Seit drei Jahren treffen sich Menschen, die auf einer Commons-Sommerschule waren oder sich beim Commons Institut engagieren, zu einem jährlichen Vernetzungstreffen. Inspiriert vom Bild des unterirdischen, verästelten Pilzmyzels, das an verschiedenen Stellen Fruchtkörper aus der Erde sprießen lässt, werden sie Myzeltreffen genannt. Im Mai trafen sich etwa 35 Leute für vier Tage im »Gäst*innenhaus« in Dannenrod, wo sich vor sechs Jahren Einheimische und Unterstützende gegen einen Autobahnbau und für den Erhalt des Dannenröder Forsts einsetzten.
Was mich dorthin zog, war die Aussicht auf ein hingebungsvoll gestaltetes Gruppenerlebnis, wie ich es schon auf der Commons-Sommerschule 2024 erlebt hatte. Eine Stärke der Commonskis (meine Wortschöpfung für die Teilnehmenden und Organisierenden der Sommerschule) ist für mich das erstaunlich leichtgängige Verflechten einer Gruppe von Individuen zu einer Gemeinschaft auf Zeit, in der ich mich sicher und präsent fühle. In verschiedenen Open-Spaces teilten Einzelne ihr Wissen über gelebtes Commoning wie zu gemeinschaftsgetragener Gesundheitsfürsorge oder zur Vernetzung und Skalierbarkeit von gemeinschaffenden Produktionsweisen.
Mich berührte die gemeinsame Waldbegehung mit einer Anwohnerin, die Teil der Proteste rund um den Dannenröder Forst war. Sie erzählte vom Scheitern aber auch von der enormen Kraft, die für sie in den widerständigen Praktiken zu Tage trat. Mir scheint, dass von dieser Ausnahmesituation damals neben vereinzelten sozialen Beziehungen die dort kultivierten Werte geblieben sind. Daraus nehme ich mit, dass wir auf dem Weg zum Gemeinschaffen Nischen außerhalb des Alltäglichen brauchen, in denen wir uns gegenseitig aufladen und die Erinnerung an ein Miteinander wachkitzeln können. Diese Zugehörigkeit in kürzester Zeit (wieder) aufleben zu lassen, ist ein Handwerk, das die Organisierenden des Myzeltreffens beherrschen.
Die Performance von Tabea Tabazah zeigte mit einfühlsamer Drastik, was Menschen in Gaza und deren Angehörige andernorts zeitgleich erleben. Sie rief mir ins Bewusstsein, dass es auch ein Privileg ist, sich physisch und mental auf solche Gruppenprozesse einlassen zu können.
Lina Ewert










