Was verbindet Patrick Dahlemann und Jason Hammond gemeinsam?

Sie sprechen und treten öffentlich gegen Nazis und Rassisten auf. Was unterscheidet sie? Ihre Zivilcourage wird geehrt mit dem Gustav-Heinemann-Bürgerpreis für den einen in Deutschland und geahndet mit einer Freiheitsstrafe von 3,5 Jahren in den USA für den anderen. Zwei Geschichten aus jüngster Zeit von engagierten jungen Menschen, welche die Flagge gegen Nazis und Rassisten zeigen.

Erinnern wir uns, wer mit dem Gustav-Heinemann-Preis im Juni 2014 in Berlin geehrt wurde?

Der Preis, welcher seit 1977 an Menschen verliehen wird, die Zivilcourage zeigen und sich für die Grundwerte der Demokratie einsetzen, wurde am 2. Juni 2014 an den Juristen und angehenden Politikwissenschaftler Patrick Dahlemann aus Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern verliehen. Der Preis erinnert an den Mut von Gustav Heinemann. Für Heinemann stand das Grundgesetz mit seinem Angebot für Freiheit und Gerechtigkeit in einem demokratischen und sozialen Rechtsstaat stets im Mittelpunkt seines Handelns und Denkens.

Gustav Heinemann sagte auf seiner Weihnachtsansprache 1971:

„Nur wer bekennt, findet den, der mit ihm bekennt. Nur wer Bürgermut lebt, macht andere Bürger lebendig.“

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Entsprechend würdigt der Preis Bürgermut und Zivilcourage in unserer Gesellschaft. Bei der Online-Abstimmung über den Gustav-Heinemann-Preis entfielen 51,95 Prozent der Stimmen auf Patrick Dahlemann. Er wurde für seine Zivilcourage und seinen Mut im Kampf gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet.

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Patrick Dahlemann bei seiner Ansprache zur Verleihung des Gustav-Heinmann-Preises. (Bild: Sabine Bock)

 

Der 26-jährige Stadtverordnete aus Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern hatte sich am 31. Juli 2013, bei einer Veranstaltung der NPD am Mikrofon mutig dem rechten Mob entgegengestellt. Er wandte sich in einer freien Rede vor NPD-Anhängern und Einwohnern gegen die Parolen der NPD und gegen das Schüren von Ängsten vor einem einzurichtenden Asylbewerberheim in der Stadt. Den Einwohnern bot er einen offenen Dialog zu diesem Thema und weiteren Problemen an. Das Video seines Auftritts, seines vorbildlichen Einsatzes für die Demokratie, erreichte auf der Videoplattform YouTube in kurzer Zeit knapp 180.000 Klicks. Das Video erweckte großes öffentliches Interesse und ist ein Erfolg im Kampf gegen Rechtsextremismus.

Die Laudatio zur Verleihung des Gustav-Heinemann-Preises wurde, am 2. Juni 2014, im Willy-Brandt-Haus von dem SPD-Vorsitzenden, Sigmar Gabriel, vorgetragen. Er gratulierte Patrick Dahlemann bereits bei seinem Besuch in dessen Heimatstadt Torgelow persönlich und würdigte seinen Mut und Einsatz gegen den Rechtsextremismus. „Patrick Dahlemann hatte in seiner damaligen Rede gegen den braunen Sumpf und ihrer Intoleranz vor den NPD Leuten in Mecklenburg-Vorpommern gesprochen“, sagte Sigmar Gabriel. „Der diesjährige Preisträger hat seinen besonderen Mut in unserem Land gezeigt und sich gegen die NPD und gegen den Rechtsextremismus entgegengestellt.“

„Sieg gegen die Neonazis!!! Jetzt haben die braunen Brüder noch ’ne peinliche Klatsche bekommen. Meinungsfreiheit und politische Meinungsbildung haben gesiegt“, schrieb Patrick Dahlemann auf seiner Facebook-Seite. YouTube hat das Video wieder freigeschaltet, mit dem er bundesweit bekannt wurde. Die rechtsextreme Partei sah erst ihr Urheberecht verletzt, da der Film auch Äußerungen des NPD-Landeschefs zeigte. „Wir haben die Gegendarstellung zu dem Video gemäß dem US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz (Digital Millennium Copyright Act) bearbeitet“, schrieb das Unternehmen in einer E-Mail an Patrick Dahlemann. „Dieser Inhalt wurde wiederhergestellt. Deinem Konto wird keine Strafe auferlegt.“

Bei der Onlineabstimmung über den Gustav-Heinemann-Preis bei der Patrick Dahlemann gewann, wurde mit fast 21% an zweiter Stelle die Journalistin Sarah Harrison von WikiLeaks gewählt. Sie hatte mutig mehrere Wochen lang im Sommer 2013 an der Seite von Edward Snowden von Hong-Kong nach Moskau verbracht, als dieser weltweit über die Massenüberwachung durch die NSA berichtete. Ihr Mut ist auch ansteckend und bewundernswert. Überall wird darüber diskutiert, ob Edward Snowden nicht vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss vorgeladen wird, um über die NSA Massenüberwachung auszusagen. Aber das ist ein anderes wichtiges Thema.

Hier ein Interview mit Patrick Dahlemann:

„Was wäre nötig, um die gröbsten Auswüchse des Rechtsextremismus zu stoppen?

Patrick Dahlemann: Um wenigstens etwas gegen Extremismus zu tun, ist die eigene Zivilcourage wichtig. Es müssten noch viel mehr Menschen Verantwortung gegenüber Opfern rechter Gewalt zeigen und sich gleichzeitig schützend vor den demokratischen Rechtsstaat stellen, der jeden Tag aufs Neue von Neonazis angegriffen wird.

Was ist damit gemeint „Zivilcourage zu zeigen“? Wie haben Sie das erlebt?

„Der Mut soll die Bürgerinnen und Bürger anstecken sich gegen totalitäre, extremistische oder gewaltverherrlichende Gruppen entgegenzustellen und selbst aktiv zu handeln. Ich bin gern bereit in den sozialen Brennpunkten die Menschen aufzusuchen und zu versuchen, die Konflikte zu lösen.
Ja, bei dieser NPD-Veranstaltung im Herbst bin ich ans Mikrofon gegangen und habe deutlich meine Worte gegen die braunen Hetzparolen der NPD zum Ausdruck gebracht. Das Video dazu kann man sich auf YouTube ansehen. Also Leute, steht auf gegen Nazis und schaut nicht weg!“

Was werden Sie zukünftig politisch unterstützen?

„Es gibt tolle Nachrichten aus dem Kreistag von Vorpommern-Greifswald. Wir werden künftig eine Fraktion aus SPD und Grüne bilden und gemeinsame Beschlüssen in unseren Ausschüssen verfassen. Das haben uns 12 Mitglieder gestern einstimmig beschlossen. Ich darf in der neuen Legislaturperiode im Kreisbildungsausschuss von Vorpommern-Greifswald mitarbeiten. Das freut mich sehr.“

Ich habe auch einen Blog, wo ich regelmäßig Updates und Beiträge hineinstellen lasse. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir schreiben würden: https://www.facebook.com/Dahlemann

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