damit haben die Banken heute ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteile gegenüber Versicherungen, Pensionskassen und allen anderen Unternehmen und Privatpersonen, welche selbst kein Geld herstellen dürfen. Diese können nur so viel Geld ausgeben wie zur Verfügung steht und müssen sich die Mittel für Investitionen zuerst selbst erarbeiten oder zinspflichtig ausleihen.

Keine Geldschöpfungsgewinne für Banken wegen Negativzins

Die Studie zeigt weiter auf, dass durch die aktuelle Zinssituation (Negativzinsen) die Banken in den letzten beiden Jahren keine Gewinne aus der Geldschöpfung mehr erzielen konnten. Der Zeitpunkt für eine Umstellung auf Vollgeld wäre also günstig, da die Banken im Moment durch die Abschaffung ihres Privilegs der Geldherstellung finanziell keine Einbussen hätten.

Geldschöpfungsgewinne für die Allgemeinheit dank Vollgeld-Initiative

Mit der Vollgeld-Initiative, über die vielleicht noch dieses Jahr abgestimmt wird und am 23. März das erste Mal im Parlament behandelt wird (WAK-S), würde die Geldschöpfung zu 100 Prozent durch die Nationalbank erfolgen. Damit fliessen alle Zinsgewinne aus der Geldherstellung berechtigterweise der Allgemeinheit zu. Nach Annahme der Vollgeld-Initiative hat die SNB zudem die Möglichkeit, Geld schuldfrei durch eine Auszahlung an den Staat oder eine Bürgerdividende in Umlauf zu bringen. Der Steuerzahler würde so weiter entlastet. Mit-Initiant Dr. Reinhold Harringer kommentiert: “Die Schweiz lässt sich Milliardenbeträge entgehen, weil Banken selber Geld herstellen. Auf der anderen Seite wird überall gespart. Mit Vollgeld würde die Öffentlichkeit von der Geldschöpfung profitieren, nicht die Banken.”


Die Studie “Making money from making money – Seigniorage in the modern economy” wurde von der New Economics Foundation und der CBS Copenhagen Business School veröffentlicht. Die Studie untersucht anhand öffentlich zugänglicher Daten die ungerechtfertigten Profite aus der Geldschöpfung (Seigniorage) von Banken in den vier Ländern England, Dänemark, Island und der Schweiz.

Zur Studie “Making money from making money – Seigniorage in the modern economy”

Zur Zusammenfassung der Studie “Making money from making money”