Nach Medienangaben steht dem Bau der Gasleitung „Kraft Sibiriens 2“ nichts mehr im Weg. Dank diesem Energieprojekt will Russland nach China künftig 50 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr exportierten.

Die geopolitischen Großakteure Russland und China sind bei ihren Verhandlungen über einen neuen historischen Gasvertrag offenbar zu einer Einigung gekommen. Dabei geht es um den Bau einer 6.500 langen Erdgaspipeline, die im Rahmen des Energie-Megaprojekts „Kraft Sibiriens 2“ künftig etwa 50 Milliarden Kubikmeter Gas über die Mongolei nach China pro Jahr leiten soll.

Wie Alexej Miller, der Chef des russischen staatlichen Gaskonzerns Gazprom, am Dienstag gegenüber der Agentur Interfax erklärte, haben Moskau, Peking sowie die Vertreter der mongolischen Regierung am Rande der vergangenen Konferenz der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit ein Memorandum über den Bau der Transit-Gaspipeline „Sojus-Wostok“ (zu Deutsch: „Union-Osten“) nach China durch die Mongolei unterzeichnet. Dieses trilaterale Staatsdokument sei rechtlich bindend und ermögliche „das größte, umfangreichste und kapitalintensivste Gasprojekt weltweit“, so Miller.

Interfax zufolge wurden zwischen Gazprom und dem chinesischen Unternehmen CNP in Anwesenheit von Wladimir Putin und Xi Jinping die entsprechenden Dokumente unterzeichnet, die unter anderem eine Erweiterung der bereits bestehenden strategische Zusammenarbeit der Unternehmen vorsehen.

Die Meldung, dass Russland und China kurz vor der Unterzeichnung des zweiten großen Vertrags über Gaslieferungen stehen sollen, kommt unerwartet. Immerhin führen die beiden Länder bereits seit mehr als fünf Jahren Gespräche über den Bau einer zweiten Verbindung und bis vor Kurzem rechnete eigentlich auch kaum jemand mit einer Einigung in dieser Angelegenheit. Die wichtigste Frage, die eine Entscheidung über diese Pipeline verzögerte, war der Preis der künftigen Lieferungen.

Detaillierte Angaben über den Preis liegen bislang zwar nicht vor, allerdings soll er nach russischen Informationen niedriger sein als für Europa. Angesichts der für beide Seiten annehmbaren Kompromisslösung steht dem Bau von „Kraft Sibiriens 2“ damit wohl nichts mehr im Weg. Wann der Bau der neuen Pipeline beginnen könnte, ist noch unklar.

Sollte das Projekt umgesetzt werden, dann wäre es bereits die dritte russische Gasleitung nach China. Die erste Verbindung – die etwa 2.000 Kilometer lange Pipeline „Kraft Sibiriens 1“ – wurde schon im Jahr 2019 in Betrieb genommen. Inzwischen ist sie vollständig ausgelastet und transportiert jährlich etwa 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China. Allerdings soll das zuvor erwähnte Memorandum es den beiden Nachbarländern ermöglichen, das Arbeitsvolumen dieser Leitung ab 2031 um sechs Milliarden Kubikmeter auf 44 Milliarden Kubikmeter Gas zu erhöhen.

Desweiteren befindet sich mit „Kraft Sibiriens 3“ derzeit eine weitere Pipeline im Bau, die von 2027 an Gas über die sogenannte Fernost-Route von der Insel Sachalin nach China liefern soll. Auch ihr Transortvolumen wurde bei den vergangenen russisch-chinesischen Beratungen erhöht – von den bisher vereinbarten zehn auf 12 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr.

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