Zwischen dem 12. Oktober 1492 und dem Ende des zweiten Jahrtausends hatte der westliche Expansionismus einen großen Einfluss auf die Weltgemeinschaft.
Europäische Imperien, die ihren Ursprung in rohstoffarmen Ländern hatten, entwickelten ein System, um andernorts Rohstoffe zu finden, die ihr Wachstum ankurbeln sollten. Dieses System ist als Kolonialismus bekannt. Siehe die Berliner Konferenz (1884)
Als Reaktion auf die westliche Vormachtstellung gab es in den letzten Jahrzehnten zunehmend Partnerschaften zwischen Regionen des globalen Südens.
So wurden zum Beispiel unter den Regierungen der Präsidenten Hugo Chávez und Muammar Gaddafi drei Südamerika-Afrika-Gipfel (ASA) abgehalten, mit dem Ziel, die Anstrengungen der beiden Kontinente zu vereinen, sich von alten Modellen der Fremdherrschaft zu emanzipieren, und in größerer Freiheit weitgehender über ihre eigene Zukunft zu entscheiden.
Die bolivarische Regierung Venezuelas hat mehrere Integrationsinitiativen mit anderen südamerikanischen Ländern gefördert, insbesondere die CELAC-Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten, welche eine größere Unabhängigkeit vom Einfluss des Westens, insbesondere der Vereinigten Staaten, anstrebt.
In Afrika hatte die Regierung der Libysch-Arabischen Dschamahirija mit den libyschen Goldreserven die Schaffung einer pan-afrikanischen Bank gefördert, deren Ziel es war, die Völker Afrikas von der systemischen Verschuldung bei westlichen Finanzinstitutionen (Weltbank, Internationaler Währungsfonds, Bretton-Woods-Abkommen etc.) zu befreien.
Die libysche Regierung schlug auch die Gründung der Vereinigten Staaten von Afrika vor, mittels Infrastrukturprojekten, die das Wachstum des Wohlstands für die Völker des Kontinents, der Wiege der Menschheit, beschleunigen würden.
Die gegenseitige Annäherung zwischen diesen emanzipatorischen Projekten beunruhigte jedoch die neokolonialen Mächte, die mitunter auch als „Neo-Ostindien-Kompanie“ bezeichnet wurden.
Wenn Länder des globalen Südens versuchen, sich von ehemals vorherrschenden Mächten zu emanzipieren, werden ihre Repräsentanten in der Regel allerlei Untaten beschuldigt und vom westlichen Mainstream in einer Weise dämonisiert, die ihr Verschwinden von der Bildfläche oder gar ihre Eliminierung rechtfertigt.
Der Westen hat keine Mühen gescheut, das Wachstum Afrikas zu bremsen. Gaddafi wurde 2011 nach einer militärischen Intervention der NATO, die nicht durch UN-Resolutionen gedeckt war und unter Verletzung des Völkerrechts, unter dem Vorwand der Wahrung von Menschenrechten getötet. Die von den Eliten der NATO-Staaten so gefürchtete Emanzipation Afrikas wurde so vorübergehend abgewendet. Präsident Hugo Chávez starb 2013 in Venezuela an einer nicht näher bezeichneten Krankheit.
Nach dem Tod von zwei Schlüsselfiguren in der südamerikanisch-afrikanischen Partnerschaft wurden die Projekte der Pan-afrikanischen Bank und der Vereinigten Staaten von Afrika vorübergehend blockiert, und auch die weitere Durchführung von ASA-Gipfeln wurde nach drei Veranstaltungen gestoppt: November 2006 in Abuja (Nigeria), September 2009 auf der Insel Margarita (Venezuela), Februar 2013: Malabo (Äquatorialguinea). Die vierte Veranstaltung, die 2017 in Quito (Ecuador) geplant war, fand nicht statt.
Aber die Annäherung zwischen den Völkern des Südens fand hier nicht sein Ende. Zwölf Jahre nach dem letzten ASA-Gipfel trafen sich zwei neue Vertreter aus Südamerika und Afrika, um die Süd-Süd-Partnerschaft neu zu beleben. Dies geschah am 9. Mai 2025 im Rahmen der Feierlichkeiten zum Sieg über den Nationalsozialismus, zu denen viele Staatsvertreter nach Moskau reisten.
Bei diesem Anlass besuchte dann der venezolanische Präsident Nicolas Maduro seinen burkinischen Amtskollegen Ibrahima Traoré in der Botschaft von Burkina Faso in Moskau. Aktuell bestehen zwischen Venezuela und Burkina Faso 27 bilaterale Abkommen in den Bereichen Politik, Sicherheit, Wissenschaft und Landwirtschaft. Vor kurzem haben die beiden Länder 14 neue Abkommen in den Bereichen Energie, Bergbau, Gold- und Ölförderung unterzeichnet. Das bolivarische Venezuela verfolgt weiterhin die Herangehensweise von Präsident Chávez bezogen auf die afrikanischen Länder, bekannt auch als „Mutter-Afrika-Diplomatie“.
Im Hinblick auf den Trend zur Zusammenarbeit zwischen den Völkern des Südens ist zu beachten, dass die BRICS-Staaten seit dem 1. Januar 2025 offiziell neun neue „Partner“-Staaten willkommen geheißen haben. Zusammen repräsentieren die Mitglieder und Partner der Gruppe nun 51 % der Weltbevölkerung und 40 % des BIP; hierbei sind all die Länder, die beitreten wollen, gar nicht mitgerechnet.
Letztlich hat die Vorgehensweise der NATO, unabhängige und patriotische Staatsoberhäupter auszuschalten, das Wachstum des Südens nicht gebremst, sondern wahrscheinlich sogar beschleunigt. So wurde beispielsweise Thomas Sankara 1987 ermordet, aber seine Botschaft von Freiheit und Unabhängigkeit verbreitet sich heute unter jungen Afrikanern, für die er einen Mythos darstellt.
Im September 2023 gründeten die Regierungen von Mali, Burkina Faso und Niger als Reaktion auf Destabilisierungsversuche von außen die Sahel-Konföderation. Diese Länder haben mit der überwältigenden Unterstützung ihrer Bevölkerung NATO-Stützpunkte von ihrem Territorium entfernt, ihre eigene Währung geschaffen, ihre Industrie entwickelt und ihre natürlichen Ressourcen zum Wohle ihrer jeweiligen Bevölkerungen zurückgewonnen.
Westlichen Länder profitieren nach wie vor von den billigen Ressourcen Afrikas und sind zutiefst besorgt über seine Emanzipation. Man denke nur an die vielen Jahre, in denen westliche Energiekonzerne wie Areva Atomkraftwerke in Europa und auf der ganzen Welt mit Uran beliefert haben, das zu Tiefstpreisen in Niger gewonnen wurde. Nach den sehr schweren Vorwürfen des nigrischen Präsidenten Abdourahmane Tiani benutzt der Westen auch den Terrorismus, um seine Privilegien in Afrika zu wahren.
Mitte April beschuldigte AFRICOM-Kommandant Michael Langley den Präsidenten von Burkina Faso, Ibrahim Traoré, fälschlicherweise der Unregelmäßigkeiten bei der Ausübung seines Amtes. Man mag sich erinnern, dass solche Anschuldigungen oft dazu benutzt wurden, lästige Patrioten zu dämonisieren, bevor sie entfernt oder ausgeschaltet werden. In Reaktion darauf verbreiteten sich am 30. April unterstützt durch die sozialen Medien Hunderte von gewaltfreien Protesten in ganz Afrika und in der afrikanischen Diaspora auf der ganzen Welt. Miteinander verbundene pan-afrikanistische Gruppen forderten die NATO auf, „Präsident Traoré nicht anzufassen“, und warnten, dass, sollte ihm etwas zustoßen, „die Vertretungen westlicher multinationaler Unternehmen in Afrika und anderswo bald zu weniger sicheren Orten werden könnten„.
Ein Aspekt, den es zu bedenken gilt, ist, dass die Völker des Südens, – trotz jahrhundertelanger Ungerechtigkeit, – in ihrem Wesen nicht sonderlich rachsüchtig sind. Sie wollen einfach nur die Kontrolle über ihr Schicksal zurückgewinnen und ihren Kindern und Enkelkindern erlauben, die Reichtümer ihres Landes zu genießen.
Dies wirft einige Fragen auf, den Westen und seinen bewaffneten Flügel, die NATO, betreffend.
Wird der Westen seinen Überlegenheitskomplex überwinden, indem er sich selbst wieder als normales Mitglied der Menschheit einfügt?
Wird er in der Lage sein, sich die natürlichen Ressourcen, die er braucht, ehrlich zu beschaffen?
Wird er in der Lage sein, das Leid, welches er anderen Völkern zugefügt hat, zu erkennen, sich zu versöhnen, sich zu entschuldigen und den Schaden, den er angerichtet hat, wiedergutzumachen?
Wird er wechselseitige Beziehungen zu anderen aufbauen, anstatt sich in endlose Kriege um Ressourcen zu verstricken?
Wird er eine evolutionäre Rolle in der neuen multizentrischen und sich vereinheitlichenden Weltordnung in Richtung einer universellen menschlichen Nation einnehmen?
Es wird keinen wirklichen Fortschritt in der Welt geben, wenn er nicht für alle und von allen ist.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ursula Nollenberger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!









