Die fossile Industrie bedroht Gesundheit und Lebensgrundlagen von mindestens zwei Milliarden Menschen – rund ein Viertel der Weltbevölkerung. Das zeigt eine umfangreiche Recherche von Amnesty International und dem Better Planet Laboratory (BPL). Das Ausmaß und die Schäden, die durch die fossile Infrastruktur hervorgerufen werden, werden in dem Bericht erstmals umfassend kartografiert und dokumentiert.
Der neue Bericht mit dem Titel «Extraction Extinction» Why the lifecycle of fossil fuels threatens life, nature and human rights» zeigt auf, wie der gesamte Lebenszyklus fossiler Brennstoffe Ökosysteme zerstört und Menschenrechte verletzt, insbesondere in der Nähe von Kohle-, Öl- und Gasanlagen. Dort steigt das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, negative Auswirkungen auf die Fortpflanzung und andere schwere Gesundheitsprobleme.
Zentrale Ergebnisse:
- Über 18’000 aktive Standorte der fossilen Industrie in 170 Ländern liegen in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten
- 520 Millionen Kinder leben innerhalb von 5 km, 463 Millionen sogar innerhalb von nur 1 km Distanz zu den Anlagen
- 16 % der Infrastruktur befinden sich auf indigenem Land, 32 % in kritischen Ökosystemen
- Die fossile Brennstoffindustrie wächst weiter: Mehr als 3500 neue Projekte sind geplant oder im Bau – trotz internationaler Klimaziele.
Zahlen von BPL deuten darauf hin, dass durch die Expansion der fossilen Brennstoffindustrie mindestens 135 Millionen Menschen zusätzlich gefährdet werden könnten. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Öl- und Gasprojekte auf allen Kontinenten zunehmen wird, während die Zahl der Kohlekraftwerke und -minen vor allem in China und Indien steigt.
«Die fossile Industrie gefährdet Milliarden Leben und heizt die Klimakrise weiter an. Staaten und Unternehmen müssen die Wirtschaft sofort von fossilen Brennstoffen befreien. Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe muss enden», fordert Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International.
Menschenrechtsverletzungen und Widerstand
Die Umweltverschmutzung durch die fossile Industrie gehen mit der Unterdrückung, Einschüchterung und Delegitimierung von Menschenrechtsverteidiger*innen einher, die sich für Land- und Umweltrechte einsetzen. Gemeinschaften in Brasilien, Kanada und Senegal berichten von fehlender Transparenz, kultureller Enteignung und Gewalt.
Indigene und Umweltverteidiger*innen sind massiven Risiken ausgesetzt – von Drohungen bis zu missbräuchlichen Gerichtsverfahren. «Wenn wir unser Land verteidigen, werden wir kriminalisiert», sagen Wet’suwet’en-Aktivist*innen in Kanada.
Amnesty International fordert:
- Sofortigen, gerechten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
- Schutzprogramme für Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger*innen
- Verabschiedung eines internationalen Vertrags zur Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe
«Die Klimakrise ist Ausdruck tief verwurzelter Ungerechtigkeiten. Regierungen müssen handeln – für eine schnelle, faire und menschenrechtskonforme Energiewende», sagt Agnès Callamard









