Dies ist die vom Präsidenten der Vereinigten Staaten als erstes in die Welt gesetzte Lüge:

„Heute früh haben die US-Streitkräfte auf meinen Befehl im Zuständigkeitsbereich des SOUTHCOM einen „kinetischen Schlag“ gegen eindeutig als Drogenterroristen identifizierte Mitglieder der Organisation Tren de Aragua ausgeführt. Die TDA ist eine als ausländische Terrororganisation eingestufte Gruppe, die unter der Kontrolle von Nicolas Maduro steht und für Massenmorde, Drogenhandel, Sexhandel sowie Gewalt- und Terrorakte in den Vereinigten Staaten und der westlichen Hemisphäre verantwortlich ist.

Der Angriff passierte, als die Terroristen auf dem Meer in internationalen Gewässern waren und illegale Drogen in die USA transportierten. Bei dem Angriff wurden 11 Terroristen getötet. Es wurden dabei keine US-Soldaten verletzt. Das soll eine Warnung an alle sein, die auch nur daran denken, Drogen in die Vereinigten Staaten von Amerika zu bringen. SEID VORSICHTIG! Danke dafür, dass sie dies beachten!!!!!!!!!!!”

Inwiefern war das gelogen? Ich zähle die Gründe dafür auf.

  1. „Kinetischer Schlag“ ist nur ein beschönigender Ausdruck für Mord. Den Äußerungen war ein Video hinterlegt, in dem Leute in einem kleinen Boot in die Luft gejagt wurden. Man sieht nicht, wie das Blut aus ihren Körpern spritzt, wie man es vielleicht bei einem inakzeptablen Mord sehen würde, den Trump auch nicht billigt. Was man sieht, ist einer dieser coolen Lichtblitze, die zu bestaunen und zu bewundern wir durch unzählige Filme, Fernseh- und Nachrichtensendungen konditioniert wurden. Aber tatsächlich werden hier Menschen umgebracht.
  2. Es gibt keine rechtliche Grundlage dafür, dass das US-Militär einen riesigen Teil der Erdoberfläche markiert und ihn zum „Verantwortungsbereich“ einer „SOUTHCOM“ genannten Abteilung dieses Militärs erklärt. Der beschriebene Vorgang fand mindestens 1.000 Meilen von den Vereinigten Staaten entfernt statt und war daher, selbst wenn es irgendeine Art von Angriff gegeben hätte, höchstens in Anwendung der üblichen Heuchelei eine Aufgabe für ein „Verteidigungsministerium“, – da passt es gut, dass dieses Ministerium wieder „Kriegsministerium“ genannt wird.
  3. Niemand hat diese Leute öffentlich identifiziert oder sie als Drogendealer oder Mitglieder einer bestimmten Gang ausgemacht.
  4. Niemand hat öffentlich bestätigt, dass es eine Gang gibt, die „Drogenterrorismus” betreibt – also Handel mit Drogen und Terrorismus. Das passiert wahrscheinlich eher dann, wenn städtische Polizisten US-Nationalgardisten dabei festnehmen, wie sie sich untereinander illegale Substanzen verkaufen.
  5. Es ist nicht möglich, die Definition von Terrorismus so zu Stricken, dass die Handlung, ein Boot in die Luft zu sprengen und damit zu drohen, noch mehr in die Luft zu sprengen, nicht darunter fällt. Die Opfer als Terroristen zu bezeichnen, selbst wenn sie das tatsächlich sein sollten, ändert nichts daran.
  6. Es gibt keine öffentlichen Beweise dafür, dass der Präsident von Venezuela der Boss dieser angeblichen Bande ist.
  7. Es gibt keine öffentlichen Beweise dafür, dass die mutmaßliche Bande des Präsidenten von Venezuela „Massenmord, Drogenhandel, Sexhandel und Gewalt- und Terrorakte in den Vereinigten Staaten und der westlichen Hemisphäre“ begangen hat.
  8. Das Boot befand sich nicht „auf dem Weg in die Vereinigten Staaten“. Der US-Außenminister meinte, es sei auf dem Weg nach Trinidad und Tobago gewesen, und hat dann seine Aussage „korrigiert“, um sich Trumps Version anzuschließen. Seine erste Aussage war bezogen auf ein so kleines Boot eigentlich plausibler. Später war zu erfahren, dass die Leute auf dem Boot wohl die Drohne oder Drohnen über sich bemerkt und den Kurs geändert hatten, sodass sie zum Zeitpunkt ihrer Ermordung in die entgegengesetzte Richtung fuhren als in die, welche sie ursprünglich eingeschlagen hatten.
  9. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass „bei diesem Angriff keine US-Soldaten zu Schaden gekommen sind“. Die US-Luftwaffe hat schon seit Langem bestätigt, dass PTBS und psychische Schäden bei „Drohnenpiloten“, die ihre Ziele auf einem Bildschirm beobachten, viel häufiger vorkommen als bei Piloten von Kampflugzeugen.
  10. Trumps Video zeigte nicht das, was sich später als mehrfache Bombardierungen des kleinen Bootes herausstellen sollte, denn das hätte weniger cool ausgesehen, weniger dem Zorn Gottes gleich in Form des gezeigten einmaligen „MAGAnit“-Blitzes.
  11. In den sozialen Medien zu prahlen, beinhaltet auch, dass das Geäußerte legal, zulässig und bewundernswert ist. Die lächerliche aber mit ernster Miene vorgetragene „Analyse“ von Reuters ging so: „Einige Experten haben gefragt, ob die Entscheidung, Leute nur wegen des Verdachts auf Drogenschmuggel kurzerhand zu töten, nicht doch gegen internationales Recht verstößt. Der Handel mit illegalen Substanzen wird normalerweise nicht als Kapitalverbrechen angesehen.“ In jedem Fall verstößt Mord gegen sowohl internationales als auch nationales Recht. Dass US-Präsidenten in der Vergangenheit etwas getan haben, macht diese Art von Handlungen dadurch nicht legal. Selbst Befürworter weltweiter Drohnenmordorgien haben immer daran festgehalten, dass derartige Morde magischerweise einzig dadurch zu absolut bewundernswerten Nicht-Morden werden, dass sie Teil einer Kriegsführung sind. Selbst wenn es um ein „Kapitalverbrechen“ geht, kann ein Präsident trotzdem nicht Richter, Geschworener und Henker in einem sein, ohne jegliche Anklage oder Gerichtsverfahren – zumindest nicht legal.
  12. Drogenhandel ist kein Krieg, und Einwanderung ist keine militärische Invasion. Wenn jemand wie Senator Chris Murphy sagt, dass die auf dem Boot Getöteten vielleicht Mitglieder eines Drogenkartells oder vielleicht Zivilisten waren, dann verkauft er uns für dumm. Drogenhändler sind Zivilisten. *
  13. Mit weiteren ähnlichen Maßnahmen zu drohen, ist, angefangen bei der Charta der Vereinten Nationen, nach internationalem und nationalem Recht ebenfalls ein Verbrechen.
  14. Wenn jemand wie Senator Chris Murphy sagt, der große hierdurch entstandene Schaden sei der daraus resultierende Rückschlag im Kampf gegen Drogen, dann verschleiert er damit den Massenmord, den Trump gerade begangen hat.
  15. Wenn derselbe Senator sagt, das in die Luft sprengen von Booten wäre legal, wenn der Kongress es genehmigt hätte, dann verbreitet er die Lüge, dass der Kongress die Macht hat, internationales Recht außer Kraft zu setzen. Diese Macht hat er nicht. Krieg – und unabhängig von Krieg begangener Mord – sind beide gleichermaßen illegal, egal ob mit oder ohne Zustimmung des US-Kongresses. Ja, ich zähle die Reaktionen auf Trumps Unehrlichkeit als dazu gehörend auf, denn er konnte sich auf genau diese mangelnde Reaktion verlassen.
  16. Es gibt keine Welt, in der ein so kleines Boot genug Drogen fassen könnte, dass es auch nur für einen einzigen Parteitag der Republikaner ausreichte, und es gibt kein Boot, das groß genug wäre, um durch seine Sprengung selbst Trumps eigene Anhänger von ihrer Fixierung auf Epstein zu lösen.

Unterschreiben Sie die Petition gegen den Krieg in Venezuela hier.


*Nun ja, vielleicht nicht einige der US-Spezialeinheiten in Afghanistan, zum Beispiel, aber doch die meisten Drogenhändler.

 

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!