Kurz nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in Gaza führte der Sekretär von MeRA25 (griechische politische Partei „Front für realistischen europäischen Ungehorsam“), Yanis Varoufakis, ein Gespräch mit Francesca Albanese, Rechtsexpertin und Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die besetzten palästinensischen Gebiete. Der Anlass war der erste Tag der panhellenischen Konferenz der Mitglieder von MeRA25.

Francesca Albanese spricht über die Frage der Vereinten Nationen und die Nichtanerkennung des Staates Palästina als Vollmitglied des Sicherheitsrats mit dem Veto der USA; sie spricht auch über die Rolle mehrerer Mitgliedstaaten, die zwar behaupten, dass die Lösung in der Anerkennung und Koexistenz zweier Staaten in der israelisch-palästinensischen Frage besteht – die aber gleich einen Rückzieher machen, wenn es darum geht, etwas Minimales zu tun, weil sie ihre Beziehungen zu den USA und Israel nicht gefährden wollen. Francesca Albanese spricht darüber, was aus rechtlicher Sicht einen Völkermord darstellt, und dann über den jüngsten Waffenstillstand in Palästina und seine Bedeutung.

Als Antwort auf Yanis Varoufakis‘ Aufforderung, die Debatte mit einer optimistischen Note zu beenden, sagte Albanese: „Die Realität in Palästina ist das beste Beispiel für vergangene, gegenwärtige und wahrscheinlich auch zukünftige Ungerechtigkeiten. Es ist die ungeschönte Welt. Es ist die Welt in Bezug auf menschliche Beziehungen. Wollen wir, dass das so bleibt? Denn wenn die Antwort lautet: „Ja, es ist mir egal“, wird uns dieses Übel früher oder später ereilen.

Und ich denke, es wird früher sein, nicht später, denn Ungerechtigkeiten sind miteinander verbunden. Wirtschaftliche Ungerechtigkeit ist gleichbedeutend mit ökologischer Ungerechtigkeit, und deshalb denke ich, dass das heutige Palästina ein Test dafür ist, was wir als Menschheit in Zukunft tun und sein wollen.

In Schweigen und Untätigkeit zu verharren darf daher nicht einmal eine Option sein. Wir sollten uns daran erinnern, dass Gerechtigkeit zu Hause beginnt. Also stellt Nachforschungen über eure Politiker, eure Unternehmen, eure Wohltätigkeitsorganisationen, eure Banken an, findet heraus, wohin das Geld eurer Versicherungen fließt. Und ich sage euch das, weil ich das gerade untersuche: Das wirtschaftliche und finanzielle Netzwerk, das die Besatzung und all die Verbrechen, die sie mit sich bringt, unterstützt, könnte dies ohne die Toleranz von allen von uns nicht erreichen. Und wenn ich sage, jede:r von uns, dann meine ich das auch so“.

Das Video ist in Englisch mit griechischen und englischen Untertiteln.
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Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!