Sri Lanka wurde Ende November durch den Zyklon Ditwah stark verwüstet. Ersten Berichten zufolge sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen oder werden noch vermisst, Tausende wurden obdachlos, Häuser, Infrastruktur und Lebensgrundlagen wurden schwer beschädigt. Als Reaktion darauf fordern soziale und Klimabewegungen, Gewerkschaften und Interessenverbände aus Sri Lanka Schulden- und Klimagerechtigkeit. Dazu zählt eine Neuverhandlung des aktuellen IWF-Abkommens.
Melani Gunathilaka, Klimaaktivistin aus Sri Lanka, erklärt: „Der Zyklon Ditwah unterstreicht die extrem ungerechte Verteilung der Folgen des Klimawandels. Sri Lanka trägt weniger als 0,08 % zu den globalen fossilen Kohlenstoffemissionen bei, leidet jedoch unter den Auswirkungen des Klimawandels, wie zunehmende Überschwemmungen, Dürren und Erdrutsche.“ Gunathilaka fordert eine unabhängige Bewertung der Verluste und Schäden unter Einbeziehung der betroffenen Gemeinschaften und der Zivilgesellschaft, um die Auswirkungen des Zyklons Ditwah für Entschädigungszahlungen zu quantifizieren. Sie fügt hinzu: „Länder mit hohen Emissionen müssen neben Entschädigungszahlungen mehr Klimafinanzierungen in Form von Zuschüssen bereitstellen, und nicht in Form von Krediten.“
Der Zyklon verschärft zudem die Wirtschaftskrise, die seit der Zahlungseinstellung Sri Lankas im Jahr 2022 trotz nachfolgendem Umschuldungsprozess anhält. Sandun Thudugala vom Law and Society Trust erklärt: „Die mit der Schuldenrestrukturierung verbundenen Auflagen des IWF schränken die Möglichkeiten der Regierung erheblich ein, auf die anhaltende humanitäre Krise zu reagieren. Außerdem befeuern sie eine Schulden-Klima-Falle, die Investitionen in klimaresistente Infrastruktur, die Wiederherstellung von Lebensgrundlagen und die Anpassung an weitere Klimaauswirkungen deutlich erschwert.“
In einem gemeinsamen Aufruf fordern daher über 70 zivilgesellschaftliche Zusammenschlüsse und Aktivist*innen aus Sri Lanka eine gerechte Lösung der Schuldenkrise. Sie fordern einen substanziellen Schuldenerlass und einen sofortigen Stopp der aktuellen und zukünftigen Schuldendienstzahlungen, um die Erholung Sri Lankas zu unterstützen.
Kristina Rehbein, Politische Koordinatorin des deutschen Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de, betont: „Die Umschuldung mit öffentlichen und privaten Gläubigern war von Anfang an unzureichend: Selbst nach der Schuldenrestrukturierung wird die sri-lankische Regierung in den nächsten drei Jahren voraussichtlich 33 Prozent ihrer Einnahmen für Zins- und Schuldentilgungen an ausländische Gläubiger aufwenden müssen – eine der höchsten Quoten weltweit.“ Rehbein nimmt auch die deutsche Regierung in die Pflicht: „Deutschland ist der viertgrößte öffentlich-bilaterale Gläubiger Sri Lankas und hat erheblichen Einfluss im IWF. Die Bundesregierung muss die Forderungen unserer sri-lankischen Partner ernst nehmen und damit auch ihre Verpflichtung aus dem Koalitionsvertrag erfüllen, auf wirksame Lösungen für Schuldenkrisen hinzuarbeiten.“
Weitere Informationen:
- Aufruf in deutscher Übersetzung (11.12.2025): Zyklon in Sri Lanka – Zivilgesellschaft fordert Schulden – und Klimagerechtigkeit.
- Aufruf im Original, Yukthi (07.12.2025): People of Sri Lanka demand renegotiation of the IMF deal, debt and climate justice in the face of the national disaster
- erlassjahr.de; Misereor: Schuldenreport 2025: „Neue Lösungen – alte Muster? Eine Fallanalyse zur Post-COVID-Schuldenarchitektur“ sowie Detaillierte Fallanalyse Sri Lanka
- erlassjahr.de-Pressemitteilung (10.04.2025): „Koalitionsvertrag – Spielraum für faire Lösung von Schuldenkrisen“
Das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V.“ setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. erlassjahr.de wird von mehr als 500 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.









