Eine große Illusion unserer Zeit ist, dass wir sämtliche „Bedürfnisse“ befriedigen können, ohne dafür auf eine Gemeinschaft angewiesen zu sein. Die Menschen streben nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit und versuchen, ihre Probleme allein zu lösen, ohne auf eine Gemeinschaft angewiesen zu sein.

Gemeinschaften sind von Natur aus komplex, dem Wesen nach bestehen sie, um die Bedürfnisse ihrer Mitglieder durch gegenseitige Unterstützung und Zusammengehörigkeit auszugleichen und zu erfüllen. Bis vor kurzem waren die Menschen in unzähligen Bereichen aufeinander angewiesen – sie teilten, tauschten und unterstützten sich gegenseitig bei der Beschaffung von Nahrung, Kleidung, Arbeit und vielem mehr. Die Abwesenheit von Geld erleichterte in vielerlei Hinsicht die Koordination und die Organisation bei diesem Tausch. Diese Logik funktionierte auf jeder Ebene, von kleinen Dörfern bis hin zu großen globalen Institutionen.

Die Privatisierung des Geldes hat jedoch alles verändert. Statt auf die Unterstützung einer Gemeinschaft angewiesen zu sein, zahlen die Menschen nun einfach für ihre „Bedürfnisse“. Dieser Wandel ist in vielen Bereichen der Gesellschaft zu beobachten, wie z. B. bei der Privatisierung des öffentlichen Bildungswesens in den Vereinigten Staaten, die ständig vorangetrieben wird. Kürzlich bezeichnete Elon Musk die Sozialversicherung als „das größte Schneeballsystem aller Zeiten“ und kritisierte damit eine seit langem bestehende Einrichtung, die die finanzielle Sicherheit aller Amerikaner gewährleisten soll. Seine Haltung erinnert an Margaret Thatcher, die erste weibliche Premierministerin Großbritanniens, die 1987 in einem Interview mit Women’s Own erklärte:

„Sie schieben ihre Probleme auf die Gesellschaft. Dabei gibt es so etwas wie die Gesellschaft gar nicht. Es gibt einzelne Männer und Frauen und es gibt Familien. Keine Regierung kann irgendetwas tun ohne diese Menschen, und die Menschen kümmern sich zuerst um sich selbst. Es ist unsere Pflicht, uns um uns selbst zu kümmern, und dann auch um unsere Nachbarn.“

Viele Menschen gründen heute ihre „eigenen“ Gemeinschaften, die sich aus Gleichgesinnten zusammensetzen, und beklagen gleichzeitig die zunehmende Polarisierung und Fragmentierung der Gesellschaft. Aber gehören wir Menschen nicht alle zu einer einzigen, größeren Gemeinschaft? Wenn ja, wie sieht diese aus? Wie funktioniert sie? Was haben wir gemeinsam, und wie können wir uns gegenseitig unterstützen? Vielleicht kann die gegenwärtige Krise das tiefe menschliche Bedürfnis nach Gemeinschaft neu entfachen und als Gründungsmoment für die erste universelle menschliche Gemeinschaft dienen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Angela Becker vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!