Der Friedensnobelpreis wurde 1901 ins Leben gerufen. In den folgenden Jahrzehnten wurde Mahatma Gandhi zum internationalen Symbol für den Weltfrieden, weil er sich gegen den damals vorherrschenden Imperialismus – das Britische Empire – auflehnte. Vom Nobelkomitee wurde er nie gewürdigt.

Das Komitee ehrte im Laufe der Jahre Persönlichkeiten vom bewundernswerten Martin Luther King Jr. bis hin zum Kriegsverbrecher Henry Kissinger. Barack Obama erhielt den Preis nach weniger als neun Monaten im Amt – eine „verfrühte Heiligsprechung“, einzig dafür, nicht George W. Bush zu sein. In seiner Dankesrede rechtfertigte er dann die militärischen Interventionen der USA. Laut dem Council on Foreign Relations ließ Obama 324 Zivilisten durch Drohnenangriffe töten. Zudem erklärte er Venezuela zu einer „außergewöhnlichen Bedrohung“ für die nationale Sicherheit der USA – damit bereitete er Trumps aktuelle Offensive gegen Caracas vor.

Das Nobelkomitee wird von der norwegischen Regierung eingesetzt. Norwegen wiederum wurde 1949 Gründungsmitglied der NATO – heute die Prätorianergarde der global dominierenden imperialistischen Macht: der Vereinigten Staaten.

In diesem Kontext steht auch Norwegens Verhältnis zu Israel. Obwohl nationales Recht den direkten Export von Waffen nach Israel derzeit verbietet, erfolgt Unterstützung indirekt über NATO-Lieferketten. Norwegen exportiert Dual-Use-Komponenten für israelische Waffensysteme über Drittanbieter, und US-Militärausrüstung wird regelmäßig über norwegisches Hoheitsgebiet transportiert.

Wir leben derzeit im Zeitalter Trump, in dem ein Völkermord in Gaza schamlos live übertragen wird. Das Nobelkomitee hätte 2025 den Preis auch an Donald Trump oder Benjamin Netanjahu vergeben können – doch die optische Wirkung wäre zu offensichtlich gewesen. Stattdessen wählte man eine fotogene langjährige Kriegstreiberin und Putschkomplizin, eine kompromisslose Befürworterin von Gewalt, notorische Lügnerin, eine Speichelleckerin Trumps und glühende Zionistin.

Diese Preisträgerin ist die venezolanische ultrarechte Politikerin María Corina Machado. Für Washington kommt der Preis wie gerufen: Er stützt die Eskalation des US-Krieges gegen Venezuela. Marco Rubio, ranghoher US-Politiker und Architekt des Regime-Change-Kreuzzugs, hatte sich aktiv beim Nobelkomitee für sie eingesetzt.

Im auffälligen Kontrast dazu: Der US-Friedenspreis – eine womöglich noch ehrenvollere Auszeichnung als der Nobelpreis – ging am 23. November an Gerry Condon, ehemaliger Präsident und heutiges Vorstandsmitglied von Veterans For Peace. Er nahm die Auszeichnung „im Namen vieler wunderbarer Aktivist:innen, die sich für Frieden und Solidarität mit Menschen auf der ganzen Welt einsetzen“ entgegen.

Michael Knox, Vorsitzender der US Peace Memorial Foundation, überreichte ihm die Auszeichnung. Seit 2009 ehrte die Stiftung Persönlichkeiten und Organisationen wie Christine Ahn, Ajamu Baraka, David Swanson, Ann Wright, Veterans For Peace, Kathy Kelly, CODEPINK, Chelsea Manning, Medea Benjamin, Noam Chomsky, Dennis Kucinich oder Cindy Sheehan.

Im Gegensatz zum Nobelkomitee zeichnet die US Peace Memorial Foundation nur diejenigen aus, die sich für die Beendigung von Krieg und Militarismus einsetzen. Durch die Würdigung von Antikriegsaktivist:innen und ihren Errungenschaften möchte die Stiftung einen „evolutionären Wandel” im politischen Bewusstsein der USA fördern – einen Wandel, der mehr Menschen dazu inspiriert, sich gegen Krieg zu stellen und sich öffentlich für den Frieden stark zu machen.

Im Gegensatz zu Machado, Spross einer der reichsten Familien Venezuelas, stammt Condon aus der Arbeiter:innenklasse. Wie viele junge Menschen aus diesem Milieu trat er der US-Armee bei und wurde in die Special Forces (auch bekannt als Green Berets) aufgenommen. Während der Ausbildung hörte er von zurückkehrenden Soldat:innen aus erster Hand von den Gräueltaten in Vietnam. Damals zweifelnd, ob dieser Krieg irgendetwas mit Demokratie zu tun hatte, verweigerte er den Gehorsam – und wurde daraufhin vor ein Kriegsgericht gestellt.

Condon floh nach Kanada und später nach Schweden – und wurde zu einer führenden Figur des Widerstands gegen die imperialen Kriege der USA. Neben vielen anderen Aktivitäten arbeitete er mit dem Friedensboot Golden Rule zusammen, das in den letzten zehn Jahren über 20.000 Meilen zurückgelegt hat, um für eine Welt ohne Atomwaffen zu werben. Ein vollständiges Dossier seiner Friedensarbeit findet sich im US Peace Registry.

Er war der Ehrengast bei einer Indoor-Kundgebung unter dem Motto No War on Venezuela (Kein Krieg gegen Venezuela). Diese war eine von über hundert Aktionen in den USA und weltweit gegen Washingtons Kanonenboot-Imperialismus in der Karibik – der sich zunehmend zu einem Angriff auf die gesamte Hemisphäre ausweitet. Im Inland zeigen sich Parallelen in Form von Bundespolizei und ICE-Einheiten, die Menschen auf US-Straßen terrorisieren.

Der Hauptredner dieser Veranstaltung war der internationale Menschenrechtsanwalt Dan Kovalik.

Er vertritt derzeit den kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro, seine Familie und den Innenminister, die gegen ihre Aufnahme in die Liste des US-Finanzministeriums (Office of Foreign Assets Control, OFAC) vorgehen, während die Gewalt der USA gegen Venezuela auf den östlichen Pazifik übergreift. Ebenso vertritt Kovalik die Familie eines kolumbianischen Fischers, der im Zuge dieser Offensive mutmaßlich auf hoher See ermordet wurde.

Die Veranstaltung fand im prunkvollen Veterans War Memorial Building in San Francisco statt. Kovalik kommentierte ein Buntglasfenster im Gebäude, das das Emblem der Veteranen des Spanisch-Amerikanischen Krieges zeigt. Dieser Konflikt von 1898, so merkte er an, gilt als der erste imperialistische Krieg. Das Emblem zeigt auf erschreckende Weise zwei US-Soldaten, die über einer völlig nackten, knieenden Frau positioniert sind. Neben der symbolischen weiblichen Figur sind auf dem Emblem die Namen der damaligen Kriegsbeute zu lesen: Kuba, Philippinen und Puerto Rico.

Im Schnellvorlauf in die Gegenwart: Heute unternehmen die USA erneut einen imperialen Vorstoß in die Karibik und darüber hinaus – dieses Mal mit Venezuela als Hauptziel. Venezuela, so Kovalik, verkörpert die Hoffnung auf eine alternative Weltordnung. Und genau deshalb hat Washington es ins Visier genommen.

Übersetzung aus dem Englischen vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!


Roger D. Harris ist Gründungsmitglied des Venezuela Solidarity Network und aktiv in der Task Force on the Americas sowie der SanctionsKill-Campaign.