Die Geschäftsführerin, Catherine Russell, betonte die weltweit steigenden humanitären Bedürfnisse sowie die gravierende Auswirkung der Kürzung von Mitteln auf Kinder. UNICEF ruft zu Spenden in Höhe von 7.66 Mrd. USD [6,53 Mrd. Euro] auf, um im kommenden Jahr 73 Millionen Kinder in 133 Ländern zu erreichen.
Freunde, Geschäftspartner, Kollegen, ich bedanke mich für Ihre Teilnahme an dieser virtuellen Einführung des 2026 beginnenden UNICEF-Programms „Humanitäre Aktion für Kinder“ und danke Ihnen ebenso für Ihre anhaltende Unterstützung der vulnerabelsten Kinder der Welt.
In der letzten Woche war ich im Südsudan und im Sudan unterwegs, um Kinder und Familien kennenzulernen, die herzzerreißende Geschichten von Verlust, Vertreibung und unterbrochener Kindheit erzählten. Ihre Erlebnisse spiegeln das wider, was wir in humanitären Krisen weltweit beobachten: das Leben von Kindern wird durch Kräfte geprägt, die weit außerhalb ihrer Kontrolle liegen––Konflikte, drohende Hungersnot, zunehmende, erschütternde Auswirkungen des Klimawandels und der Zusammenbruch notwendiger Dienstleistungen.
Der Südsudan und der Sudan machen nur zwei der 34 humanitären Notlagen aus, die wir im diesjährigen Spendenaufruf hervorheben.
Im Südsudan haben Hunger, Krankheit und überstrapazierte Grundversorgungsleistungen verheerende Auswirkungen.
Mehr als 2,1 Millionen Kinder unter 5 Jahren droht akute Unterernährung; der Klimawandel verursacht schwere Überflutungen und Extremwetter; und das Land leidet unter dem schlimmsten Cholera-Ausbruch in seiner Geschichte. Der Südsudan hat mehr als 1,3 Millionen Geflüchtete und Zurückkehrende aufgenommen, die vor dem Krieg im Sudan flohen. Dadurch werden wesentliche Dienstleistungen bis zum Zerreißen strapaziert.
Gleichzeitig leiden Kinder im Sudan unter einer der am schnellsten wachsenden und am wenigsten sichtbaren Krisen der Welt.
Dieser Besuch war mein zweiter im Sudan, und mich haben die Erlebnisse, von denen mir berichtet wurden, erschüttert––vor allem aus Darfur und Kordofan, wo Hungersnöte in mehreren Gebieten festgestellt wurden und wo Kinder unaussprechliche Gewalt miterlebt haben. Millionen von ihnen wurden von ihrem Zuhause und aus ihren Gemeinschaften vertrieben, und viele haben einen oder beide Elternteile verloren.
Aber diese Krisen sind Teil eines größeren Bildes auf der globalen Ebene.
Weltweit beobachten wir ein Rekordmaß an schwerwiegenden Übergriffen gegen Kinder, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser und eine entsetzliche Zunahme an Vergewaltigung und anderer Formen sexuellen Gewalt. Wesentliche Dienstleistungen brechen zusammen, und Millionen von Kindern verlieren den Zugang zu Sicherheit, zu Bildung und zur gesunden Zukunft, die ihnen zusteht.
Im Gazastreifen ertragen Kinder weiterhin einen Teufelskreis von Gewalt und Verlust, den kein Kind jemals erleben sollte. Wesentliche Dienstleistungen sind drastisch verringert worden, und Familien kämpfen täglich um die Sicherstellung von Lebensmitteln, Wasser und Schutz.
Auf Haiti treibt eine Spirale der Unsicherheit und der Zusammenbruch von grundlegenden Systemen Familien und Kinder in ernsthafte Gefahr.
In Bangladesch sind nach wie vor etwa eine Million Geflüchtete Rohingya, fast die Hälfte davon Kinder, in einer Krise gefangen, die sich andauernd verlängert, ohne Aussicht auf eine eindeutige Lösung.
In der Sahelzone richtet zunehmende Waffengewalt das Überleben, die Bildung und den Schutz von Kindern zugrunde.
Und in der Ukraine bringt der anhaltende Krieg weiterhin jeden Aspekt des Lebens für Kinder zum Erliegen, von der Bildung und der mentalen Gesundheit bis hin zum Zugang zu Trinkwasser und Heizung in den Wintermonaten.
Diese Notlagen sind nur einige der Situationen, in denen Kinder unsere Unterstützung dringend brauchen.
In einer Zeit, in der humanitäre Bedürfnisse steigen, werden die verfügbaren Ressourcen geringer, die diese Bedürfnisse erfüllen können. Mittelkürzungen––plötzlich, schwerwiegend und weit verbreitet––nötigen uns zu unmöglichen Entscheidungen in unseren Betriebsabläufen. Somit müssen wir Lieferungen von Gütern einschränken, die Häufigkeit von Dienstleistungen verringern und die Interventionen reduzieren, auf die Kinder für ihr Überleben angewiesen sind. Die Lücke zwischen Bedürfnissen und Ressourcen erweitert sich ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem Kinder uns am dringendsten brauchen.
Trotz allem erfahren wir immer noch von hoffnungsspendenden Geschichten in den schwierigsten Situationen.
Im Südsudan habe ich Kinder kennengelernt, die eine von UNICEF getragene Bildungsstätte besuchen und mir von ihren Zielen erzählten, Ärzte, Lehrer und Anwälte zu werden. Trotz der Krise um sie herum, geben sie ihre Bildung um keinen Preis auf.
Früher im Jahr lernte ich Mütter in Adre, Tschad, kennen, die vor dem Krieg im Sudan geflohen sind und deren unterernährte Kinder dank der Hilfe von UNICEF zurück ins Leben gebracht wurden.
Eine der Frauen flüsterte mir zu, was sie und viele andere für scheußliche sexuelle Gewalt in Darfur erlebt hatten und wie UNICEF und unsere Partner ihnen eine Rettungsleine angeboten haben.
Solche Momente erinnern uns immer wieder an die Bedeutung dieser Spendenaktion und warum Ihrer Mitwirkung dabei essentiell ist.
Mit Blick auf das Jahr 2026 wird UNICEF den Fokus auf die Kinder verstärken, die am stärksten gefährdet sind, vor allem diejenigen, die in chronisch unterfinanzierten und vernachlässigten Notlagen leben. Wir investieren in nationale und örtliche Kapazitäten; bauen kritische Systeme aus; und verstärken unsere Bereitschaft, schnell und effektiv auf die Verschärfung von Krisen zu reagieren.
Diese Einsätze retten Leben. Aber das können wir nicht alleine tun.
Ich bitte uns alle dringend darum, unmittelbar, gemeinsam und mutig zu handeln, damit jedes Kind, unabhängig seines Wohnorts, überleben, lernen und Erfolg haben kann.
Vielen Dank.“
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Olivia Howe vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!









