Im Hinblick auf den Weltgesundheitstag, der sich am 7. April zum 75. Mal jährt und in diesem Jahr unter dem Motto „Gesundheit für alle“ steht, kritisiert das Bündnis Klinikrettung die Entwicklungen im Gesundheitsbereich in Deutschland.  

Laura Valentukeviciute, Sprecherin Bündnis Klinikrettung: „Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angestrebte Krankenhausreform wird zu zahlreichen Krankenhausschließungen führen. Dadurch drohen auf dem Land zu weite Fahrtwege zum nächsten Krankenhaus, in den Ballungsgebieten wird die Reform zu unzumutbaren Wartezeiten in den schon jetzt vollen Kliniken der Allgemeinversorgung führen. Bessere Gesundheitsversorgung für alle geht anders.“

Um die Folgen der Schließungen deutlich zu machen, hat das Bündnis Klinikrettung eine Liste mit Beispielen für Notfälle, für die eine wohnortnahe Krankenhausversorgung unabdingbar ist, zusammengestellt und sie den GesundheitsministerInnen der Bundesländer zugeschickt. Hier kann die Liste eingesehen werden.

Joachim Flämig, Facharzt für Allgemeinmedizin, Vorstandsmitglied der Initiative „Rettet unsere Krankenhäuser Rosmann Breisach“: „In vielen Notfällen ist eine Versorgung innerhalb von 30 Minuten lebensentscheidend. Sei es, weil nur die schnelle Erstversorgung das Überleben sichern kann, wie bei inneren Blutungen oder Herzinfarkt. Oder sei es, weil nur die zügige Erstuntersuchung eine lebensgefährliche Verschlimmerung verhindern kann, wie bei Blutvergiftung oder Gehirntrauma. Wohnortnahe Allgemeinkrankenhäuser bieten hierfür das Notwendige: Erfahrung, technische Ausstattung, Rettungswagen, Notaufnahmestation und Intensivmedizin. Außerdem sind sie täglich 24 Stunden erreichbar. Deswegen brauchen wir das Krankenhaus vor Ort – es geht um Leben und Tod.“

In diesem Zusammenhang hat das Bündnis Klinikrettung ein Konzept für eine flächendeckend bedarfsgerechte Krankenhausversorgung veröffentlicht als Gegenentwurf zu den Reformvorschlägen der Regierung. Das Konzept ist hier zu finden.

Klaus Emmerich, Klinikvorstand i. R.: „Unser Konzept macht deutlich, welche Krankenhausversorgung flächendeckend nötig ist. Die von der Regierungskommission vorgesehene Einteilung in Levels und die Einführung der Leistungsgruppen gefährdet die klinische Versorgung. Dadurch müssten circa ein Drittel der Krankenhäuser schließen und ein weiteres Drittel ihr Angebot massiv einschränken. Besonders auf dem Land droht damit eine medizinische Versorgung zweiter Klasse.“ 


Hintergrund

Circa 1.300 Kliniken sollen laut der Reformvorschläge Einrichtungen des Levels 1 werden. Das heißt, dass sie entweder zu reinen Gesundheitszentren ohne durchgehende ärztliche Versorgung und ohne Notfallversorgung werden (Level 1i) oder dass sie zukünftig nur noch Basisleistungen anbieten (Level 1n). In Notfällen, beispielsweise bei einem Herzinfarkt oder einem traumatischen Verkehrsunfall, ist dort keine Erstversorgung vorgesehen. Auch Geburten sollen laut der Reformvorschläge nur in den Kliniken der Level 2 und 3 erfolgen. Die Zahl der Geburtsstationen soll damit von den aktuell schon sehr knappen 810 auf nur 428 Einrichtungen sinken.

In ihren Zielen formuliert die WHO Folgendes: „die Gesundheit fördern, die Welt sicher halten und den Schwachen helfen, damit alle Menschen ein Höchstmaß an Gesundheit und Wohlbefinden erreichen können“. Im Jubiläumsjahr 2023 führt die WHO diese Zielstellung unter dem Motto „75 Jahre Verbesserung der öffentlichen Gesundheit“ („75 years of improving public health“) zusammen. https://www.weltgesundheitstag.de