Urgewald nennt Banken und Investoren hinter neuen Öl- und Gasprojekten. 138,5 Milliarden Dollar Kredite seit 2022. 92 Prozent aus dem Ausland. Banco Santander vorn, Deutsche Bank mit 3,4 Milliarden.

Von Sven Hanfstängl Reuss

Fünf Wochen vor dem UN-Klimagipfel in Belém (COP30) zeigt eine neue Studie der deutschen NGO Urgewald das Ausmaß der Öl- und Gasexpansion in Lateinamerika und der Karibik und benennt die Banken sowie Investoren, die diese Expansion ermöglichen. Die Ergebnisse wurden gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Region in einer digitalen Pressekonferenz vorgestellt: Arayara aus Brasilien, FARN aus Argentinien, Conexiones Climáticas aus Mexiko und Amazon Watch aus Peru.

Seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens wurden mehr als 930.000 km² für die Öl- und Gasförderung geöffnet – eine Fläche größer als Venezuela. Unternehmen investierten laut Urgewald 28 Milliarden US-Dollar in die Erschließung neuer Reserven. Zu den größten Akteuren zählen Pemex in Mexiko und Petrobras in Brasilien, wobei Petrobras für 29 Prozent aller neuen Ressourcen in Entwicklung in der Region verantwortlich ist. Ein Großteil der Projekte findet unter extremen Bedingungen statt: In Brasilien sind 93 Prozent der Projekte Tiefseebohrungen über 500 Meter Tiefe – mit hohem Unfallrisiko. Zudem sind über 8.800 km Pipelines geplant.

Die Studie identifiziert 297 Banken, die zwischen 2022 und 2024 rund 138,5 Milliarden US-Dollar an Unternehmen für neue fossile Projekte in Lateinamerika und der Karibik bereitgestellt haben. 92 Prozent dieser Mittel stammen aus dem Ausland.

An der Spitze steht die Banco Santander mit Sitz in Spanien (9,9 Mrd. US-Dollar), gefolgt von JPMorgan Chase (8,1 Mrd.), Citigroup (7,9 Mrd.), Scotiabank (7,2 Mrd.) und Bank of America (6,0 Mrd.). Die erste lateinamerikanische Bank ist Itaú Unibanco (Brasilien, Platz 15). Aus Deutschland ist die Deutsche Bank der viertgrößte europäische Finanzierer mit 3,4 Milliarden US-Dollar Krediten. Philipp Noack von Urgewald kommentiert: „Die Deutsche Bank profitiert auch auf Kosten der Amazonas-Ökosysteme, indem sie Geschäfte mit Fracking, Tiefsee-Bohrungen und Abholzung ermöglicht.“

Über 6.400 Investoren halten Aktien und Anleihen im Wert von insgesamt 425 Milliarden US-Dollar. Die größten drei stammen aus den USA: Vanguard (40,9 Mrd.), BlackRock (35,3 Mrd.) und Capital Group (16,8 Mrd.). Laut Studie stammen 96 Prozent der Investments aus dem Ausland.

Die vollständige Studie auf Englisch sowie zwei interaktive Panels mit aktuellen Daten zu Projekten, Banken und Investoren sind auf der Website von Urgewald verfügbar.


Den vollständigen Text finden Sie hier:

https://amerika21.de/2025/10/277179/geldgeber-expnsion-extraktivismus

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