Resi Pesendorfer (1902–1989) war eine prägende Gestalt des österreichischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus und Austrofaschismus. Geboren am 21. Juni 1902 als Theresia Laimer in Bad Ischl, wuchs sie unter einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater arbeitete in den Salinen, die Mutter verstarb früh – ein Schicksalsschlag, der das Leben der damals Zehnjährigen grundlegend veränderte. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, verdingte sie sich bereits in jungen Jahren bei Bauern in der Umgebung.

In den 1920er-Jahren begann ihr politisches Engagement. Sie sympathisierte mit der Sozialdemokratie, ehe sie 1926 Ferdinand Pesendorfer heiratete, mit dem sie einen Sohn bekam. Die politischen Umwälzungen bewegten das Ehepaar dazu, der damals verbotenen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) beizutreten – ein Schritt, der ihr Leben entscheidend prägen sollte.

Widerstand im Verborgenen

1937 gründete Pesendorfer im Raum Bad Ischl eine illegale Frauengruppe, die sich gegen das autoritäre Regime stellte. Die Mitglieder übernahmen Botengänge und sorgten dafür, dass die Verbindungen zwischen den geheimen Zellen im Salzkammergut aufrechterhalten blieben. Auch nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich setzte sich diese Arbeit fort – trotz wachsender Gefahr durch die Gestapo.

Die Situation spitzte sich 1941 zu: Eine Verhaftungswelle erschütterte die Region. Während viele Männer – darunter ihr eigener Ehemann – inhaftiert oder an die Front geschickt wurden, wuchsen die Aufgaben der Frauen. Resi Pesendorfer übernahm zunehmend Verantwortung innerhalb des Widerstands.

Als 1942 zwei Inhaftierte, Karl Gitzoller und Alois Straubinger, aus dem Gefängnis entkommen konnten, organisierte sie für Gitzoller ein Versteck in der leerstehenden Villa Waldhütte, wo sie als Putzfrau arbeitete. Kurzzeitig selbst von der Gestapo festgesetzt, entging sie einer längeren Haft nur, weil ihr keine Beweise nachgewiesen werden konnten. Ihr Engagement hielt unvermindert an. Im Herbst 1943 gelang es ihr – gemeinsam mit der Widerstandskämpferin Agnes Primocic und anderen – dem KZ-Häftling Sepp Plieseis zur Flucht zu verhelfen.

Das Netzwerk Willy-Fred

Nach der geglückten Flucht von Sepp Plieseis 1943 entwickelte sich rund um ihn eine der aktivsten und bestorganisierten Widerstandsgruppen im Salzkammergut: die Gruppe „Willy-Fred“. Der Name setzt sich aus den Decknamen zusammen, die Plieseis während seiner Zeit im Untergrund verwendete – zunächst „Willy“, später „Fred“.

Die Gruppe bestand aus einem losen Zusammenschluss von Deserteuren, untergetauchten NS-Gegnern, ehemaligen KZ-Häftlingen und mutigen Zivilist:innen. Ihr Ziel war es, die faschistische Herrschaft zu unterlaufen – nicht durch spektakuläre Sabotageakte, sondern durch stille, ausdauernde Unterstützung und die Organisation eines überlebenswichtigen Netzwerkes für Verfolgte.

Zentral war dabei der „Igel“, ein getarnter Unterschlupf in den abgelegenen Bergen nahe Ischl. Hier hielten sich mitunter Hunderte Menschen versteckt, die dem Zugriff der Gestapo entgehen konnten. Doch ein Versteck allein reichte nicht aus: Es waren Menschen wie Resi Pesendorfer, Marianne Feldhammer, Leni Egger und viele andere Frauen, die durch ihre Arbeit im Tal die Basis für das Überleben in der Abgeschiedenheit schufen. Sie organisierten Lebensmittel, Kleidung, Nachrichten, medizinische Hilfe – und wenn nötig auch Waffen und Munition.

Ihre Aktionen waren nicht nur mutig, sondern hochriskant. Schon der Besitz von unerlaubt geschlachtetem Fleisch konnte mit drakonischen Strafen geahndet werden. Dennoch hielten die Beteiligten durch – getrieben von Überzeugung und einem tiefen Sinn für Gerechtigkeit. Die Gruppe „Willy-Fred“ wurde so zu einem der wirkungsvollsten Beispiele zivilen Widerstands in Österreich und überdauerte als stille, aber kraftvolle Antwort auf ein brutales Regime.

Ein Leben im Schatten – und im Licht der Erinnerung

Nach dem Ende des Krieges blieb Resi Pesendorfer in Bad Ischl, wo sie weiterhin bescheiden und zurückgezogen lebte, bevor sie später nach Ebensee übersiedelte. Um öffentliche Aufmerksamkeit scherte sie sich wenig. Statt großer Worte wählte sie das stille Engagement: im KZ-Verband, einer österreichischen Organisation, die Überlebende von Konzentrationslagern, Widerstandskämpfer:innen und Opfer des Faschismus vereint. Sie setzte sich dort für die Interessen der Opfer des Nationalsozialismus ein und war zudem im Bund Demokratischer Frauen sowie in der lokalen Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) tätig.

Lange blieb ihre Geschichte im Schatten der offiziellen Erinnerungskultur. Erst 1985 rückte sie wieder ins Licht der Öffentlichkeit, als die Filmemacherin Ruth Beckermann in ihrem Dokumentarfilm „Der Igel“ die Widerstandsbewegung im Salzkammergut porträtierte. Darin kommt die damals 83-jährige Resi Pesendorfer selbst zu Wort – leise, entschlossen, mit dem Klang ihrer Heimat in der Stimme:

Sie starb am 31. Oktober 1989 im Alter von 87 Jahren. Sie hinterließ nicht nur ihren Sohn, sondern auch ein stilles Vermächtnis: jenes einer Frau, die mit Mut, Entschlossenheit und Menschlichkeit gegen Unrecht aufstand – und nie einen Dank dafür verlangte.

Im Jahr 2024 wurde ihr zu Ehren der Theresia-Pesendorfer-Platz in Bad Ischl eröffnet – als sichtbares Zeichen der Anerkennung, die ihr zu Lebzeiten weitgehend verwehrt geblieben war.

KI generiert, Resi Pesendorfer 1902 – 1989