Die Taliban verboten Frauen, an der Universität zu studieren. Viele Studentinnen protestieren dagegen und arbeiten online weiter.

Pascal Derungs für die Online-Zeitung INFOsperber

Eineinhalb Jahre nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 sind den Frauen in Afghanistan die meisten alltäglichen Aktivitäten verboten, insbesondere wenn kein Mann dabei ist. Das Studium an der Universität haben ihnen die Taliban kürzlich komplett untersagt. Wer sich nicht fügt, ist polizeilicher Repression, Inhaftierung und Folter ausgesetzt. Doch viele Frauen rebellieren dagegen in den noch offenen Social Media und treiben ihr Studium von zuhause aus weiter.

Das zeigt eine kurze Videoreportage von «Franceinfo» vom 29. Dezember 2022.

Von der Universität ausgeschlossene Frauen versuchen, Ihre Anliegen und ihren Protest auf Social Media zu verbreiten. © Franceinfo

Die Demos sind von der Strasse ins Netz ausgewichen

In der Reportage äussert sich eine junge Frau, welche eine Netzwerk-Gruppe von 500 Mitgliedern leitet, die alle nicht mehr studieren dürfen. «Als die Taliban uns die Universität verboten, verbrannte ein Professor der Universität Kabul alle seine Dokumente und trat zurück. Das haben wir in unserer Gruppe geteilt, und schauen Sie, auch Studenten sind daraufhin in den Streik getreten.»

Die Protestaktionen der Frauen spielen sich in der digitalen Sphäre ab. In den Videos tragen viele Demonstrantinnen ostentativ Make-up, ersetzen den vorgeschriebenen schwarzen durch einen farbigen Schleier und sagen mit unverhülltem Gesicht vor der Kamera aus. Eine Gruppe Studentinnen demonstriert in einem geheim gehaltenen Saal mit Plakaten und skandiert Protestparolen. Auch dieses Video wird ins Netz gestellt und findet breite Beachtung.

Die Videoreportage zeigt, wie junge Frauen, die nicht mehr zum Unterricht gehen dürfen, zuhause online weiter arbeiten in ihren Klassen. Andere unterrichten von zuhause aus online jüngere Mädchen, um ihnen die fehlende Bildung zu vermitteln.

Die Proteste zielen auf Unterstützung des Westens

Die Situation heute sei vergleichbar mit jener des ersten Taliban-Regimes von 1996 bis 2001, sagt eine der Exponentinnen. Aber es gebe einen wichtigen Unterschied: Heute können sie die Weltöffentlichkeit informieren dank der Medien und der digitalen Netzwerke. Die revoltierenden Frauen hoffen auf Druck des Westens, um die reaktionären Taliban von ihrem rigorosen Kurs abzubringen.