Mit Bestürzung und Wut reagiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die Nachricht vom Tod des 40-jährigen K. Hovhannisyan aus Stepanakert, Arzach. Der Ombudsman für Menschenrechte in Arzach Gegham Stepanjan, teilte gestern mit, dass Hovhannisyan buchstäblich verhungert sei. Er litt unter starker Mangelernährung und konnte nicht mehr medizinisch versorgt werden. Damit wurde er Opfer der seit acht Monaten anhaltenden und Mitte Juni 2023 drastisch verschärften Blockade des Latschin-Korridors durch Aserbaidschan, der die armenische Bevölkerung in Arzach von jeglicher Versorgung abschneidet.

Seit Beginn der Blockade warnen Menschenrechtsorganisationen, Genozidforscher und aktuell in einem völkerrechtlichen Gutachten auch Luis Moreno Ocampo (erster Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs 2003-2012) vor den Konsequenzen der Blockade. „Ocampo bestätigt, dass die armenische Bevölkerung von Arzach (Berg-Karabach) von Völkermord bedroht ist. Der Präsident der Republik Arzach bezeichnet die Lage als ‚Genozid in einem großen Konzentrationslager‘. All diese Warnungen verhallten ungehört. Wir dürfen nicht zuschauen, wie weitere Menschen in Arzach sterben!“, fordert Sarah Reinke, Osteuropa- und Russlandexpertin der GfbV, heute in Göttingen.

Mehrfach hat die Gesellschaft für bedrohte Völker gemeinsam mit weiteren NGOS deutsche und europäische Politiker aufgefordert, wirksame Sanktionen gegen die Blockade Aserbaidschans auf den Weg zu bringen, damit die Anordnung des Internationalen Gerichtshofs vom 22. Februar 2023 zur Aufhebung der Blockade endlich umgesetzt wird. Doch bis heute bleiben diese Schritte aus.

Die Blockade der fast ausschließlich von ethnischen Armeniern bewohnten Region Arzach hat für alle der etwa 120.000 Einwohner existentiell bedrohliche Folgen. Für die zweitausend unter 12 Monate alten Babys steht keine Babynahrung mehr zur Verfügung. Die Zahl der Früh- und Fehlgeburten hat sich verdreifacht. Heute wurde die Fehlgeburt eines Babys gemeldet, weil wegen des Treibstoffmangels kein Rettungswagen zur Verfügung stand. Die Folgen der Blockade sind besonders im Gesundheitssektor Arzachs spürbar und wirken sich so auf die verletzlichsten Gruppen wie Kinder, Schwangere, chronisch Kranke und alte Menschen aus. Die mangelnde Versorgung mit Nahrungsmitteln führte zu Mangelernährung und Hunger.

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