Auch nach dem Ende der ethnisch motivierten Massaker in der Zentralafrikanischen Republik flammt die Gewalt zwischen christlich und muslimisch orientierten Milizen immer wieder auf. So starben nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) seit Donnerstag vergangener Woche mindestens 21 Menschen bei Kämpfen in der im Zentrum des Landes gelegenen Stadt Bambari. „Die Zentralafrikanische Republik ist noch immer ein Pulverfass.
Vor allem in den ländlichen Regionen herrschen Recht- und Straflosigkeit und die Macht der Gewehre der Milizen“, warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. „Dringend braucht das Land mehr Hilfe beim Wiederaufbau und bei der Reintegration von 840.000 Flüchtlingen. Denn Frieden wird die Zentralafrikanische Republik nur finden, wenn die jungen Leute sich nicht mehr Milizen anschließen, sondern Perspektiven für ein sicheres Auskommen bekommen.“
Die blutigen Auseinandersetzungen in Bambari wurden durch einen Mord an einem jungen Muslim ausgelöst. In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es erneut zu schweren Kämpfen. Ein Großteil der Bewohner flüchtete in den Busch. Zuvor hatten noch am Samstag Christen öffentlich für einen wirksameren Schutz durch Blauhelmsoldaten demonstriert. Auch die rund 30.000 noch im Land verbliebenen Muslime sind nicht ausreichend geschützt. Besonders im Westen des Landes brechen ständig neue Kämpfe zwischen muslimischen Seleka-Milizionären und christlichen Anti-Balaka-Kämpfern aus.
Trotz einer Stabilisierung der Lage in der Hauptstadt Bangui gibt es auch dort immer wieder neue Kämpfe. So kamen Anfang August fünf Menschen bei einem Miliz-Angriff in Bangui zu Tode. Zwölf Personen wurden bei Kämpfen zwischen Anti-Balaka-Milizionären und Peulh-Nomaden am 2./3. August getötet.
Sechzehn Monate nach der Entsendung von UN-Friedenstruppen zum Schutz der Zivilbevölkerung vor Gräueltaten ist noch immer jeder fünfte Bewohner der Zentralafrikanischen Republik auf der Flucht. 2,7 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Rund 370.000 Menschen leben als Binnenflüchtlinge in anderen Landesteilen, während 471.000 Personen im benachbarten Ausland Zuflucht gesucht haben. Vor allem in Kamerun und im Kongo ist die Lage der dort lebenden 350.000 Flüchtlinge prekär. Oft fehlt es am Nötigsten in ihren Lagern. „Diese Flüchtlinge können nicht nach Europa kommen. Sie scheinen von der Welt wie vergessen zu sein, weil sich niemand für den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik interessiert“, kritisierte Delius.