Wer auch immer die Mossack Fonseca Dokumente geleakt hat, scheint von dem aufrichtigen Wunsch motiviert gewesen zu sein, ein System aufzudecken, das es den Ultra-Reichen dieser Welt ermöglicht, ihr massives Vermögen, oft unter Korruption und in jedem Fall unter Steuerhinterziehung angehäuft, zu verbergen. Diese Anwälte in Panama verstecken das Vermögen eines beträchtlichen Anteils der 1 % und das Aufdecken ihrer Dokumente sollte eigentlich eine wunderbare Sache sein.

Leider hat der Leaker aber den schrecklichen Fehler begangen, sich an die westlichen Medien zu wenden, um die Ergebnisse publik zu machen. Als Konsequenz waren die ersten großen Story dazu, die im britischen Guardian erschien, über Vladimir Putin und einen Cellisten mit einer Fiedel. In der Tat glaube ich die Geschichte und habe keinen Zweifel daran, dass Putin korrupt ist.

Aber warum auf Russland fokussieren? Russisches Vermögen macht nur einen kleinen Teil des mit Hilfe von Mossack Fonseca versteckten Geldes aus. Tatsächlich wird rasch erkennbar, dass diese selektive Berichterstattung zum Himmel stinkt.

Die Süddeutsche Zeitung, die die geleakten Dokumente als erste erhielt, liefert eine detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise, nach der die Mainstream-Medien die Dokumente durchsucht haben. Die Suchkriterien konzentrierten sich dabei hauptsächlich auf Namen, gegen die UN Sanktionen verhängt wurden. Auch der Guardian berichtet dies und listet dabei Länder wie Zimbabwe, Nordkorea, Russland und Syrien auf. Diese Art von Filtrierung der Mossack Fonseca Informationen durch die westlichen Medien folgt dabei direkt der Agenda der westlichen Regierungen. Weder westliche Unternehmen noch westliche Milliardäre werden als Klienten von Mossack Fonseca erwähnt – obwohl sie die Hauptkunden sind. Und der Guardian beeilt sich, zu versichern, dass „ein großer Teil des geleakten Materials privat bleiben wird“.

Doch was will man erwarten? Die geleakten Dokumente werden vom „Internationalem Konsortium für investigativen Journalismus“, einem großen aber lächerlichen Namen, verwaltet, das wiederum vom amerikanischen Center for Public Integrity sowohl gegründet, als auch finanziert wurde und wird. Zu den Gründern gehören unter anderem:

  • Ford Foundation
  • Carnegie Endowment
  • Rockefeller Family Fund
  • W K Kellogg Foundation
  • Open Society Foundation (Soros)

Deshalb sollte man sich keine offene und ehrliche Aufdeckung westlichen Kapitalismus erwarten. Die schmutzigen Geheimnisse westlicher Großunternehmen werden weiterhin unentdeckt bleiben.

Außer Russland, Iran und Syrien bekommen es gerade noch ein paar kleine westliche Staaten wie Island ab. Ein oder zwei britische Peers, vielleicht jemand mit Demenz, werden noch geopfert, aber mehr nicht.

Die großen Medienhäuser – der Guardian und die BBC in Großbritannien –  haben exklusiven Zugang zur Datenbank, die weder ich noch Sie einsehen können. Sie vermeiden es sogar, sensible Informationen zu westlichen Unternehmen nur zu Gesicht zu bekommen, indem sie ganz einfach lediglich die Resultate ganz bestimmter Suchen auswerten, wie eben die nach UN Sanktionsempfängern. Vergessen wir nicht, dass der Guardian seine Kopien der Snowdon Dokumente auf Anweisung des MI6 vernichtet hat.

Was aber, wenn sie die Mossack Fonseca Datenbank nach Eigentümern von Mainstream-Medienhäusern und deren Subunternehmen, nach Redakteuren und Mainstream-Medien-Journalisten durchsucht hätten? Was, wenn sie nach leitenden Angestellten der BBC gesucht hätten? Oder nach Geldgebern des Center for Public Integrity und seinen Subunternehmen?

Was wäre, wenn sie eine Mossack Fonseca Suche nach jedem einzelnen börsennotierten westlichen Unternehmen und nach jedem westlichen Millionär, den es gibt, durchgeführt hätten?

Das wäre tatsächlich um einiges interessanter. Ich weiß, dass Russland und China korrupt sind, das muss man mir nicht erklären. Aber was wäre, wenn man nach Dingen suchen würde, gegen die man hier im Westen tatsächlich etwas tun könnte?

Und was, wenn wir alle diese Daten einsehen könnten?

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Von Craig Murray

Craig Murray ist Autor, Publizist und Aktivist für Menschenrechte. Er war von August 2002 bis Oktober 2004 britischer Botschafter von Usbekistan und von 2007 bis 2010 Rektor der Universität von Dundee, Schottland.

Der Originalartikel kann hier besucht werden